Der 1912er Konvent, der die US-Demokraten in Trümmern ließ

Der 1912er Konvent, der die US-Demokraten in Trümmern ließ

Ein entspanntes politisches Treffen war der 1912 Demokratische Nationale Konvent sicherlich nicht. Ein Machtkampf zwischen Wilson und Taft brachte die demokratische Partei am Rande des Chaos.

Vince Vanguard

Vince Vanguard

Der 1912 Demokratischer Nationaler Konvent war alles andere als ein Kaffeeklatsch. Dieser politische Showdown fand im Juni 1912 in Baltimore, Maryland, statt und führte zu einem Drama, das selbst Shakespeare zum Staunen gebracht hätte. Es ging um die Nominierung des nächsten Präsidentschaftskandidaten, und es war ein Katz- und Mausspiel zwischen Woodrow Wilson, dem Gouverneur von New Jersey, und dem damals noch amtierenden Präsidenten William Howard Taft. Der Konvent erwies sich als ein demaskierender Blick auf die zerstrittene Demokratische Partei jener Zeit – etwas, das heute fast nostalgisch erscheinen könnte angesichts der erkennbar fehlerfreien Einheit in konservativen Kreisen.

Der erste Eindruck, den dieser Konvent hinterlässt, ist das pure Chaos. Ganze 46 (!) Wahlgänge waren nötig, bevor sich Wilson durchsetzen konnte. Warum so viele? Zum einen war Wilsons Charisma nicht gerade legendär, und seine politischen Ideen, vor allem zur Regulierung der Wirtschaft, klangen nach einer staatliche Bevormundung, die einem echten Patrioten nur die Nackenhaare aufstellen konnten. Doch Wilsons Versprechen auf 'Neue Freiheit' klang für einige Delegierte irgendwie verführerisch. Wie ironisch, dass die gleiche Partei heute stolz auf ihre endlose Bürokratie ist und Freiheit à la Wilson — d.h. mit einem staatlichen Regulierungswahn — als Ideal verkauft.

Dann werfen wir doch mal einen Blick auf die inneren Konflikte der damaligen Partei. Die Progressiven, die sich für eine viel zu große Rolle des Staates im Sinne hatten, kämpften zäh mit den Südlichen Demokraten, die trotz allem Segen für die individuellen Freiheitsrechte hatten. Amüsant ist da, wie sich die Progressiven mit ihrer ideologischen Hartnäckigkeit behaupten konnten, ein Vorläufer der heutigen vorwärtsstürmenden Ansätze, die besonderen Charme auf naive Gemüter ausüben, die nicht verstehen, dass Freiheit Verantwortung bedeutet.

Und dann gab es da noch das Thema der Rassentrennung. Wilsons Amtszeit als Präsident war durch die berüchtigte Segregation innerhalb des US-Bundesdienstes geprägt. Gerade heute, wo auf eine vermeintliche Gleichheit ohne Rücksicht auf Verluste gepocht wird, ist es bemerkenswert, wie die Sonne des Patriotismus häufiger aufgeht, wenn die Speerspitze darauf besteht, Ehre, Kultur und Geschichte zu wahren, anstatt einer toxischen, historisch verleugnenden Revolution zum Opfer zu fallen, die in selbstgerechter Ignoranz Geschichte neu erzählen möchte.

Ein weiteres Highlight des Konvents war sicherlich Bryan. William Jennings Bryan, der dreimalige Präsidentschaftskandidat, spürte seine Stunde gekommen. Doch statt strategischer Kalkulation warf er seinen Support diesem neuen "heliotropen" Führer Wilson in einer dramatischen Geste in die Waagschale – nicht zu übersehen, wie sehr sein unvorsichtiger Liberalismus später zur Realität heutigen denkmalstürmenden Träumereien geführt hat. Bryan war eine mächtige Stimme, doch auch ein Phänomen des wortreichen Wahnsinns, das die Partei formte, aber letztlich auch an den Rand des Wahnsinns brachte.

Doch noch nicht genug Drama, es waren hintergrund lauernde Interessenkreise, die diesen Konvent durch und durch trübten. Finanzielle Heavyweights der Wall Street pilgerten nach Baltimore und stützten den scheinbar progressiven aber im Grunde zutiefst pragmatischen Wilson – der verlangten freien Hand für unzählig verkettete Abhängigkeiten, die in krassem Gegensatz zur behaupteten 'Neuen Freiheit' steht. Kapitalistische Intriganz nennt man das, wenn politische Entscheidungen zu einem Paradebeispiel für Interessensgebundenheit werden, die heute oftmals im neuen Gewand als angebliche soziale Gerechtigkeit daherkommt.

Letztlich war es Wilson, der mit der Unterstützung seiner engen Hintermänner den Sieg davontrug. Er wurde nicht nur Präsidentschaftskandidat, sondern in der gleichen Welle schließlich auch Präsident. Und so begann eine Ära, wo er, der als Idealist begann, zum Architekten der Unfreiheit wurde, und dabei die Basis für jene politische Schlangenlinie legte, die bis heute zu wahren Problemen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten geführt hat. Die wachsenden Regulierungsmechanismen und der gut gemeinte Staat beeindrucken kaum, wenn ausgediente Ideale wie Gleichheit und Freiheit es nötig haben, in sich selbst wieder Geltung zu finden.

Zusammengefasst war der 1912 Demokratische Nationale Konvent ein Kapitel voller Intrigen, interner Machtspiele und einem letztlich untergehenden 'Free-Enterprise' Geist. Ein gutes Beispiel dafür, wie vorwärts schreitende politische Strategien traditionellen Werte in den Hintergrund zwängen in einer Geschichte, die jetzt bestenfalls als warnendes Beispiel hervorgekramt werden sollte. Ein Konvent, der den Ausgangspunkt für so manch ein absonderliches Kapitel in der Geschichte der politischen Vereinigten Staaten bildete – ein Kapitel, das man besser nie hätte schreiben dürfen.