Die Vorstellung klingt, als käme sie direkt aus dem Hirn eines übermüdeten Drehbuchautors: Billy the Kid, der legendäre Bandit aus dem Wilden Westen, trifft auf Dracula, den berühmtesten aller Vampire. Doch genau das passiert in 'Billy the Kid gegen Dracula', einem jener verrückten Filme, die 1966 die Leinwand unsicher machten. Gefilmt in dem staubigen Setting des amerikanischen Westens, verbindet dieser Streifen auf unvergessliche Weise die Genres von Western und Horror.
In den 1960er Jahren war Amerika an einem Punkt, an dem die Grenzen des Kinos immer weiter ausgelotet wurden. Die Menschen suchten nach neuen Wegen der Unterhaltung, und was könnte packender sein als ein Duell zwischen einem berüchtigten Revolverhelden und einem untoten Adeligen? Hinter der Kamera stand Regisseur William Beaudine, ein Veteran in den Anfangszeiten Hollywoods, der keine Angst hatte, das Absurde zu umarmen und zu kultivieren.
Das Zusammentreffen dieser zwei Ikonen, die genauso gut aus den puritanischen Albträumen der Liberalen stammen könnten, zeigt, wie furchtlos die Kultur ihrer Zeit nach neuen Ausdrucksweisen strebte. Billy the Kid, der bekannte Outlaw, gejagt und mystifiziert, trifft auf Dracula, den leibhaftigen Beweis, dass Unsterblichkeit nicht immer von Vorteil ist. Doch was passiert genau in dieser filmischen Absurdität?
Der Plot ist so bizarr wie verführerisch. Dracula, gespielt von John Carradine, taucht unter der amerikanischen Sonne auf, während er auf seine nächste Liebelei aus ist – die nichtsahnende Verlobte eines Ranchbesitzers. Dabei gerät er mit Billy the Kid, verkörpert von Chuck Courtney, aneinander. Die Idee, dass Dracula im Herzen des Wilden Westens sein Unwesen treibt, ist so kühn, dass sie nicht anders kann, als die Zuschauer in Staunen zu versetzen oder mit Spott und Gelächter zu erfüllen.
Aber lassen wir die offensichtlichen filmischen Schwächen nicht außer Acht. Die Effekte könnten nicht knalliger sein – selbst für die Standards der 60er Jahre sind einige Szenen unfreiwillig komisch. Die kinematografische Kraft dieses Films liegt nicht in technischen Glanzleistungen, sondern in seiner kulturellen Kühnheit. Es ist eine Hymne an die reine, ungefilterte Kreativität einer Ära, die sich nicht mit dem Existierenden abfinden wollte.
Selbst jetzt, Jahrzehnte später, bleibt 'Billy the Kid gegen Dracula' ein Paradebeispiel dafür, wie Filme provozieren und unterhalten können, selbst wenn sie aus den absurdesten Voraussetzungen heraus entstehen. Die Vermischung zweier solch unterschiedlicher Welten fordert den Zuschauer heraus, über den Tellerrand zu blicken, selbst wenn die Geschichte weder historisch akkurat noch narrativ sinnvoll ist.
Deshalb bleibt dieser Film ein unwiderstehlicher Teil des filmischen Erbes von Amerika – ein mutiger Sprung in das Ungewisse, der Greatest Showdown des Unabhängigkeitsgeistes seiner Ära. Er erinnert uns daran, dass das Kino gelegentlich einfach nur Spaß machen sollte, ganz egal, was all die tiefgründigen Analysten sagen mögen.
In einer Zeit, in der wir allzu oft nach perfider Unterhaltung dürsten, die uns mit seichter Propaganda der falschen Tugendhaftigkeit füttert, liefert 'Billy the Kid gegen Dracula' eine unterhaltsame Eskapade fernab der politisch korrekten Zone. Es ist ein Film, der mit der bizarren Ursprünglichkeit des Kinos kokettiert und uns einmal mehr zeigt, dass die Größten Feinde oft nur in unserer eigenen Vorstellung existieren.