Es gibt Filme, die einfach nur entstehen, um eine gewisse Klientel zu provozieren, und dann gibt es Filme wie Angeklagt (2014), die die liberale Blase sprengen könnten. Dieser 2014 veröffentlichte deutsche Film wagt es, ein schwerwiegendes Gerichtsthema, das uns alle betrifft, auf der großen Leinwand zu thematisieren, und tut dies auf eine Weise, die vielen nicht in den Kram passt. Anhand eines scheinbar klaren Falls zeigt der Film, dass die Wahrheit oft komplexer ist als das, was die Mainstream-Medien uns vorgaukeln möchten.
Der Film dreht sich um einen Vater, gespielt von Sebastian Blomberg, der eines abscheulichen Verbrechens beschuldigt wird: des sexuellen Missbrauchs seiner Tochter. Regisseurin Charlotte Schnorr schafft es, den Zuschauer in einen Strudel aus emotionaler Verwirrung, moralischer Unsicherheit und alltäglichen Rechtsproblemen zu ziehen, ohne in Klischees oder Stereotypen abzurutschen. Dieser Ansatz mag vielen unangenehm sein, aber genau das macht den Film zu einem perfekten Prüfstein für all jene, die glauben, dass ihre moralische Weltordnung unerschütterlich ist.
Angeklagt ist kein Film für jene, die einfache Antworten suchen. Stattdessen zwingt er den Zuschauer, seine eigenen Annahmen über Recht und Unrecht zu hinterfragen. Während die Massenmedien einfache Narrative bevorzugen, zeigt dieser Film, dass die Realität komplizierter sein kann. Ein Vater, dessen Leben durch eine Anschuldigung zerbrochen wird, ist ein starker Kontrast zu den allzu häufigen simplifizierten Darstellungen in den Nachrichten, die Komplexität zugunsten von Schwarz-Weiß-Malerei ignorieren.
Gleichzeitig ist es wichtig zu erwähnen, dass der Film ein bemerkenswertes Licht auf das Justizsystem wirft. Schnorr zieht kein Blatt vor den Mund und zeigt seine Schwächen, ohne sich dabei in den üblichen linksgerichteten Klagen über die Unterdrückung des Einzelnen zu verlieren. Hier wird das wahre Problem ins Rampenlicht gestellt: Wie leicht es ist, einer Anschuldigung zum Opfer zu fallen, unabhängig von ihrer Wahrheit. Diese realistische Darbietung wird auch von der beeindruckenden Leistung Blombergs und seiner Filmtochter unterstützt, die uns dazu bringt, auf die unausgesprochenen Schrecken des Systems zu achten.
Für all jene, die auf Gerechtigkeit und wahrheitsgetreue Erzählungen pochen, wird Angeklagt als eine kathartische Erfahrung gelten. Der Film zielt darauf ab, uns aus unserer moralischen Selbstgefälligkeit zu reißen und daran zu erinnern, dass das wahre Leben oft nicht den komfortablen moralischen Normen folgt, die uns in der öffentlichen Debatte vorgegeben werden.
In einem Zeitalter, in dem Streaming-Dienste und soziale Netzwerke das Sagen haben, bietet dieser Film einen vielschichtigen Blick auf menschliche Beziehungen und die Grauzonen des Lebens. Es geht um eine Frage, die viele gerne ignorieren: Wie gehen wir mit dem Schmerz und den Missverständnissen um, die entstehen, wenn sich das Gefüge unserer Familien und gesellschaftlichen Strukturen auflöst?
Auffällig ist die Reaktion auf den Film seitens mancher Kritiker. Dort, wo er seine Berechtigung und Fragezeichen hinter das System setzt, fühlen sich einige dann doch lieber in der gewohnten Komfortzone ihrer Überzeugungen wohl. Anstatt sich selbst herauszufordern, gibt es jene, die den Film lieber als Angriff oder als realitätsfern abtun. Ein solches Verhalten weist darauf hin, dass sie die unangenehmen Wahrheiten meiden.
Es erfordert Mut, sich mit den Themen auseinanderzusetzen, die Angeklagt anspricht. Die Stärke des Films liegt darin, dass er den Zuschauer förmlich dazu zwingt, über die einfache Darstellung von Täter und Opfer hinauszublicken. Jeder, der sich das Werk anschaut, wird feststellen, dass die Welt nicht aus einfachen Antworten besteht.
Die beeindruckenden Schauspielleistungen und die präzise Regieführung machen Angeklagt zu einem Film, der bleibt. Es ist nicht nur ein Fallstudienbericht, sondern ein filmisches Meisterwerk, das uns terrassenweise über die Jahre begleitet. Für diejenigen, die sich ernsthaft mit der Frage moralischer Komplexität auseinandersetzen möchten, bietet Angeklagt eine wertvolle Lektion.
Es ist auch erfrischend, einen deutschen Film zu sehen, der sich nicht dem plumpen Pathos hingibt und es dennoch schafft, ein Thema anzugehen, das für sich selbst steht, ohne sich den üblichen politischen Forderungen zu unterwerfen.
Angeklagt ist provozierend, bedingungslos und erhellend. Es zeigt die Versäumnisse unseres Justizsystems, ohne sich in zurzeit beliebten Parolen zu verlieren, und lädt dazu ein, die Sichtweise auf Recht und Unrecht nochmals zu überdenken. Er ist etwas, das unseren moralischen Kompass ins Schwanken bringt, und genau deshalb sollte er bei jedem auf der Liste stehen, der echtes Interesse an gesellschaftlicher Gerechtigkeit hat.