Ein sprechender Toter und warum das linke Feuilleton schluckt

Ein sprechender Toter und warum das linke Feuilleton schluckt

"47 Toter, der spricht" ist ein packender Krimi von Wolfgang Schorlau, der mit seiner scharfsinnigen Kritik an der heutigen Gesellschaft das Establishment herausfordert und den Leser nicht loslässt.

Vince Vanguard

Vince Vanguard

Ein sprechender Toter – klingt nach einer albernen Geistergeschichte, oder? Aber nein, es ist ein höchst fesselnder Kriminalroman, der die Gemüter erhitzt. "47 Toter, der spricht" ist ein Werk des deutschen Schriftstellers Wolfgang Schorlau und erschien erstmals 2021. Schauplatz ist das Herz Europas: Berlin. Die Handlung entfaltet sich im politischen und polizeilichen Sumpf und bringt vieles ans Tageslicht, was lieber im Verborgenen bliebe. Der mürrische Privatdetektiv Georg Dengler kämpft sich durch ein komplexes Geflecht aus Intrigen, falscher Loyalität und vor allem: Stille. Wenn jemand stirbt und noch spricht, weiß man, dass etwas nicht stimmt.

Dieser Thriller hat es in sich. Wolfgang Schorlau, bekannt für seine knackige Kritik am Establishment, lässt auch hier keine Chance aus, die Behörden und deren oftmals wenig transparente Praktiken zu beleuchten. Wer denkt, er habe mit "47 Toter, der spricht" einen gewöhnlichen Krimi vor sich, irrt gewaltig. Dieses Buch malt ein Bild unserer Gesellschaft, das schärfer nicht sein könnte. Der politisch aufmerksame Leser findet hier reichlich Stoff zum Nachdenken. Während einige Leser den Blick am liebsten abwenden würden, richtet Schorlau den Scheinwerfer genau dorthin, wo Chaos ergraut und Korruption beste Freunde hat.

Ein markantes Element ist die Hauptfigur Georg Dengler selbst, ein investigative Privatermittler der alten Schule. Ein Mann, der sich nicht mit vorgekauten Antworten zufrieden gibt, sondern der Wahrheit auf den Grund geht. In einer Welt, in der das word „Fake News“ alltäglich geworden ist, spürt Dengler fachmännisch die Lügen und Unwahrheiten auf. Die Frage, die sich auftut, ist, warum unsere Gesellschaft so zögerlich ist, die Augen der Wahrheit zu öffnen.

In Schorlaus Werk prallen gegensätzliche Kräfte mit voller Wucht aufeinander. Der Autor hat ein scharfes Auge für Details und das Talent, diese detailreiche Atmosphäre in Worte zu fassen. "47 Toter, der spricht" stellt das Narrativ in den Mittelpunkt, dass Wahrheiten ans Licht kommen müssen, egal wie unbequem sie auch sein mögen. Während Diener der Macht gerne im Schatten agieren, hebt Schorlau den Vorhang, Stück für Stück.

Man könnte sich fragen, warum Wolfgang Schorlau sich diesen Themen widmet und was ihn antreibt. Ganz einfach: Ein Mangel an Aufrichtigkeit in der öffentlichen Sphäre. Er sieht es als seine Pflicht an, Licht ins Dunkel zu bringen. Mit einer nüchternen Brillanz schildert er die realen Probleme unserer Zeit, die viele nicht sehen oder sehen wollen. Vielleicht macht genau das seine Bücher so unverzichtbar – sie sind nicht nur Geschichten, sondern Warnungen an eine Gesellschaft im Dämmerzustand.

Durch die Schreibweise spricht Schorlau direkt die politischen Dinge an, um die linke Intelligenzija aus ihrer Deckung zu locken. Wer von Ihnen bisher dachte, mit ein wenig Bürokratie hätte es sich, wird wahrscheinlich eines Besseren belehrt. Es könnte doch sein, dass die echten Drahtzieher eben außerhalb der offiziellen Ränge zu finden sind. Ein Gedanke, der vielleicht unbequem, aber keineswegs abwegig ist.

Viele Leser empfinden die Thematik als provokant. Es geht um mehr als nur um Kriminalität – es geht um die systematische Ignoranz der Elite, die nach Macht giert, ungeachtet der Konsequenzen für den "kleinen Mann". Diese Unangepasstheit führt dazu, dass Schorlau häufig zwischen den Stühlen sitzt. Aber genau darin liegt die Stärke seines Schreibens. Er traut sich, Themen anzusprechen, die andere gerne unter den Tisch kehren würden.

Am Ende bleibt "47 Toter, der spricht" mehr als nur ein Krimi. Es ist ein Weckruf mit Nachhall, der den Leser dazu zwingt, sich wirklich einmal ehrlich mit den Gegebenheiten auseinanderzusetzen. Es ist die Darstellung eines konfliktbeladenen Schauplatzes, der Fragen aufwirft, die nicht so leicht zu beantworten sind. Diesmal versteckt sich die Moral der Geschichte nicht in den Fußnoten, sondern steht oben auf der Titelseite.