Wenn es um politische Bewegungen in Deutschland geht, ist Aufstehen wohl eine der kontroversesten und gleichzeitig faszinierendsten Entwicklungen der letzten Jahre. Gegründet wurde die Bewegung 2018 von prominenten Figuren der deutschen Politik wie Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine – beide bekannt für ihr linkes Spektrum, aber diesmal mit einem Twist. Aufstehen sollte ein Bündnis der Linken sein, das weder Partei noch NGO ist, sondern eine Sammlungsbewegung. Wagenknecht und Lafontaine, beide ehemals führend in der Partei Die Linke, haben das Ziel ausgerufen, eine breite Basis unzufriedener Bürger hinter sich zu vereinen. Aber was steckt wirklich dahinter?
Erstens stellt sich die Frage, warum wir die Gründung einer solch auffallend „neuen“ Bewegung sehen. Die Antwort liegt auf der Hand: Es ist nichts weiter als der immer gleiche Versuch, das Links-Spektrum in Deutschland zu kontrollieren und für sich zu beanspruchen. Die Initiatoren wollten, so sagen sie, nicht weniger als 50 % der Wählerschaft ansprechen. Die Realität zeigt hingegen, dass wir uns hier vermutlich nur mit einem weiteren linken Abklatsch auseinandersetzen, der in Wirklichkeit mehr spaltet als eint.
Der Ort der Entstehung war wenig überraschend Berlin, das heimliche Epizentrum aller politisch links angehauchten Ideen. Man könnte auch sagen, dass dies die einzige natürliche Heimat eines solchen Experiments sein könnte. In der Hauptstadt trafen sich die selbsternannten Vordenker im September 2018 auf der Einführungsveranstaltung, um der Öffentlichkeit ihre großartige Idee von einer „neuen“ Linken zu präsentieren.
Und hier fragt man sich wirklich: Wer glaubt, dass dies irgendetwas anderes ist als der übliche Versuch der Linksintellektuellen, ihre Politik mit einem neuen Anstrich zu versehen und als etwas Bahnbrechendes zu verkaufen? Wer? Nun, es ist diese notorisch idealistische Klientel, die davon träumt, dass noch eine linke Bewegung kommen und alle Probleme lösen wird.
Was Aufstehen an Popularität eingebüßt hat, wurde von einem innerparteilichen Streit ersetzt. Kaum, dass die Bewegung gegründet war, traten interne Spannungen auf. Der Organisationsgrad war ebenso skandalös wie die kurzfristige Anziehungskraft der Bewegung selbst. Überraschung? Nicht wirklich. Die Funktionsweise dieser Bewegungen ist immer gleich: Anziehung durch große Reden und Versprechen, gefolgt von Desillusionierung und schließlich die unvermeidliche Implosion.
Mediale Aufmerksamkeit haben sie jedoch gezogen. Der Clou hier ist freilich, dass die großen Medienhäuser jede ihrer Versammlungen als Neustart der Deutschen Linken feierten, während konservative Stimmen woanders das Scheitern schon längst mit der Faust auf dem Tisch verkündeten.
Gerne wird in solchen Kreisen behauptet, dass Aufstehen eine Graswurzelbewegung sei, die die Türen für engagierte Bürger öffnet. Die Tatsachen zeigen aber, dass genau diese politische Bewegung hauptsächlich als Sprachrohr für altbekannte linke Parolen dient. So ticken eben diese linken Utopisten, die einmal mehr und immer wieder den gleichen alten Wein in neuen Schläuchen verkaufen.
Interessant ist zudem, dass von den großen Versprechen kaum mehr als heiße Luft geblieben ist. Aufstehen plädiert zwar für Integration, soziale Gerechtigkeit und eine neue Sozialpolitik, kann jedoch kaum mehr vorweisen als eine verwirrte Masse an Forderungen, die in der Realität ohne nennenswerte Maßnahmen auskommen.
Wenn man ehrlich ist, ist Aufstehen – trotz der großartigen Idee einer gesamtgesellschaftlichen Verankerung - nichts anderes als ein Kuriositätenkabinett spannender, aber doch letztlich veralteter Vorstellungen, die uns versprochen werden. Der gesellschaftliche Impact, der von den Machern zu Beginn vorausgesagt wurde, steht in einer unglücklichen, humorlosen Diskrepanz zur Realität ihrer Veranstaltungen und ihrer Präsenz im öffentlichen Diskurs.
Doch was machen wir mit diesen altbekannten Rednerpultprogrammen und dem ewigen Gelaber über die Errettung der Welt? Skepsis ist hier definitiv angebracht, insbesondere wenn diese Gruppe ihre Rhetorik auf eine Art und Weise an den Tag legt, die Innovation verspricht und trotzdem bei jedem den Kopf schütteln lässt, der nicht planlos dem Narrativ folgt. Ob Aufstehen wirklich das Heraufdämmern einer neuen politischen Ordnung markieren wird? Das scheint zweifelhaft. Aber bei dem ganzen Tumult und Aufruhr könnten wir ruhig ein paar Popcorn bereitstellen – schließlich können wir nicht wegsehen, wie das Spektakel sich entfaltet.