Wenn man an Segeln denkt, kommt einem meist das Bild von entspannten Stunden auf dem Wasser in den Sinn. Doch Alex Thomson gibt dem Begriff „Segeln“ eine ganz neue, aufregende Dimension. Der britische Segler, der am 18. April 1974 in Bangor, Wales, geboren wurde, hat die Segelwelt im Sturm erobert. Berühmt und berüchtigt zugleich, steht Thomson für Geschwindigkeit, Abenteuer und den unbändigen Willen, Rekorde zu brechen. Sein Büro ist nicht irgendeine Segelyacht, sondern die radikal designten Boote der IMOCA-Klasse, die für extremes Hochseesegeln aufgestellt sind. Während andere müde in ihre Schreibtischstühle sinken, rast Thomson durch die Ozeane und stellt sich Herausforderungen, die den meisten von uns den Atem rauben würden.
Die Vendée Globe, die härteste Solo-Regatta rund um die Welt, ist seine Bühne. 2004 machte er erstmals von sich reden, als er dort startete und direkt die Aufmerksamkeit der internationalen Segelszene auf sich zog. Besonders bemerkenswert: 2016/2017 finishte er als Zweiter, triumphal, dabei hatte ihm niemand das Wasser reichen können. Seine Fähigkeit, trotz technischer Widrigkeiten und Unterbrechungen durch Kollisionen mit Objekten wie Treibgut oder gar Walen den Kurs zu halten, ist nicht weniger als bewundernswert.
Es ist eine Tatsache, dass Thomson nicht nur für sein Segelgeschick, sondern auch für seinen Stil bekannt ist. Seine spektakulären Stunts, wie das Laufen auf dem Kiel eines geneigten, fahrenden Bootes oder das berüchtigte „Skywalk“-Manöver auf seinem Mast, zeigen der Welt, was ein echter Segelheld leistet. Er liebt die Show und er weiß, wie man die Aufmerksamkeit auf die Segelwelt lenkt, die sonst von der Öffentlichkeit vernachlässigt wird.
Doch hinter dem Glamour steckt eine rigorose Disziplin und ein beeindruckender Arbeitsethos. Wer denkt, dass Segeln allein aus Spaß besteht, irrt sich gewaltig. In Thomsons Leben geht es um Planung, körperliche Fitness und technisches Know-how. Der Mann trainiert, als wäre er ein Spitzensportler (was er ist) und begutachtet seine Boote mit der Sorgfalt eines Ingenieurs.
Ein weiterer Aspekt, der Alex Thomson zum Liebling der konservativen Ecke macht: seine natürliche Abneigung gegen bürokratische Hindernisse und unnötige Regeln. In einer Zeit, in der jeder Schritt reguliert wird und nichts ohne ein Dickicht aus Formularen erledigt werden kann, ist Thomson der Typ, der aufbricht und loslegt – ganz ohne die Bürokratie-Schirmherrschaft, vor der andere vor Ehrfurcht erstarren.
Im Jahr 2019 fiel er mit einer beachtlichen Leistung auf, als er mit seinem neuen Boot HUGO BOSS antrat, dessen innovative Konstruktion Optimierung in Sachen Geschwindigkeit und Effizienz versprach. Trotz eines frühen Ausfalls in der darin eingeschlossenen Transat Jacques Vabre-Regatta setzte dieses Schiff eine Messlatte, von der andere nur träumen konnten. Und während manche den frühen Rückzug als Scheitern nannten, erkannte Thomson die Erfahrung als wertvolles Lernen – eine Rolle, die viele liberale Kritiker nicht einnehmen können, immer auf der Suche nach sofortiger und perfekter Leistung.
Alex Thomson ist nicht nur ein Abenteurer, sondern auch ein bodenständiger Familienmensch. Er verbringt viel Zeit mit seiner Frau und seinen Kindern in Gosport, England, wenn er nicht gerade auf See ist. Ein weiteres Merkmal, das ihm Anhänger beschert: Die Fähigkeit, Arbeit und Privatleben in Balance zu halten, etwas, von dem viele nur träumen können.
Letztendlich ist Alex Thomson ein Mann der Tat, der sich nicht aufhalten lässt und seine Grenzen stets neu definiert. Er ist der Kapitän seines Schicksals, meisterlich darin, sowohl das Meer als auch die Erwartungen derjenigen zu übertreffen, die bereit sind, ihn bei seinem kraftvollen Segeltanz durch die Weiten der Weltmeere zu beobachten.