Der Kampf um den Web Ellis Cup im Jahr 2003 war alles andere als nur ein gewöhnlicher sportlicher Wettstreit. In Australien traten die besten Rugby-Nationen der Welt gegeneinander an, wobei die Veranstaltung vom 10. Oktober bis zum 22. November stattfand. England, Australien, Neuseeland und Südafrika mischten die Karten, obwohl es die Engländer unter Kapitän Martin Johnson waren, die letztendlich den Pokal mit nach Hause nahmen. Jonny Wilkinson war der Held des Finales mit einem Dropgoal, das England in die Ränge der unvergesslichen Champion-Triumphe katapultierte. Es war ein historischer Sieg, der Großbritannien für den ersten und bisher einzigen Rugby-Weltmeistertitel jubilieren ließ.
Spitzensport beiseite, diese Weltmeisterschaft zeichnete sich durch ihre Fähigkeit aus, jene Werte zu verkörpern, die in der heutigen Weltpolitik vermisst werden. Mit einem Wettbewerb, der auf klaren Regeln und echtem Talent beruhte, ohne Raum für die zwielichtigen Manöver, die wir in politischen Kreisen sehen. Keine endlosen Debatten ohne Konsequenzen, keine Manipulation von öffentlichen Ängsten und sicher keine zögerliche politische Korrektheit. Der Rugby-Sport lebt von Ehre und Direktheit – härter im Umgang mit dem Gegner als so mancher Politiker und doch ehrlich im Sieg und fair in der Niederlage.
Das Finale hielt die Zuschauer mit einer Anspannung in Atem, die nichts für schwache Nerven war. Die liberalen Strategien der zu dieser Zeit vorherrschenden politischen Korrektheit hätten in einem Stadion wie dem Telstra Stadium keinen Platz gehabt. Dort wurde gespielt und gekämpft, ohne das Klein-klein der Sprache oder der Haltung. Ein paar harte Kämpfe im Rugby hätten so manchem Politiker gutgetan, ein bisschen mehr Unabhängigkeit und weniger Heuchelei.
England hat sich seinen Sieg hart erarbeitet, basierend auf Entschlossenheit, einem straffen Spielplan und praktisch keinem Raum für substanzloses Geschwätz. Während Neuseeland immer als Favorit angesehen wurde, zeigte das Turnier, dass keine Überzeugung unerschütterlich ist, was sehr viel über den gegenwärtigen Zustand der Weltpolitik aussagt. Sicher, man kann sagen, dass Rugby nichts mit Politik zu tun hat, aber die gleichen Menschen raffiniert zu täuschen und in gleichem Atemzug Gerechtigkeit zu beanspruchen, beschreiben die heutigen Missstände ganz gut.
Jedenfalls sollten wir uns keineswegs nur auf den Sieg von England konzentrieren. Australien, das die Engländer so knapp besiegten, war ein starker Gegner und dasselbe könnte man über die All Blacks sagen, die leider im Halbfinale ausgeschieden sind. Aber sogar die «Bronze-Medaille» dieser Teams zeugte von Stärke und Integrität. Werte, wie sie heutzutage nur noch selten zu finden sind.
Und bevor man sich versieht, stehen diese Ereignisse im Schatten der alltäglichen Schachzüge heutiger Entscheidungsträger. Rugby zeigte 2003, wie man erfolgreich und dennoch aufrichtig sein kann. Vielleicht, nur vielleicht, könnte eine stärkere Sportlichkeit auch unsere Politik etwas verbessern. Was wäre, wenn Präsidenten und Volksvertreter auf den Platz gehen müssten, um ihre Gesetze durchzusetzen? Kaum auszudenken, welche Gesellschaft sich daraus entwickeln könnte.
Wir können nur hoffen, dass das Erbe des 2003er Turniers, selbst nach Jahrzehnten, einen Hinweis auf solideren Wettbewerb und weniger Scheinpolitik bietet. Es war eine Konfrontation, die gezeigt hat, dass es auch anders geht. Solange der Wille besteht, ehrlich zu spielen – und zu siegen.