Ayşen Gruda: Die ungekrönte Königin der türkischen Komödie

Ayşen Gruda: Die ungekrönte Königin der türkischen Komödie

Haltet euch fest, denn Ayşen Gruda hat die türkische Comedy-Szene wie ein Wirbelsturm durchbrochen! Wer hätte gedacht, dass eine Frau, die in einer konservativen Zeit geboren wurde, einst die unangefochtene Königin des Humors in der Türkei sein würde?

Vince Vanguard

Vince Vanguard

Haltet euch fest, denn Ayşen Gruda hat die türkische Comedy-Szene wie ein Wirbelsturm durchbrochen! Wer hätte gedacht, dass eine Frau, die am 22. August 1944 in Istanbul geboren wurde, einst die unangefochtene Königin des Humors in der Türkei sein würde? Und das alles in einer Zeit, in der die türkische Gesellschaft eher rigide und konservativ eingestellt war. Gruda hat nicht nur in Theatern, sondern auch im Fernsehen und auf der großen Leinwand gespielt, was ihr eine enorme Popularität und Anerkennung einbrachte. Die Frage, warum Ayşen Gruda eine so nachhaltige und kulturell bedeutsame Persönlichkeit wurde, kann man leicht beantworten: Sie hatte den Mut, die Dinge beim Namen zu nennen.

Ayşen Gruda, oft mit dem liebevollen Spitznamen 'Domates Güzeli' (die Tomatenschönheit) genannt, brach mit sozialen Normen und erlangte durch ihre außergewöhnliche Karriere legendären Status. In einer Zeit, in der Frauen in der türkischen Unterhaltungsindustrie oft auf stereotype Rollen beschränkt waren, war sie eine erfrischende Ausnahme. Gruda war bekannt für ihre scharfsinnige Beobachtungsgabe und ihren subtilen Humor, die in den konservativen Schichten der Gesellschaft nicht immer gut aufgenommen wurden. Doch gerade deshalb liebte man sie – zumindest, sofern man nicht auf politisch korrekte Pointen bestand.

Während ihrer Karriere arbeitete Gruda mit einigen der größten Namen der türkischen Comedy zusammen, darunter Kemal Sunal und Şener Şen. Ihre Rolle im 'Hababam Sınıfı'-Franchise, einer Kultfilmreihe über das Chaos in einer türkischen Schule, machte sie unsterblich. Diese Filme haben Generationen von Türken zum Lachen gebracht – und das, ohne sich der heute allgegenwärtigen, empfindlichen Zensur zu beugen.

Ayşen Gruda war nicht nur auf der Leinwand präsent, sondern auch engagiert im Theater tätig. Sie war Teil des legendären Ulvi Uraz Theater in Istanbul, einem Ort, der für die Ausbildung zahlreicher bedeutender türkischer Künstler bekannt ist. Auch hier war Gruda nicht bereit, sich anzupassen oder Kompromisse einzugehen. Ihre Rollen waren oft satirisch und kritisierten auf scharfsinnige Weise die gesellschaftlichen Zustände ihrer Zeit.

Interessant ist auch, dass Gruda, obwohl sie eine große Anhängerschaft hatte, nie den Einfluss der Politik auf die Kunstwerke verschleierte, in denen sie mitwirkte. In einer liberalen Kunstszene hätte sie sich damit eine Menge Ärger eingehandelt. Doch in der durch und durch türkischen Theaterwelt hielt sie stand und ließ sich nie vom Kurs abbringen.

Auch in späteren Jahren, als sich die Medienlandschaft in der Türkei stark veränderte und die Grenzen des Sagbaren immer enger wurden, blieb Gruda eine kompromisslose Stimme der Vernunft. Sie trat in Fernsehserien und Filmen auf, die oft auf humoristische, aber tiefgründige Weise die alltäglichen Probleme der Menschen beleuchteten. Ihr scharfer Witz konnte selbst in jenen Zeiten niemanden kaltlassen, auch diejenigen nicht, die sich gerne über Korrektheit definieren.

Gruda verstarb am 23. Januar 2019, doch ihr Vermächtnis lebt weiter. Sie hinterließ eine Spur von Provokation und Ironie, die uns daran erinnert, dass Kunst und Humor letztlich über den starren Regeln und Zeitaltern stehen sollten. Sie war eine Künstlerin, die wusste, dass echter Humor keine politische Agenda braucht, um den Geist zu befreien.

In der heutigen Zeit, in der sich die Comedy oft der politisch motivierten Agenden beugt, fehlt uns mehr denn je eine Ayşen Gruda, die mit ihrem unverblümten Stil durch den Vorhang der Heuchelei blickt. Ihre Kunst wurde nicht durch die Vorgaben der Tagespolitik diktiert, sondern durch eine unverfälschte Sicht auf unsere menschlichen Schwächen, die sie liebevoll und gleichzeitig schonungslos offenbarte. Ihre Wahrheit war keine, die man in den digitalen Echokammern der sozialen Netzwerke finden würde, sondern eine, die durch das Auge der Kreativität und den Mut zur Ehrlichkeit strahlt.