Wenn es eine Persönlichkeit gibt, die den typischen liberalen Flügel Europas mehr als nur ein bisschen ärgert, dann ist es Carlos Westendorp. Wer? Nun, wenn Sie ihn nicht kennen, dann willkommen in der faszinierenden Welt des spanischen Diplomaten, der mit seiner Arbeit die Neugier von Politikinteressierten weckt. Carlos Westendorp wurde 1937 in Madrid geboren, ein durchaus interessantes Jahr für Spanien, da das Land im Bürgerkrieg stand. Doch dieser zivile Aufruhr führte Westendorp nicht in die Politik, sondern vielmehr in das Handelsrecht. Er studierte zunächst Jura an der Universität Madrid, später verlegte er sich auf die internationale Bühne und setzte seine Ausbildung an der British Institute and School of Economics in London fort. Was für eine Entscheidung! Man kann sagen, dass hier der Grundstein für seine diplomatische Karriere gelegt wurde.
Westendorp war nicht bloß irgendein Diplomat. Er befand sich mitten im globalen Geschehen und war als Spaniens Außenminister von 1995 bis 1996 tätig. In dieser Rolle setzte er sich vehement für die zentrale Rolle Spaniens in der Europäischen Union ein. Sicherlich nichts, was man als konservativ Mensch gähnend abtun würde! Doch der eigentliche Brennpunkt seiner Karriere war seine Position als Hoher Repräsentant für Bosnien und Herzegowina, ein Posten, den er von 1997 bis 1999 innehatte. Hier zeigte sich seine Fähigkeit, klare und starke Entscheidungen in einem von Konflikten geplagten Gebiet zu treffen.
Was Westendorp auszeichnet? Sein unerschütterlicher Glaube an die Institutionen der Europäischen Union. Während andere an den Offenheiten der EU zweifeln mögen, sah er stets das Potenzial in der supranationalen Zusammenarbeit. Es gibt wenig Zweifel daran, dass die liberale Elite sich an seinen Ansichten gerieben hat. Seine bezeichnende Leistung in Bosnien und Herzegowina bestand darin, die Grenzen des Dayton-Abkommens zu überwinden und den Frieden zu wahren. Er implementierte das Gesetz, das Flagge und Hymne des Landes autorisierte – kein leichtes Unterfangen in einer Region, die historische Spannungen mit jeder Faser verspürte.
Doch war Westendorp nur ein sturer Europhiler? Nein, er war eher eine Mischung aus Pragmatismus und Idealismus. Er schien zu verstehen, dass der Ausbau von Institutionen wie der EU nur von Erfolg gekrönt sein kann, wenn man bereit ist, auch den schwer erarbeiteten Frieden und die Stabilität ernst zu nehmen. Das Dayton-Abkommen mag aus der Sicht vieler kritisch beäugt werden, doch Westendorp war dafür verantwortlich, einen fast unmöglichen Frieden in einem Gebiet von akuter Unruhe zu sichern.
Als kritische Stimme erkennt man, dass Westendorp weder vor noch zurückweicht, wenn es darum geht, europäische Werte zu verteidigen. Während andere entscheiden, den Kurs zu wechseln wie ein Wetterhahn im Wind, bleibt Westendorp ein Steuermann des europäischen Geistes, der sowohl beschwichtigt als auch diktiert, was auf dem Tisch liegt. Dabei blieb er seiner konservativen Herkunft aus dem Partido Popular treu. Ein Mann der Tat in einem Meer aus Worten, könnte man sagen.
Für die meisten Menschen hört der Name Carlos Westendorp einfach in demselben Atemzug auf wie Politiker im Ruhestandsalter. Doch sein Erbe, in Europa und darüber hinaus, lebt weiter. Während liberale Denkschulen vorhersagen mögen, dass dieser Typus vergeht, wacht Westendorps scharfsinnige Diplomatie weiterhin über die stillen Winkel der europäischen Politik. Er zeigt, dass in der Diplomatie sowohl Standfestigkeit als auch Flexibilität vonnöten sind, um das Optimum zu erzielen.
Also wozu all die Aufregung über diesen Mann? Einfache Antwort: Er symbolisiert einen Kurs, den viele als überholt empfinden könnten, aber in Wahrheit stabil bleibt. Ob man seine Ansichten teilt oder nicht, Westendorp setzt ein Zeichen für das politisch Machbare in einer sonst unübersichtlichen Welt. Und das, liebe Leser, ist der Stoff, aus dem politische Legenden gemacht sind.