A. A. van Ruler war nicht irgendein 08/15 Theologe. Dieses Genie, das 1908 in den Niederlanden das Licht der Welt erblickte, entwickelte Ideen, die bis heute provozieren. In einer Zeit, als Europa zwischen zwei Weltkriegen zerrissen wurde und die Ideologien tobten, stand van Ruler dank seiner scharfsinnigen Analysen und Theorien wie eine Festung des klaren Denkens. Wie kann jemand so brillant sein, dass seine Werke Jahrzehnte später noch Studierstuben überall füllen? Nun, der Mann hatte eine klare Mission: die Verschmelzung von Theologie und Politik, ohne dabei in die populären Erklärungen der damaligen Zeit zu verfallen.
Van Ruler erschütterte die Theologie wie kaum ein anderer. Mit seiner Betonung der Königsherrschaft Christi stellte er traditionelle kirchliche Autoritäten in Frage und förderte ein gänzlich neues Verständnis der kirchlichen Verantwortung. Dabei machte er nie einen Hehl daraus, dass die christliche Botschaft im Zentrum des öffentlichen Lebens stehen sollte. Er hatte kein Problem damit, seine Stimme erhoben und seine Feder geschärft zu haben, um die Säkularisierung auszubremsen.
Seine Zeitgenossen mögen ihn als provokant empfunden haben, aber bei van Ruler ging es immer um mehr als nur Provokation. Er rief dazu auf, christliche Prinzipien in die tägliche politische Realpolitik einfließen zu lassen, ein Unterfangen, das die gesellschaftlichen Konventionen der Nachkriegszeit aufwirbelte. Seine Propaganda für eine geschwisterliche Kirchenpolitik, die sich auf das Reformationsverständnis von Kirche, Staat und Gesellschaft stützte, war revolutionär.
Interessant wird es bei Van Ruler auch, wenn es um seine Sicht auf die Ethik geht. Für ihn war Ethik nie ein loses Konstrukt subjektiver Perspektiven, sondern immer fest mit dem Glauben verbunden. Das Wort Gottes sollte nicht nur gepredigt, sondern auch gelebt werden – im vollen Spektrum des Alltags und der politischen Machtausübung. Van Ruler kannte keine halben Sachen: Verantwortung bedeutete für ihn, die christliche Ethik kompromisslos zu verteidigen.
Während einige seiner Werke eine „gemütliche“ Spiritualität vermissen lassen könnten, die viele Liberale bevorzugen, entschied sich van Ruler bewusst für klare Werte und deutliche Worte. Seiner Meinung nach sollte der Glaube nicht bearbeitet oder verwässert werden, um in den Mainstream zu passen, sondern viel mehr in seiner Reinform auf das gesellschaftliche und politische Dasein einwirken.
A. A. van Ruler mag sich später aus der aktiven Politik zurückgezogen haben, doch seine Schriften, Predigten und Vorlesungen wirken bis heute weit über seinen Tod im Jahr 1970 hinaus. Seine Gedanken eröffnen Perspektiven, die herausfordern und anregen, nicht nur bei den politischen Debatten unserer Zeit, sondern auch im alltäglichen Leben.
Wenn man sich tiefere Überlegungen darüber macht, warum A. A. van Ruler auch heute noch von Interesse ist, wird man einige kühne Wahrheiten zu schätzen wissen. Er hat die Prinzipien, auf denen unsere Gesellschaft ursprünglich aufgebaut wurde, neu kalibriert und den Fokus wieder auf das gelegt, was immer Vorrang haben sollte: eine Welt, die sich nicht auf die Beliebigkeit von Oberfläche-Philosophien verlässt, sondern die sich fest in ihrem ethischen und theologischen Fundament verankert.
Diese Unerschütterlichkeit macht van Ruler zu einem Leuchtfeuer der Hoffnung in einer Welt, die zunehmend vergeblich nach Substanz und Beständigkeit sucht. Das Vermächtnis dieses Theologen und sein unverrückbarer Glaube gehören zu den beeindruckendsten Zeugnissen, die nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Zukunft zu bieten hat.