Die Belagerung von Breslau: Sturköpfe und Ironischer Triumph

Die Belagerung von Breslau: Sturköpfe und Ironischer Triumph

Wenn der Geschichtsunterricht langweilt, dann hat man wohl die Belagerung von Breslau verpasst. Eine packende Erzählung voller Tragik, Heldenmut und ideologischer Konsequenz während der letzten Monate des Zweiten Weltkriegs.

Vince Vanguard

Vince Vanguard

Wenn der Geschichtsunterricht langweilt, dann hat man wohl die Belagerung von Breslau verpasst. Ein episches Drama der Kriegskunst, das sich Ende 1944 bis Mai 1945 in Breslau, dem heutigen Wrocław in Polen, abspielte. Hier kämpfte die deutsche Wehrmacht unter dem zähen und sturköpfigen Gauleiter Karl Hanke verzweifelt gegen die Sowjets, um die Stadt um jeden Preis zu halten. Aber warum? Inmitten des Zusammenbruchs des Dritten Reiches wurde Breslau zu einer „Festung“ erklärt. Hanke, ein Mann, bekannt für seine Opferbereitschaft bis zum katastrophalen Ende, war entschlossen, Breslau trotz der sich abzeichnenden Niederlage der Nazis nicht aufzugeben.

Ein Element der Geschichte, das jeden mit Verstand an die Stirn fassen lässt. Warum würden sie nicht aufgeben? Nun, in der damaligen politischen Mentalität schwingen Glauben, Ideologie und eine fanatische Wehrhaftigkeit mit, die man in unserer heutige Zeit nur schwer nachvollziehen kann. Aber es war diese Intransigenz, dieses Aufbäumen gegen das Offensichtliche, das Breslau in die Stratosphäre der belagerten Städte katapultierte.

Also, was lief dort genau ab? Die Kampagne der Roten Armee, um Breslau zu erobern, begann Mitte Februar 1945. Tausende von sowjetischen Soldaten drängten auf die Stadt und waren bereit, sie im Sturm zu nehmen. Die Verteidigung hielt jedoch unerschütterlich sieben Monate lang, während Deutschland auf allen anderen Fronten zerfiel. Es war ein Mikrokosmos der Kriegsmentalität, die viele von uns rückblickend kopfschüttelnd hinterlässt.

Aber hier ist der Clou: Während Hanke in Breslau wütete, verlor das Reich in anderen entscheidenden Kämpfen an Boden. Die liberale Sichtweise würde dies vielleicht als sinnlos bezeichnen – der Fall des Nazi-Regimes war ja offensichtlich. Geeigneterweise trotzt solch ein Ereignis dem modernen Fokus auf „Strategie“ und „rationale Entscheidungen“.

Jetzt wird es spannend. Zwischen März und Mai 1945 befanden sich Zivilisten und Soldaten seit Monaten ohne Aussicht auf Erlösung in Breslau. Die Härte, mit der das deutsche Militär gegen die überwältigende numerische Übermacht der Sowjets kämpfte, war erstaunlich. Zahlreiche Bunker und Barrikaden tauchten auf, was die Belagerung zu einem noch zähflüssigeren Prozess machte. Der harte Winter tat sein übriges, denn er brachte extrem kalte Temperaturen, die sowohl Verteidiger als auch Angreifer erschöpften. Wenn es jemals ein Szenario für Heldenmut und Tragik gleichermaßen gab, dann hier.

Die Frage bleibt jedoch: War es das alles wert? Die Lehren, die aus diesem brutalen Kapitel gezogen werden, sind zahlreich. Die Zähflüssigkeit menschlicher Entschlossenheit – sei sie effektiv oder vergeudet – wird niemals so lebendig veranschaulicht wie in Breslau. Während die Stadt schlussendlich Ende Mai 1945 kapitulierte, hat sie sich in der Geschichte verewigt. Eine Stadt, die um den Preis ihrer Zerstörung kämpfte, wird immer eine Geschichte des Stolzes sein. Eine, die ein bedeutendes Vermächtnis hinterlässt.

Ein weiteres Rätsel ist Karl Hanke. Bald nach den Kämpfen fiel er durch Verrat, wurde gefangen genommen und exekutiert. Seine Hingabe an die unaufhaltsame Zerstörung könnte als Torheit gelten, jedoch auch als unnachgiebige Erfüllung eines Glaubens an eine Sache, die wenige teilten.

Um die Breite dieses Geschehens zu verstehen, denkt an die Tausenden von Menschen, die unter unvorstellbaren Bedingungen lebten, kämpften und starben. Eine ganze Stadt, die zur Bühne für eines der letzten bedeutenden und bedeutungsschweren Dramen des Zweiten Weltkriegs wurde. Die wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Narben der Belagerung sind bis heute spürbar.

Ein nervenaufreibendes Ende für jede Erzählung, so rollt die Breslau-Geschichte weiter in die Köpfe der Historiker, Veteranen und - man höre und staune - auch der liberalen Vordenker, die sich gar nicht vorstellen können, welche Narben und Lehren eine solche Belagerung bei den Überlebenden hinterlassen haben könnte. Breslau steht als steinernes Zeugnis für unerschütterlichen Einsatz in unerbittlichen Zeiten.