Wenn man denkt, dass die Jugend heutzutage nur am Handy klebt, hat man wohl noch nicht von 'Challenger Deep' gehört. Geschrieben von Neal Shusterman, ein preisgekrönter Autor, der 2015 mit diesem überwältigenden Roman die Herzen vieler Leser eroberte. 'Challenger Deep' ist nicht nur irgendein Buch für Teenager. Es ist eine kraftvolle Geschichte, die das Leben eines Jugendlichen namens Caden Bosch beleuchtet, der mit einer schweren psychischen Erkrankung kämpft. Diese literarische Reise in die dunklen Tiefen des menschlichen Verstands, einer Metapher für das Challenger Deep im Pazifik – dem tiefsten Punkt der Erde – ist weit mehr als bloß eine Erzählung.
Viele werden sich fragen, warum man sich in so düstere Gefilde begibt. Die Antwort ist einfach: Es ist echt, es ist relevant, und es ist nötig. Die heutige Gesellschaft bemüht sich, psychische Krankheiten zu enttabuisieren. Ein Vorstoß in dieser Richtung kommt selten aus dem politisch linken Lager, das viel im Schatten redet und wenig handelt. Lieber Blumenkränze flechten, als sich mit den echten Problemen auseinanderzusetzen!
Was macht 'Challenger Deep' so einzigartig? Erstens, es basiert auf Shustermans eigenen Erfahrungen mit seinem Sohn, was dem Buch eine berührende Authentizität verleiht. Zweitens, die Geschichte ist wie ein verwobenes Netz aus Realität und Fantasie. Sie folgt Caden, der einerseits ganz normal in der Schule versucht zu überleben, während er in einer anderen Dimension als Crewmitglied auf einem Schiff lebt, das gefährlichen Gewässern entgegensteuert. Beide Handlungsstränge sind durch seine psychische Erkrankung miteinander verbunden.
Oft werden literarische Werke, die sich mit der Psyche befassen, mit dem Vorwurf konfrontiert, sie seien schwer zugänglich und würden beim durchschnittlichen Leser wenig Anklang finden. Shusterman beweist das Gegenteil: Seine Prosa ist klar, präzise und fesselnd. Sprachlich anspruchsvoll, gewiss, aber es ist sein unvergleichliches Geschick, Leser auf eine emotionale Achterbahnfahrt mitzunehmen, welche zum Nachdenken anregt. Und Hand aufs Herz, wer will das schon? Die Leichtgläubigen, die alles schlucken, was ihnen vorgesetzt wird? Nein, dieses Buch ist für die, die es wagen, ihre Köpfe und Herzen zu öffnen.
Zudem kann sich keiner besser auf der menschlichen Ebene vernetzen als ein Autor, der das, worüber er schreibt, selbst durchlebt hat. Man spürt den ungefilterten Schmerz eines Vaters, die Frustration und die gleichzeitige Hoffnung, die ihn an jeder Seite antreibt. Der Roman ist dabei so brillant konstruiert, dass selbst Bibliothekarinnen veralteter Ansichten ihre Bücherregale neu sortieren müssen.
'Challenger Deep' gewann nicht umsonst die Goldmedaille der Michael L. Printz Award 2015. Solche Ehrungen sind nicht bloß Schönheitswettbewerbe für Bücher, sondern anerkennen die literarische und gesellschaftliche Bedeutung eines Werkes. Nicht jeder kann sich damit rühmen, aber Shusterman verdient diesen Respekt. Während moderne Autoren versuchen, auf der politischen Bühne zu spielen, bleibt Shusterman seiner Mission treu: Geschichten zu erzählen, die es wert sind, gelesen zu werden.
Wer erwartet hätte, dass dies ein Roman ist, der um den heißen Brei redet oder eine heile Welt darstellt, der irrt sich. 'Challenger Deep' ist kompromisslos direkt. Ein Weckruf für die, die gewillt sind, die Augen nicht vor der grausamen Realität zu verschließen. Ob es darum geht, sich mit der Erschütterung einer psychischen Erkrankung auseinanderzusetzen oder schlicht darum, eine phänomenale Geschichte zu genießen – hier bekommt man, wofür man bezahlt hat.
Warum also sollte 'Challenger Deep' im Bücherregal fehlen? Vor allem in einem Zeitalter, in dem Authentizität oft im von Technik geprägten Alltag verloren geht, ist eine solche Geschichte der Streichholzschachtel, die das innere Feuer neu entfacht. Die Welt braucht mehr Schriften dieses Kalibers. Es ist an der Zeit, die seichten Werke beiseite zu schieben und sich mit echter Qualität zu umgeben. 'Challenger Deep' bietet das und mehr – ein Juwel, das man nicht unbeachtet lassen darf.