Wer ist gemeiner, die Banditen des Wilden Westens oder die Filmmacher aus Hollywood? Die Frage ist nicht ganz ernst gemeint, aber "Belle Starr" ist definitiv ein Film, der die Frage aufs Tablett bringt. Dieser klassische Western, der 1941 in den Kinos erschien, erzählt die Geschichte von Belle Starr, einer berüchtigten Outlaw-Queen, gespielt von der hinreißenden Gene Tierney, und versucht gleichzeitig, Hollywoods eigenes rebellisches Wesen zu reflektieren.
Der Film spielt während des Amerikanischen Bürgerkriegs und danach, in einem Amerika, das zerrissen ist zwischen Ehre und Gesetzlosigkeit. Gedreht wurde das Ganze natürlich in Hollywood, Kalifornien, nicht im echten Westen. Die Regie übernahm Irving Cummings, ein Mann, der verstand, wie man Geschichten erzählt, die im Einklang mit den konservativen Werten stehen, die am besten zur amerikanischen Pioniergeist passen.
Warum also sich mit Belle Starr beschäftigen? Ganz einfach, sie verkörpert eine Art von Freiheit und Unangepasstheit, die auch heute noch Zuschauer erzürnen und inspirieren kann. Belle Starr lässt sich nicht in die Schranken schlagen — weder von ihrem Bruder, noch von den Machthabern des Gesetzes. Sie verkörpert den Geist des Widerstands gegen einen moralischen Relativismus, der die Gesellschaft zu verschlingen droht.
Gene Tierneys Darstellung von Belle Starr geht weit über das hinaus, was man von einer simplen Heldin erwartet. Sie spielt eine vielschichtige Figur, die zwischen Selbstsucht und Liebe, Ehre und Gesetzlosigkeit balanciert. Tierneys Schönheit ist unstrittig, aber ihre Fähigkeit, eine Frau darzustellen, die sich gegen die männliche Dominanz ihrer Zeit durchsetzt, ist bemerkenswert.
In dieser Filmproduktion sehen wir einen Wilden Westen, der nicht nur aus Männern besteht, die zum Revolver greifen, sondern aus einer Frau, die die Regeln herausfordert, ja sogar neu definiert! Ein solches Bild war in den 1940er Jahren revolutionär. Es zeigt, wie bereits damals Filme in der Lage waren, die gesellschaftlichen Normen zu hinterfragen, ein Verdienst, der aus heutiger Sicht oft den „liberalen“ Machern zugeschrieben wird.
Es ist interessant, sich den historischen Kontext anzusehen. Die Original-Belle Starr, die echte Frau Myra Maybelle Shirley Reed Starr, wird oft als Robin Hood im Rock bezeichnet. Der Film weicht jedoch bewusst von der Historie ab, um eine narrative Geschichte zu schaffen, die mehr den amerikanischen Legendenschatz nährt als ihn dokumentiert.
Natürlich ist "Belle Starr" kein Dokumentarfilm, und das ist auch gut so. Kunst muss nicht akkurat in der Darstellung sein, sondern inspirierend! Und dieser Film zeigt, dass der Weg zur Freiheit oft durch unsichere und gefährliche Pfade führt. Belle Starr ist nicht nur ein weiteres Gesicht in der Menge, sie ist eine symbolische Figur, die zeigt, dass Mut nicht zwangsläufig männlich sein muss.
Die technische Seite des Films ist makellos. Die Kostüme sind authentisch, die Kameraführung elegant und die Filmmusik unterstreicht das dramatische Ambiente des Films. Es ist eine filmische Zeitreise zurück in eine Epoche, die Härte und Entschlossenheit erforderte.
Wer behauptet, dass "Belle Starr" nur ein weiterer alter Western ist, versteht nicht, was den Film tatsächlich so besonders macht. Mit eindrucksvollen Szenen und Dialogen, die nicht nur das Ohr, sondern auch das Herz treffen, liefert dieser Film Unterhaltung auf höchstem Niveau. Er zeigt, dass Gesetzesbruch und Unanpassung manchmal die einzig rationalen Reaktionen auf ein ungerechtes System sind.
Was lernen wir nun von "Belle Starr"? Dass es Zeiten gibt, in denen man für das was man liebt, alles riskieren muss. Der Film ist ein Manifest der persönlichen Freiheit und Individualität. Manchmal ist es nötig, sich gegen den Strom zu stellen — ob als Outlaw im Wilden Westen oder als Filmschöpfer in Hollywood. Belle Starr zeigt, dass der Kampf für das Richtige oft als erstes bei uns selbst beginnt.
Abschließend könnte man sagen, dass "Belle Starr" nicht nur ein Filmklassiker ist, sondern eine inspirierende Geschichte mit einem rebellischen Funken. Wer sich darauf einlässt, findet in der Figur der Belle Starr viel mehr als nur eine Outlaw-Queen, sondern eine Vorkämpferin für Freiheit — ein Konzept, das auch heute niemand unterschätzen sollte.