Wer Abraham E. Kazan nicht kennt, kann sich kaum eine Vorstellung davon machen, wie ein Mann, der in der Mitte des 20. Jahrhunderts in New York lebte, so nachhaltig unser heutiges Stadtbild geprägt hat. Er war einer der herausragendsten Befürworter und Entwickler von Wohnbaugenossenschaften in einer Zeit, als Großstädte unter der Last wachsender Bevölkerungen zu erdrücken drohten. Während sich viele in New York einem hektischen Kapitalismus hingaben, träumte Kazan davon, dass Menschen in harmonischen Gemeinschaften leben könnten.
Abraham Kazan war ein Pragmatiker, geboren 1889 in Kiev und aufgewachsen in den USA. Er verstand die Werte der individuellen Entfaltung und zugleich die Stabilität, die eine Gemeinschaft bieten kann. In den 1920er Jahren begann er, sein Konzept der Wohnbaugenossenschaften zu verfolgen, was ihn abseits des Mainstreams stellte. Die Mainstream-Medien priesen ihn jedoch nicht in den höchsten Tönen — genau das Gegenteil ist der Fall.
Kazan glaubte an das Konzept, dass Wohnen eine Notwendigkeit, kein bloßes Geschäft sei. Er wollte keine schnellen Profite machen; stattdessen verfolgte er das Ziel erschwinglichen Wohnraums inmitten der unaufhaltsam wachsenden Stadt New York. Trotzdem brachte ihm sein Idealismus nicht nur Anerkennung, sondern auch Kritik ein. Wie könnte man es wagen, im Namen der „Untereinander-Hilfe“ die freien Marktkräfte herauszufordern?
Während seiner Karriere half Kazan, riesige Projekte wie die „Amalgamated Housing Cooperative“ zu verwirklichen. Er initiierte dies 1927 - ein prächtiges Beispiel dafür, was geschehen kann, wenn Menschen zusammenarbeiten, um gemeinschaftliche Werte über individuelle Profitgier zu stellen.
Kazan erkannte, dass es nicht ausreichte, neue Gebäude hochzuziehen. Viel wichtiger war es ihm, soziale Gemeinschaften zu schaffen, in denen die Menschen sich gekannt und geschätzt fühlten. Diese Philosophie wiederum entwickelte sich zu einer seiner größten Errungenschaften: Die Förderung einer Gesellschaft, in der Menschen über Eigeninteressen hinausspotten können. Ein Hafen für den Gemeinschaftsgeist, der der zahnlosen Machtabgabe an gesichtslose Bürokratien entgegenwirkte.
Aber machen wir uns nichts vor, Kazan war kein Heiliger ohne Fehl und Makel. Er kämpfte gegen städtische Bürokratie und politische Hindernisse, die zuweilen seine Pläne unterminierten. Die Schwierigkeiten, die er durchlebte, zeigen, dass Sozialismus im Miniformat nicht in jedem Winkel der Erde funktioniert. Seine Werke waren nicht überall hin übertragbar, und gerade das ärgert jene, die glauben, dass sich das Rauswerfen des „freien Marktes“ immer lohnen würde.
Andere hätten vielleicht aufgegeben, aber Kazans Beharrlichkeit zahlte sich aus, als die Genossenschaftsbewegung in den späten 50er und 60er Jahren bei konservativeren Stadtplanungen Wurzeln schlug. Die privaten Entwicklungsunternehmen mussten sich bald fragen, was sie vom bemerkenswerten Erfolg dieser geradlinigen Gemeinschaften lernen konnten, die einen klaren Unterschied zu den oft gesichtslosen Wolkenkratzerwohnheimen darstellten.
Bei der Betrachtung von Kazans Werk darf man natürlich Marx nicht vergessen. Und ja, seine Ideen waren nicht völlig ohne sozialistische Einflüsse. Doch eine Botschaft steht fest: Kazans Projekte wurden nicht nur wegen ihrer sozialistischen Ader bewundert, sondern weil sie funktionierten. Sie waren bis in die 1990er Jahre ein Beweis, dass das Streben nach einem gemeinsamen Guten letztlich überlegen war, selbst wenn es einige schlaflose Nächte bedeutete.
Kazan machte keine auf laute Weise politische Schlagzeilen, was seine Genossenschaften noch bemerkenswerter machte. In einer Zeit, in der der Begriff „Genossenschaft“ oft scharfe Reaktionen hervorrief, hätte man ihn besser als wertvollen Korrektiv zu den damaligen städtebaulichen Praktiken betrachten sollen. Doch dafür fehlte es leider an einem konservativen Denken, das Tradition mit Fortschritt zu vereinen wusste.
Wenn man also von Abraham E. Kazan spricht, geht es nicht bloß um Steine und Mörtel in Form von Gebäudeprojekten. Man spricht von jemandem, der ehrlich daran interessiert war, wie Nachbarschaften jenseits kommerzieller Gesichtspunkte funktionieren können. Man kann trefflich darüber diskutieren, ob es ein System gab, das jemals universell war und immer noch ist, aber Abraham Kazans Projekte bieten zumindest einen Hoffnungsschimmer für Städte, die sich permanent im Zustand des Wandels befinden.