Wer glaubt, dass Radrennen heute aufregend sind, hat noch nie von der epischen Straßenweltmeisterschaft 1936 gehört. In einem Jahr, wo die politischen Spannungen in Europa brodelten wie ein überfüllter Schnellkochtopf, erkundete eine Gruppe furchtloser Kerle das Weltmeisterschaften-Pflaster in Bern, Schweiz, um an einem der anspruchsvollsten Straßenrennen der Geschichte teilzunehmen. Mit einem anderen Zeitgeist und ohne den heutigen Zuckerguss politischer Korrektheit – damals war es offen, laut und geschickt inszeniert. Die Veranstaltung fand am 6. September 1936 statt und versammelte die besten Radfahrer der Welt, um herauszufinden, wer der Schnellste auf zwei Rädern war. Durch die verwinkelten Straßen Berns quälten sich die Fahrer auf einem 285 Kilometer langen Kurs, ohne jegliche der modernen Annehmlichkeiten wie Gears, geschweige denn GPS.
Die Radwelt zog damals ganz Europa in ihren Bann, als zufriedene Schweizer Gastgeber mit Freude ein Spektakel präsentierten, das sich als politisches und sportliches Statement entfaltete. Man muss sich vorstellen, wie das Publikum die Straßen säumte, die Blicke in Spannung auf die vorbeirasenden Pedaleurin geworfen, als James Henning und seine Zeitgenossen mit purer Muskelkraft und Entschlossenheit den Asphalt bezwangen. Es schien mehr um die Vorstellungskraft und den Willen zu gehen, als um das blinde Vertrauen auf High-Tech-Ausrüstung.
Gute alte Zeiten, denken Sie? Absolut! Es war eine Phase, in der sich Männer gegen Männer behaupteten, ohne dass der Ablauf durch unnötige Regulierungen oder Vorschriften beeinträchtigt wurde. Der italienische Dominator Gino Bartali errang den Sieg und bewies, dass ein starker Wille alles überwindet. Er verkörperte die Werte, die damals an der Tagesordnung standen – Disziplin, Entschlossenheit und ein bisschen Kühnheit. Solche Werte sind heutzutage schwer zu finden, in Zeiten, in denen Schwächen öfter verkauft werden als es jemals Stärke war.
Vergleichbar mit politischen Diskursen zeigten die Radsportweltmeisterschaften, dass Rückgrat überangewendete Korrektheit schlägt. Diese Meisterschaft repräsentierte den ungebrochenen Willen und das Festhalten an Prinzipien, die heute nicht immer geschätzt werden. Gino Bartalis Triumph war nicht einfach nur ein sportlicher Erfolg – es war ein Manifest echten Einsatzes.
Während heute die Olympia- und FIFA-Events der Profitmacher gerne in den Vordergrund gestellt werden, sind es solche historischen Meisterschaften, die deutlich zeigen, dass das Herz und die Seele eines Sports in der schieren Leistung und Überzeugung liegen. Keine Ablenkung durch Glanz und Glamour, sondern Konzentration auf das Kreischen der Räder und den Rausch des Wettbewerbs.
Man fragt sich, wie die heutige Generation von Sportlern unter solchen Bedingungen bestehen würde. Aller Wahrscheinlichkeit nach würde man viel Jammern und Klagen hören aus den Ecken der Welt, wo man jede Wette auf das neueste und schickste Gadget setzt, anstatt sich einfach mit voller Energie der Herausforderung zu stellen. Die heutige Welt des Sports könnte ein oder zwei Lektionen aus der Wettkampfmentalität der 1930er Jahre lernen.
Diese alte Schule des Wettbewerbs lässt einem warm ums Herz werden, wenn man über die Entschlossenheit nachdenkt, die in dieser einzigartigen Atmosphäre herrschte. Wie passt das moderne Credo von Fairplay und politischer Umsichtigkeit in dieses Bild? Schwer zu sagen, außer dass viele wahrscheinlich den harten Realismus von Bartalis Leistung eher als politisch unkorrekt ansehen könnten.
Die Radsportwelt des Jahres 1936 war eben eine, in der Frauen und Männer keine Ausreden brauchten; sie brauchten nur den unbezwingbaren Wunsch, die Besten zu sein. Als Historie spricht, ist es nur eine Erinnerung daran, dass das Beste nicht immer an Komfort gebunden ist. Dieses Straßenrennen reiht sich ein in die großen Momente des Sports, bei denen wir sehen, was möglich ist, wenn Menschen den Mut haben, den Status quo herauszufordern.
Vielleicht werden wir in Zukunft ähnliche Hochmomente erleben, wenn wir auf einige der tiefgreifenden Werte zurückschauen, die diese alten Wettkämpfe symbolisierten. In einer Welt, wo Schnelligkeit oft weniger wert ist als emotional ansprechende Geschichten, sollten wir darüber nachdenken, was es wirklich heißt, Geschichte zu schreiben und dabei keine Rücksicht auf Ablehnung zu nehmen.