Manchmal brauchen wir alle einen musikalischen Wake-up-Call, und 2016 hat die australische Band The Living End genau das mit ihrem achten Studioalbum „Ab Hier Weiter“ geliefert. Die bekannte Punkrock-Gruppe, bestehend aus Chris Cheney, Scott Owen und Andy Strachan, setzte ihr politisches Statement ohne Rücksicht auf Verluste in die Welt. Die Veröffentlichung fand in Australien statt, dem Land der unverblümten Worte und klarer Statements. Doch was machten sie, dass es in den Köpfen so vieler (besonders der Empörten) Anklang, oder eher Widerspruch, fand? Na, sie kombinierten treibende Gitarrenriffs mit einem kritischen Blick auf soziale Missstände.
Der energetische Bogen, den The Living End in „Ab Hier Weiter“ spannen, zeugt von ihrer Fähigkeit, den Finger auf den Puls der Zeit zu legen. Kein Wunder, dass einige Leute hochsprangen, als sie den Titeltrack hörten. Wenn man politische Themen in fesselnde Melodien verpacken kann, erzielt man die Wirkung, die andere nur mit Predigten erreichen. Es ist die perfekte Mischung aus Rock’n’Roll, der kein Blatt vor den Mund nimmt, und genauer Beobachtungsgabe.
Warum machte „Ab Hier Weiter“ einigen so viel Angst? Erstens, weil The Living End die brennenden sozialen Fragen ansprachen, ohne sie schönzureden. Sie wissen genau, wie man den Finger in die Wunde legt. Damals, 2016, war die politische Lage weltweit im Wandel. Der Brexit stand vor der Tür, die US-Präsidentschaftswahlen rückten näher, und die Menschen fingen an, traditionell politisch korrekte Schemen in Frage zu stellen. The Living End entschieden sich, ihrer Zuhörerschaft mit Songs wie „Keep On Running“ und „Monkey“ genau aufs Ohr zu geben, was einige nicht hören wollten.
Ein Album, das ungeniert herausfordernd bleibt, ist für die Aktivisten der Gegenkultur ein wahrer Schatz. Wer jedoch klare Positionierung sucht, der findet in der Musik der Living End keine wärmende Umarmung, sondern eher eine fokussierte Anklage. Beim Hören von „Ab Hier Weiter“ spürt man sogleich die Dringlichkeit der Message. Kein Fragebogen, der im Nachhinein Klarheit verlangt, sondern geradeheraus Gesagtes, das die Zuhörer vor Entscheidungslinien stellt. Die politisierten Hits schrecken nicht davor zurück, den Zuhörern den Spiegel vorzuhalten.
Wäre es in Ordnung zu sagen, dass „Ab Hier Weiter“ wie ein musikalischer Schutzwall gegen den liberalen Mainstream wirkt? Punkrock war schon immer das bevorzugte Genre derjenigen, die nicht mit dem Strom schwimmen möchten. Die Living End verkörpern diesen Geist ehrenhaft. Ob das so manchem Zuhörer schmeckt, ist die andere Frage. Aber seien wir ehrlich: Niemand, der mit kritischem Verstand Musik hört, geht davon aus, dass er sich in Wohlgefühlen suhlen kann, wenn der Soundtrack den Status quo in Frage stellt.
Das Album ist ein Statement gegen die üblichen Antworten und vermittelten Wahrheiten. Tracks wie „Death“ und „Moment In The Sun“ hinterfragen die Pauschalisierung, die oft im Namen vermeintlichen Fortschritts erfolgt. Diese Stücke laden nicht nur zum Mitwippen ein, sondern fordern zur Reflexion heraus. Was will der vernünftige Musikliebhaber mehr? Man weiß Songs zu schätzen, die mehr als nur den gegenwärtigen Status besingen.
The Living End zeigen durch „Ab Hier Weiter“, dass Musik weit mehr als Unterhaltung ist. Sie ist eine Stimme gegen Ungerechtigkeit, ein Werkzeug zum Aufwecken und ein treibendes Element im kulturellen Diskurs. Ihre Fähigkeit, hochkomplexe Sachverhalte durch einfache Akkorde und gnadenlose Lyrik greifbar zu machen, ist beachtlich. „Ab Hier Weiter“ muss man einfach als Schlüsselwerk erkennen, das es vermag, ganze Gedankenwelten zu öffnen.
Um es für die ganze Welt zu sagen: Engstirnigkeit ist nie die Antwort, und The Living End sind der lebende Beweis dafür. Ihre Musik aus Down Under ist mehr als ein Ohrwurm; sie ist eine Erinnerung daran, welch transformative Kraft gut platzierte Worte und Melodien haben können. Wer sich von „Ab Hier Weiter“ nicht gefordert fühlt, hat vielleicht nicht richtig hingehört. Denn jeder Song ist eine Ode an das Aufstehen und sich Gehör verschaffen. Wer braucht schon vorgekaute Schallplattenmanifeste, wenn man ehrlichen Punkrock haben kann?