Wer sagt, dass Hochstapelei eine neuzeitliche Erfindung ist, kennt Arthur Worthington nicht. Diese faszinierende Figur aus dem späten 19. Jahrhundert ist ein Paradebeispiel dafür, wie Charisma und Chuzpe ausreichen können, um eine ganze Gesellschaft an der Nase herumzuführen. Arthur Worthington, ein geborener Amerikaner, tauchte in den 1880er Jahren in Neuseeland auf. Dort begann er, seine Täuschungskunst in Perfektion umzusetzen, indem er sich als hochgebildeter Wissenschaftler und Kirchenführer ausgab. Die Tatsache, dass er nie eine formale Ausbildung genossen hatte, hielt ihn nicht davon ab, zahlreiche Menschen von seinen angeblichen Fähigkeiten und seiner Integrität zu überzeugen.
Worthington, ein Name, der in den Geschichtsbüchern fast unterzugehen scheint, inspirierte sein Umfeld, jedoch aus ganz falschen Gründen. Was mit seinen blendenden Auftritten und dem professionellen Gebrauch rhetorischer Tricks begann, führte schließlich zu einem Netzwerk von Lügen, aus Theologie, Wissenschaft und persönlichem Charme gestrickt. Seine angeblich göttlichen Visionen und angeblich tiefen Einblicke in spirituelle Wahrheiten zogen vor allem die ätherisch orientierten Anhänger an. Man könnte denken, dass seine sogenannten Visionen überprüfbar hätten sein müssen. Doch die Leichtgläubigkeit gewinnt oft gegen den kritischen Verstand, gerade wenn das Publikum lieber hören will, was es gerne glauben möchte.
Worthingtons erster Schachzug war die Gründung der 'Temple of Truth' in Wellington. Klingt beeindruckend, war aber letztlich nichts anderes als eine Plattform für seine spirituellen Märchenstunden. Die Mitglieder seiner Tempelgemeinschaft sollen ihm blind vertraut haben. Es benötigt schon eine besondere Fähigkeit, die zweifelnden Stimmen so effektiv zu verstummen, dass die angebliche Vision als die eine Wahrheit angenommen wird. Worthington stand der Tempelgemeinde als eine Art spiritueller Führer vor, wobei die Tradition den Anschein erweckte, dass es sich um eine gut organisierte religiöse Organisation handelte.
Dieser vermeintlich brillante Kopf war jedoch vieles, außer dumm. Er enthüllte seine Abneigung gegen jegliche Formen demokratischer Mitbestimmung in seiner Gemeinschaft. Wo immer Zweifel an seinen Botschaften aufkamen, wurde mit Härte und, wie darf man es sagen, 'kreativer' Argumentation gegen angegangen. Führt dies nicht dazu, dass man sich fragt, wie viele solcher Worthingtons es in der heutigen Zeit gibt? Menschen, die sich als allwissende Führer präsentieren, während sie nichts weiter als selbstberufene Gurus sind? Die Frage dürfte einen gewissen Nerv treffen.
Aber Worthingtons Saga endet nicht dort. Man sagt, dass er in den U.S.A. und anderen Teilen der Welt Berühmtheiten aus der Literatur, Wissenschaft und Religion kannte, was seine Glaubwürdigkeit potenziell erhöhte. In einer Orgie aus Täuschungen und Hochstapelei bereiste er die Welt, um sein Märchen international zu etablieren. Die naive Gutgläubigkeit seiner Anhänger schützend im Rücken, war er nahezu unantastbar, bis er schließlich aufflog. Die Realität ist, dass viele Schwindler wie er durch bloßes Blendwerk von der Ignoranz der Massen lebten und leben.
Die liberale Tendenz, alles Tolerante vorbehaltlos zu umarmen, öffnet solchen Figuren Tür und Tor. Es scheint, dass das Unvermögen, konzise Kontrolle auszuüben, hier in seiner reinsten Form sichtbar wird. Arthur Worthington ist ein Mensch, der nicht hoch genug bestiegen werden kann, weil seine Bekanntheit aus dem Ausnutzen jener entsteht, die ihm unreflektiert Folgen. Genauso war er auch ein Meister des Manipulierens, ein Schnorrerkönig, der von der Unzulänglichkeit des gesunden Menschenverstands der Massen profitierte.
So bleibt Arthur Worthington ein permanentes Warnsignal für jene, die meinen, ohne skeptisches Hinterfragen in die Falle des blinden Vertrauens tappen zu können. Mancher mag sagen, solche charismatischen Scharlatane zeigen uns Veränderung in unserer Sicherheitskultur auf, doch sie ernähren sich letztlich nur von der Leichtgläubigkeit und dem blinden Vertrauen unkritischer Seelen.