Die Winterspiele in Grenoble im Jahr 1968 waren kein gewöhnlicher Skiurlaub für die argentinische Olympiamannschaft – es war eher wie ein Sprung in eine Tiefkühltruhe ohne Ausweg. Argentinien, ein Land, das für Tango und Temperament bekannt ist, fand sich plötzlich in der eisigen Umarmung der französischen Alpen wieder. Von den sonnigen Stränden Südamerikas in die frostige Wildnis Europas, warum zur Hölle haben sie das gemacht? Es kann nichts mit der naiven Vorstellung von Völkerverständigung zu tun haben, sondern eher mit dem Streben nach internationalen Ruhm – selbst wenn das bedeutete, die Heimat für eine knappe Woche gegen die Schneestürme zu tauschen.
Wer war dabei und was haben sie erreicht? Mit einer Minidelegation von nur elf Athleten, darunter neun Männer und zwei Frauen, die strapaziöse Skisportarten und Bobrennen in den Mittelpunkt rückten, gelang es Argentinien immerhin, ein paar Schlafsäcke mehr zu füllen. Laut der politisch korrekten Doktrin sollte die bloße Teilnahme schon als Sieg gefeiert werden. Doch wenn man so denkt, hat man den bitteren Beigeschmack des letzten Platzes noch nie geschmeckt. Ihre besten Ergebnisse zeigten sich bescheiden – ein bescheidener 37. Platz im Männer-Abfahrtslauf durch Vicente Servente. Da gibt es keinerlei Podestpräsentation, nur kalte Füße und eine noch kältere Erinnerung daran, dass man aus einem Land mit ewigen Sommern kommt.
Kommen wir zur Sinnfrage: Warum sollte ein Land ohne Schnee und Berge, das in der Regel Ozeane von Pampa und Buenos Aires‘ Kopfsteinpflaster seine Heimat nennt, überhaupt teilnehmen? Nationaler Stolz wäre eine Antwort, die da geradewegs ins Spiel gebracht wird. Der Sport könnte neue Höhen erreichen, wenn wir die Unbeirrbaren belohnen, die sich in die Kälte wagen für Ruhm und Ehre, auch wenn es für einige als unklug erscheint, sich in 2,5 Meter Schnee zu stürzen, der in ihrer Heimat höchstens im Gefrierschrank simuliert werden könnte. Das Argument für internationale Anerkennung und unerschütterliches Daseinsrecht bei der Olympiade – selbst in den kältesten Umgebungen – müsste unwiderlegbar klingen.
War es klug, dort zu sein? Zweifel darf man haben, und doch, da war diese epische Dramatik, die jedes Scheitern fast wertvoller machte als Gold. Schon damals hatten Menschen mit konservativen Ansichten genug Gründe, den Kopf zu schütteln über die Verschwendung von Ressourcen und die unbedachte Verbrüderung mit den Schneegöttern. Stell dir vor, ein Land das Samba-Spitzenleistungen bringt, ringt, während seine Bürger dabei zusehen, wie Landsleute im Skizirkus ihrer Chancen beraubt werden. Vielleicht war es mehr der Geist des Entdeckens und der Wagemut, der die lateinamerikanischen Pioniere in das französische Epos zog.
Wie haben sie es in den künftigen Geschichtsbüchern geschafft, obwohl es sang- und klanglos über die Bühne ging? Nicht als Kapitäne des Ruhms, sondern als Symbole dessen, was man tut, wenn man auf dem internationalen Parkett und in arktischen Winden geehrt werden möchte. Argentinien bei den Winterspielen 1968 sollte uns auch daran erinnern, dass jede Teilnahme, egal wie einfallsreich und riskant sie erscheinen mag, einen gewissen Stolz in sich trägt. Vielleicht ist es frustrierend zu erkennen, wie sie dann nicht ein Dutzend Medaillen geholt haben. Klassiker wie Liberale würden wahrscheinlich verspotten und einwenden, dass man besser im Atlantik rudern könnte – immer noch wärmer als es den typischen Argentinier bei solch einer Festivität je sein wird.
Am Ende bleibt ein Narrativ, das geprägt von eisiger Stille durch brodelnde Herzen ging, ein außerordentliches Abenteuer, das nicht jeder wagen kann, selbst wenn der Weg dornig und frostig ist. Und ja, 1968 sah vielleicht nicht das Ende der Pampa im Wallfahrtsort der Eiskönigin, aber Argentinien stand drin – jedenfalls mit vollem Herzen und einer klaren Aussicht, dass wirklich nichts unversucht bleibt. Ob irgendwann natürlich ein weiteres heißblütiges Debüt im kühlen Schlachtfeld neue Kapitel schöpft, bleibt abzuwarten; bis dahin erzählt die Geschichte von denen, die für Stolz, nicht Erfolg, herausrutschten.