Glauben Sie, Sie kennen Ihren Magen besser als jeder andere? Dann kennen Sie wahrscheinlich nicht das heimtückische Phänomen der chronischen intestinalen Pseudo-Obstruktion (CIPO). Diese Krankheit, die auf den ersten Blick wie eine echte Obstruktion wirkt, täuscht sogar die erfahrensten Mediziner. Mit unberechenbaren Bauchschmerzen, Blähungen und Erbrechen kann sie das Leben der Betroffenen torpedieren – auch in einer Welt, in der alles überwacht und analysiert wird. Die Frage muss jedoch erlaubt sein: Warum gibt es so wenig Fortschritt bei dieser Krankheit, obwohl wir im Zeitalter der medizinischen Durchbrüche leben?
CIPO tritt auf, wenn der Darm die Nahrung nicht normal bewegen kann, oft weil Muskeln oder Nerven im Verdauungstrakt nicht richtig funktionieren. Ohne offensichtliche Verstopfung entwickeln sich Symptome, die jedoch schwerwiegende Auswirkungen auf die Lebensqualität haben. Vor allem jüngere Frauen, die es im Leben ohnehin schon schwer genug haben, sind oft betroffen. Diese Krankheit kann zu jahrelangem Leid führen, bevor auch nur die richtige Diagnose gestellt wird. Wo bleibt dabei die so oft beschworene „Gleichheit“, auf die unsere Gesellschaft so stolz ist?
Man könnte argumentieren, dass unsere gesundheitspolitischen Prioritäten falsch gesetzt sind, wenn wir uns mit einer Handvoll anderer Themen beschäftigen, die aktuell in Mode sind, und dabei übersehen, dass echte Menschen in einem modernen Industrieland wie Deutschland mit unbehandeltem Leid kämpfen. Die Individualfreiheit wird durch diese Krankheit untergraben, wenn die Patienten gezwungen werden, sich endlosen Prozeduren und Tests hinzugeben, nur um endlich Linderung zu finden.
Ein Ärgernis in vielerlei Hinsicht, ist doch die Behandlung von CIPO alles andere als einheitlich und transparent. Abgeschnitten zwischen den Fronten medizinischer Forschung und bürokratischen Mühlen, bleibt für Betroffene oft nur der individuelle Kampf gegen den unsichtbaren Gegner. Wann beginnt endlich ein öffentliches Bewusstsein für solche unterrepräsentierten Krankheiten? Der Fokus auf andere gesellschaftlich akzeptiertere Bereiche lähmt die Bemühungen um schnellere Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten.
Wenn es darum geht, mit einer Krankheit wie CIPO umzugehen, ergibt der Verlauf für Betroffene nicht immer Sinn. Unsere Gesellschaft scheint lieber politischen Predigten zu lauschen, als sich mit unzähligen Gesundheitsproblemen auseinanderzusetzen, die echte Menschen betreffen. Eine Gegebenheit, die jeden empören sollte, dem die Freiheit des Einzelnen am Herzen liegt.
Behandlungen sind oft experimentell und basieren auf dem Trial-and-Error-Ansatz. Ohne klare Leitlinien und mit einer Vielzahl an Meinungen, die oft zu Missverständnissen und Fehlinformationen führen, ist der Weg durch den Dschungel des Gesundheitssystems ein langer und schwerer. Mehr Anerkennung und Ressourcen – das Problem sind wieder die Prioritäten – sollte diesem unsichtbaren Feind gewidmet werden, der täglich Chaos und Leid verursacht.
Wenn man sich den gesellschaftlichen Diskurs betrachtet, scheint CIPO eine dieser stillen Krankheiten zu sein, die kaum eine Lobby hat. Es ist leichter, über Themen zu diskutieren, die laut schreien, als stilles Leiden zu hören, das dringend Aufmerksamkeit benötigt. Und hier muss der Fokus der Gesundheitspolitik klarer gesetzt werden, um sicherzustellen, dass die Krankheitsaufklärung nicht nur ein Schlagwort bleibt, sondern zum Wohle der Menschen in die Tat umgesetzt wird.
Im heutigen Gesundheitssystem scheinen einige Erkrankungen benachteiligt zu sein, »priorisierter« als andere, da Diagnoseverfahren und Behandlungspläne fehlen. Das Erreichen einer wahrhaftigen Freiheit im öffentlichen Gesundheitssystem bedeutet auch, den unsichtbaren Leiden Bedeutung und Ressourcenzuteilung zu geben. Hat nicht jeder Kranke das Grundrecht auf eine faire Behandlung?
Nicht wenige Menschen, denen CIPO das Leben schwer macht, schildern, dass sie oft übersehen oder nicht ernst genommen werden. Gedanken an einen schnelleren Fortschritt und unbürokratischen Zugang zu Gesundheitsleistungen sind nicht nur dringend erforderlich, sie sind eine selbstverständliche Grundlage für ein funktionierendes Gesundheitssystem in einer fortschrittlichen Gesellschaft. Und an der Stelle sollte die Diskussion ansetzen, nicht in den vernebelten Gefilden ideologischen Gezänks.
Wir sollten häufiger auf die Stimmen derjenigen hören, die durch CIPO mundtot gemacht werden, um wahrhaft unvoreingenommene Fortschritte in der Medizinforschung und -versorgung zu fördern. Es ist an der Zeit, dass wir einen umfassenderen Blick auf unser Gesundheitssystem werfen und ihm die Klarheit und Effizienz geben, die es dringend braucht.