Psy, der südkoreanische Pop-Superstar, den jeder seit seinem globalen Hit "Gangnam Style" kennt, brachte 2015 einen weiteren provokanten Titel heraus: "Daddy". Aber was steckt hinter diesem verrückten Popsong, der damals täglich aus den Radios (und mittlerweile Streamingdiensten) schallte? Der Song entstand in einer Welt, in der Gesellschaftskritik so populär ist wie nie zuvor. 'Daddy' ist mehr als nur eine skurrile, alberne Dance-Nummer. Es ist eine zynische Anspielung auf das Verlangen nach Anerkennung und die Suche nach Vaterfiguren, die durch das ständige Streben nach Erfolg und Ruhm in den Hintergrund getreten sind. Psy singt über die oberflächliche Suche nach Identität und Bestätigung in einem kulturellen Kontext, der immer mehr von äußerlichen Werten besessen ist.
Psy nimmt im Musikvideo zu 'Daddy' augenzwinkernd die kulturelle Obsession mit Jugend, Schönheit und Oberflächlichkeit aufs Korn. Seien wir ehrlich: So eine Kritik wollte niemand hören, außer vielleicht genau die, die sie am meisten betrifft. Das Video selbst ist eine farbenfrohe Karikatur der sich ständig ändernden Welt der Mode und der oberflächlichen Trends, in der jüngeren Generationen fast verzweifelt hinterher gejagt wird. Psy schlüpft dabei selbst in verschiedene Rollen, von Baby bis Greis. All das sorgt für kurzweilige Unterhaltung, aber die Botschaft dahinter ist tiefgründig.
Der Song 'Daddy' drückt ein mulmiges Gefühl aus, das immer häufiger in unserer Welt anklingt: die medizinisch-technische Möglichkeit, Alter und sogar den Tod hinauszuzögern oder zu manipulieren. Die Gewinnerzielung mit Eintrittskarten für Anti-Aging-Seminare und dubiose Cremes floriert nur deshalb, weil es einen Markt gibt, der von Angst gesteuert wird. Warum wollen so viele diese ewige Jugend einfangen? Weil in einer Gesellschaft, in der Leistung oft über Menschlichkeit steht, nur der junge Körper als wertvoll angesehen wird.
Doch was macht Psy mit dieser schillernden Oberfläche von 'Daddy'? Er wirft einen nüchternen Blick auf das, was hinter diesem Streben steckt. Die Figuren in seinem Video tanzen, lachen und geben sich im Lichte dieses "seichten Wahnsinns" glücklich, aber die wahre Botschaft ist klar: Wir opfern oft unsere Authentizität, um einem Ideal zu entsprechen, das uns lächerlich macht, wenn wir genauer darüber nachdenken.
Dass ausgerechnet ein Popsong aus Südkorea solch eine tiefgründige Botschaft transportiert, erstaunt dann doch. In einer Welt, wo das Hollywood-Kino und die westliche Musikindustrie oft nur seichte Plattitüden offerieren, ist Psys 'Daddy' wie ein Spiegel dieser kulturellen Verblendung. Warum sonst sollte ein K-Pop-Star mit einem Song über Vaterschaft und die blitzblank polierte Kulturschicht von Erfolg das Gespräch anstoßen?
Für all jene, die diese Botschaft nicht erkennen, bleibt 'Daddy' einfach ein lustiger Song mit Ohrwurmqualität. Doch genau hierin liegt die sage und schreibe Genialität. Psy weiß, dass Unterhaltung die Menschen eint, und wenn's auf humorvolle Weise geschieht, umso besser. Manchmal muss man das Publikum erst mit Tanzschritten einfangen, bevor man es zielgenau ins Herz trifft.
Somit bleibt 'Daddy' ein bedeutender Beitrag, der uns daran erinnert, wie wichtig es ist, mit einem kritischen Blick auf die Glitzerwelt zu schauen, in der wir uns manchmal verlieren. Damit öffnet Psy unmerklich die Diskussion darüber, wie wir allen Nervenkitzel hinterfragen, der uns medial serviert wird, und wie wir den Kampf zwischen echter Substanz und oberflächlichem Schein nicht verlieren. Schließlich fragt sich jeder, ob der Erfolg überhaupt 'genetisch vererbbar' ist oder ob wir nur auf die Werte hereinfallen, die uns vorgegaukelt werden.
Psys bissigem, musikalischem Kommentar über den Zustand unserer modernen Kultur und den verklärten Vorstellungen von Erfolg und Jugendlichkeit kann man sich nur schwer entziehen. Wenn Liberale sich über das Thema "Identität und Bestätigung" aufregen, ist sicherlich Psys 'Daddy' ein musikalischer Katalysator dafür. Dennoch ist es ein wundervoller, vor allem eskapistischer Ohrenschmaus.
Als Resümee serviert uns Psy das, was Künstler weltweit zu tun versuchen: den Spagat zwischen Unterhaltung und Message. Das Lied 'Daddy' ist eine Einladung zum Tanzen und gleichzeitig zum Nachdenken. Wie beeinflussen Ängste und Wünsche, was wir als 'normal' betrachten, und wie sehr sind wir bereit, unsere Werte zu hinterfragen? Während Psy diese Lebensfragen im Gewand eines Partyhits verpackt, sollten wir den Blick dahinter nicht verpassen. Schließlich ist Popkultur nicht immer so oberflächlich, wie sie auf den ersten Blick scheint