Chris John: Der Unbesiegbare, den die Welt vergaß
Chris John, der indonesische Boxchampion, der von 2003 bis 2013 die Federgewichtsklasse dominierte, ist ein Name, der in der Boxwelt oft übersehen wird. Geboren am 14. September 1979 in Banjarnegara, Indonesien, begann John seine Profikarriere 1998 und eroberte schnell die Boxszene. Er wurde bekannt, als er 2003 den WBA-Weltmeistertitel im Federgewicht gewann, indem er den Kolumbianer Oscar León in Bali besiegte. Doch trotz seiner beeindruckenden Bilanz von 48 Siegen, 3 Unentschieden und keiner Niederlage, bleibt er ein Rätsel für viele Boxfans außerhalb Asiens. Warum? Weil die westlichen Medien es versäumten, seine Erfolge gebührend zu würdigen, während sie sich auf ihre eigenen Stars konzentrierten.
Chris John war ein Meister der Defensive, ein Taktiker im Ring, der seine Gegner mit Geschick und Präzision ausmanövrierte. Seine Kämpfe waren nicht die blutigen Schlachten, die das Publikum in Las Vegas oder New York City anziehen, sondern eher Schachspiele, bei denen jeder Schlag sorgfältig geplant war. Vielleicht war es genau diese Raffinesse, die ihn für die westlichen Medien uninteressant machte. Sie bevorzugen die brutalen Knockouts und die dramatischen Comebacks, die sich besser verkaufen lassen. Doch für echte Boxkenner war John ein Künstler, der den Ring mit Eleganz beherrschte.
Ein weiterer Grund, warum Chris John nicht die Anerkennung erhielt, die er verdiente, war die Tatsache, dass er die meisten seiner Kämpfe in Asien bestritt. Während amerikanische und europäische Boxer in den großen Arenen der Welt kämpften, blieb John in seiner Heimatregion, wo er ein Superstar war. Doch außerhalb Asiens blieb er weitgehend unbekannt. Die westlichen Promoter und Medien ignorierten ihn, weil er nicht in ihr Narrativ passte. Sie wollten keine asiatischen Champions, die ihre eigenen Stars in den Schatten stellten.
Johns bemerkenswertester Kampf fand 2006 in Reno, Nevada, statt, als er gegen den mexikanischen Superstar Juan Manuel Márquez antrat. In einem umstrittenen Kampf, der mit einem Unentschieden endete, bewies John, dass er mit den Besten der Welt mithalten konnte. Doch anstatt ihm die gebührende Anerkennung zu zollen, wurde der Kampf schnell vergessen, und die westlichen Medien kehrten zu ihren Lieblingen zurück. Es war ein klassisches Beispiel dafür, wie die Boxwelt ihre eigenen Helden erschafft und andere ignoriert.
Ein weiterer Aspekt, der Chris John von anderen Boxern unterschied, war seine Bescheidenheit. Er war kein Lautsprecher, der mit großen Worten und Skandalen Schlagzeilen machte. Er war ein Familienmensch, der seine Erfolge im Ring für sich sprechen ließ. In einer Welt, in der das Drama außerhalb des Rings oft wichtiger ist als das, was darin passiert, war John eine erfrischende Ausnahme. Doch genau diese Bescheidenheit machte ihn für die Medien uninteressant.
Chris John trat 2013 zurück, nachdem er seinen Titel an den Südafrikaner Simpiwe Vetyeka verloren hatte. Er verließ den Sport mit einer Bilanz, die viele seiner westlichen Kollegen vor Neid erblassen lassen würde. Doch trotz seiner Erfolge bleibt er ein weitgehend unbekannter Held, ein Opfer der westlichen Ignoranz und der Sensationsgier der Medien. Während die Welt weiterhin die immer gleichen Namen feiert, bleibt Chris John ein leuchtendes Beispiel dafür, dass wahre Größe oft im Verborgenen liegt.