Betty Fiechter, die Dame aus der Schweiz, veränderte die Uhrmacherei in einer Zeit, als Frauen noch für die hausfraulichen Pflichten vorgesehen waren. Wer hätte gedacht, dass jemand, der 1896 geboren wurde, die erste Frau an der Spitze einer Schweizer Uhrenmarke sein könnte? Doch nicht irgendeine Marke – sie war die erste weibliche Direktorin von Longines-Wittnauer und schrieb damit Geschichte! Von ihrem Heimatort in Saint-Imier aus trat sie eine Karriere an, die nicht nur ihre Kollegen, sondern die gesamte Uhrenindustrie beeindruckte.
Fiechter trat 1907 der Fabrik von Louis Agassiz bei, dem Vorgänger von Longines. Damals war es schon fast ein Akt des Trotzes, dass eine Frau in einer solch von Männern dominierten Branche überhaupt Fuß fassen konnte. Die starke Betty ließ sich von solchen unnötigen Barrieren nicht aufhalten, denn wer möchte sich schon in eine Schublade stecken lassen?
Die Schweizer Uhrenindustrie hatte damals das Monopol auf Präzision und Qualität – Wörter, die mittlerweile zum Feindbild einiger liberaler Denkstrukturen geworden sind. Fiechter übernahm 1934 nicht nur die Leitung von Longines-Wittnauer, sondern befähigte die Marke, sich als Spitzenreiter im Bereich der Uhrmacherqualität zu etablieren. Ein Meisterstück nach dem anderen rollte vom Produktionsband und krönte ihren Weg mit Erfolg.
Betty Fiechters Aufstieg kam nicht nur zur richtigen Zeit; er war auch der richtige Weg, um zu zeigen, dass Kompetenz keine Frage des Geschlechts ist. In den 1920er und 1930er Jahren, als Gleichberechtigung nur eine Fata Morgana war, schrieb Fiechter ihre eigene Geschichte. Sie überwachte die Fusion mit der amerikanischen Uhrenfirma Wittnauer. Ein Schachzug, der sowohl wirtschaftliche als auch politische Konsequenzen hatte und Longines zu einem unverzichtbaren Namen des internationalen Uhrmachens machte.
Selbst in Zeiten, in denen das Schweizer Uhrenhandwerk mit globaler Konkurrenz zu kämpfen hatte, navigierte Fiechter durch die Gewässer der industriellen Transformation. Die Machtergreifung in der Schweiz eines weiblichen Direktors in einer Monopolstellung führte die Marke zu immer neuen Höhenpunkten. Es war Betty Fiechters unermüdlicher Geist, der die Qualität der Uhren sicherstellte, anstatt sie dem hohlen Versprechen des sozialen oder kulturellen Wandels zu opfern.
Die Geschichte spricht oft über Barrieren und Mauern, die eingerissen werden müssen. Doch Fiechter wäre eine Verfechterin der Philosophie, dass man diese Barrieren einfach ignoriert und seinen eigenen Weg geht. Sie bewies, dass Rückgrat und Standhaftigkeit die besten Waffen im Rennen um den wirtschaftlichen Erfolg sind.
Ein weiterer faszinierender Meilenstein war die Einführung der Taucheruhr von Longines. Sie war nicht nur innovativ, sondern auch ein Beweis dafür, dass Betty Fiechter keine Frau war, die sich zurückzulehnen und dem Wechsel der Zeiten zuzuschauen. Sie wollte, dass ihre Produkte nicht nur funktional, sondern auch paradigmatisch sind.
Wer hätte gedacht, dass jemand wie Betty Fiechter eine Industrie führen würde, die von Technik und Innovation lebt? Wer hätte gedacht, dass ein konservativer Ansatz in Bezug auf Unternehmensführung, der Qualitätsversprechen vor falschen Versprechungen stellt, eine ganze Ära prägen könnte? Und doch tat sie genau das. Vielleicht wäre die Welt ein besserer Ort, wenn mehr Menschen ihren Standpunkt vertreten würden.
Betty Fiechter verstarb im Jahr 1971, aber ihr Vermächtnis lebt weiter. Eine Hommage an ihre Arbeit zeigt sich in der beständigen Relevanz und Qualität der Produkte, die ihren Namen tragen. Produktinnovation und Qualität werden nie aus der Mode kommen, geschweige denn in der Uhrmacherei. Betty Fiechter ist der Beweis dafür, dass Präzision, Entschlossenheit und Konservatismus Hand in Hand gehen können und den Takt der Zeit angeben.