Warum ‚Billy Elliot das Musical Live‘ nicht der Tanz auf dem Regenbogen ist, den alle erwarten

Warum ‚Billy Elliot das Musical Live‘ nicht der Tanz auf dem Regenbogen ist, den alle erwarten

‚Billy Elliot das Musical Live‘ ist mehr als nur eine harmlose Tanzgeschichte – es ist eine Kulturdebatte, die konservative Denker herausfordert. Rebellion oder nur Aufruhr im Namen der Kunst?

Vince Vanguard

Vince Vanguard

Wer hätte gedacht, dass ein Musical, das 2005 in London Premiere feierte, eine solche Kulturwelle auslösen könnte? ‚Billy Elliot das Musical Live‘ ist die Bühnendarstellung der Geschichte eines jungen englischen Jungen, der gegen alle Widerstände seiner schlichten Arbeiterklasse-Familie Balletttänzer werden will. Die Live-Übertragung, die am 28. September 2014 in London aufgeführt wurde, zog die Massen an – aber ist sie wirklich das progressive Märchen, als das es vermarktet wird? Eine Frage, die sich Politisch-Gesonnene stellen sollten.

Zunächst einmal, wovon reden wir hier überhaupt? ‚Billy Elliot das Musical Live‘ ist die Adaption von Stephen Daldrys Spielfilm aus dem Jahr 2000. Die Geschichte spielt in der nordenglischen Kleinstadt während des Bergarbeiterstreiks der 1980er Jahre. Hauptcharakter Billy entdeckt im Alter von elf Jahren seine Leidenschaft fürs Tanzen, sehr zum Unmut seiner Familie und der konservativen Gemeinschaft, in der er lebt. Billys Vater, ein streikender Bergarbeiter, sieht das Ballett zunächst als unpassende Beschäftigung für einen Jungen an. Doch letztendlich ändert sich alles, als Billy sich von den traditionellen Männlichkeitsnormen löst. Die liberale Interpretation, dass Billys Erfolg als eine Geschichte von persönlicher Befreiung und Ausdrucksstärke gefeiert wird, lässt konservative Geister doch zu Recht stutzig werden.

Erstens, muss man wirklich zehnfach erklären, dass Disziplin, harte Arbeit und vielleicht ein bisschen Glück notwendig sind, um in der Welt des Balletts zu bestehen? Doch anstatt zu glorifizieren, dass man durch harte Arbeit weit kommen kann - das sollte doch eigentlich jedem klar sein, der nicht in einem Wolkenkuckucksheim lebt -, vermeidet ‚Billy Elliot das Musical Live‘ subtile Themen wie Disziplin und Verantwortung meistens ganz. Das macht die Produktion nicht nur für Tänzer, sondern auch für Praktiker fragwürdig.

Zweitens, lassen Sie uns einen Moment über Billys rebellische Seele sprechen, die natürlich gerade in der linken Subkultur so beliebt ist. Lehrer werden als Menschen dargestellt, die systematisch jungen Menschen ein Gefühl für Konformität aufdrängen wollen, während Billy ihnen – wie auch seinen konservativen Mitmenschen – geradezu trotzt. Doch muss rebellisch sein wirklich ausnahmslos jede Norm brechen? Die Vorstellung, dass man nur dann zu sich selbst findet, wenn man alles Erlernte über Bord wirft, um dem eigenen Impuls zu folgen, ohne an die Konsequenzen zu denken, ist eine gefährliche Vorstellung in der realistischen Welt.

Drittens, was sagen die drohenden gesellschaftlichen Implikationen, die ‚Billy Elliot das Musical Live‘ erörtern will, über die Realität aus? Die Arbeiterbewegung wird durch die Brille einer Kultur interpretiert, die oft die Zusammenhänge von Innovation und Tradition geringschätzt. In der Geschichte repräsentiert Billys Leidenschaft für das Tanzen eine künstlerische Genialität, die im diametralen Gegensatz zur rauen und banalen Arbeitsumwelt steht, in der er aufgewachsen ist. Die Prämisse, dass Kunst das Epizentrum der Freiheit ist, ist ein Thema, das oft in anspruchsvollen liberalen Kreisen populär gemacht wird. Indem man Traditionalisten bloßstellt, wird das konservative Publikum schnell in die Rolle des Bösewichts gedrängt.

Doch wie sieht es mit der Vorstellung aus, dass diejenigen, die tatsächlich zum Wohlstand beigetragen haben, ebenfalls Helden sein können? Eben passend in dieser Geschichte! Die Wertschätzung von handwerklicher Arbeit und die Vorstellung, dass es Ehre in der Erhaltung traditioneller Werte gibt, bleibt meistens auf der Strecke. Die Oberflächlichkeit, die in den Darstellungen vorherrscht, könnte die Zuschauer leicht zu dem falschen Glauben führen, dass Liberalität das Einzige ist, das von Wert ist.

Dann ist da noch die Rolle der Frau in Billys Umfeld – seine Tanzlehrerin, die als weise Führerin dargestellt wird. Sie ist eine Figur, die das Potenzial hat, Klischees zu zersprengen, aber letztendlich verfehlt, weil sie oft als stereotypische Mentorin erscheint. Es besteht ein Ungleichgewicht, wie Autorität und Einfluss in dieser Erzählung gezeigt werden, ganz zu schweigen von der klaren Abkehr, die von traditionellen Familienstrukturen gemacht wird.

Interessant ist, dass ‚Billy Elliot das Musical Live‘ als ein Spiegel der Gesellschaft dargestellt wird. Ob er nun das Abenteuer eines erstaunlichen jungen Tänzers oder eine umstrittene kulturelle Botschaft feiert, bleibt Diskussionsthema. Doch ohne den Platz für Ambivalenz - die herausfordernde Vorstellung, dass man einen konservativen Standpunkt darstellen und dennoch anspruchsvolles Storytelling bieten kann - scheitert dieses Musical im heuchlerischen Versuch der Wahrheitsfindung.

Wenn Sie offene Diskussionen lieben, die den moralischen und wirtschaftlichen Diskurs fördern, sollten Sie sich bei ‚Billy Elliot das Musical Live‘ zurücklehnen und sich fragen, was wirklich die „richtige“ Botschaft ist, die vermittelt wird. Während sich einige von der aufmüpfigen Geschichte inspirieren lassen, bleibt die Frage: Ist es wirklich die Alternative, die wir im kulturellen und moralischen Faden weiterspinnen wollen?