Die Islamische Dawa-Partei: Ein Überblick über Einfluss und Geschichte
Wer hätte gedacht, dass eine politische Bewegung aus dem Herzen des Irak solch einen weitreichenden Einfluss auf die globalpolitische Szene entwickeln könnte? Die Islamische Dawa-Partei, gegründet in den späten 1950er Jahren in Najaf, Irak, hat sich von einer kleinen islamischen Bewegung zu einer der bedeutendsten politischen Kräfte im Nahen Osten entwickelt. Aber was genau steckt hinter ihrer Entstehung, ihrer Ideologie und ihrem heutigen Einfluss?
Die Islamische Dawa-Partei, oft kurz als „Dawa“ bezeichnet, wurde 1957 von einer Gruppe schiitischer Kleriker und Intellektueller gegründet. Ziel war es, einen islamischen Staat zu schaffen, der sich stark von den damals bestehenden säkularen Regierungen im Nahen Osten abhebt. Ihre Gründung war eine Reaktion auf das wachsende Bedürfnis nach politischer und gesellschaftlicher Partizipation im Irak, das durch die Verstärkung der politischen Unterdrückung verschärft wurde.
Die Anfänge: Kampf für den Islam
Dawa entstand in einer Zeit, in der die arabische Welt von säkularen Regimen dominiert wurde, die stark von westlichen Mächten beeinflusst waren. Die Kleriker und Intellektuellen der Dawa wollten eine Rückbesinnung auf islamische Werte und eine islamische Identität des Staatswesens fördern, die tief in der schiitischen Tradition verwurzelt war. Diese politische Vorstellung des Islamismus war in vielerlei Hinsicht revolutionär und stieß in zahlreichen Bevölkerungssegmenten auf breite Unterstützung.
Die Partei begann, ihre Vision unter schiitischen Gemeinden zu verbreiten, indem sie soziale und religiöse Anliegen zusammenführte und somit eine breite Basis an Anhängern schuf. Die frühen Jahre der Dawa waren geprägt von geheimen Treffen, politischer Bildung und dem Aufbau eines Netzwerkes von Anhängern, die sich für die Verwirklichung einer islamischen Gesellschaft engagierten.
Verfolgung und Exil
Doch die steigende Popularität der Dawa blieb von der irakischen Führung nicht unbemerkt. Unter der Führung der Baath-Partei intensivierten sich die Repressionen gegen islamische Bewegungen, einschließlich der Dawa. 1979 wurde Ajatollah Baqir al-Sadr, eine Schlüsselfigur und intellektueller Kopf der Dawa, hingerichtet, was zu einem Wendepunkt für die Partei wurde.
Viele Dawa-Mitglieder gingen ins Exil, insbesondere in den Iran, wo sie weiterhin Unterstützung fanden. Der Iran, selbst gerade von einer islamischen Revolution erfasst, wurde zu einem bedeutenden Unterstützer der Dawa. Dies stärkte die Partei sowohl ideologisch als auch finanziell und ermöglichte ihr, in der Diaspora weiter zu wachsen und zu operieren.
Die Rückkehr zur Macht
Nach dem Sturz Saddam Husseins im Jahr 2003 konnte die Dawa-Partei in den Irak zurückkehren und sich als eine der führenden politischen Kräfte etablieren. Ihr Einfluss wurde durch die Bildung islamisch orientierter Koalitionen und die Unterstützung durch den Iran gestärkt. Die Partei stellte von 2005 bis 2018 den Ministerpräsidenten des Irak und spielte eine entscheidende Rolle in der Nachkriegsordnung.
Nuri al-Maliki, einer der prominentesten Führer der Dawa, diente von 2006 bis 2014 als Ministerpräsident. Unter seiner Führung sah sich der Irak mit Herausforderungen wie dem Aufbau eines neuen politischen Systems und der Bekämpfung sektiererischer Gewalt konfrontiert.
Die Ideologie der Dawa
Die Ideologie der Dawa ist stark von islamischen Prinzipien geprägt und befürwortet eine Gesellschaftsordnung, die sich an den Lehren des Islam orientiert. Die Partei lehnt säkulare Ideologien ab und sieht den Islam als Rahmen für ethische und politische Entscheidungen.
Die schiitische Identität spielt eine zentrale Rolle in der Parteiphilosophie, doch strebt die Dawa auch den Schutz der Rechte von Minderheiten und die Einbeziehung verschiedener religiöser Gemeinschaften an. Diese Ambivalenz spiegelt die komplexe politische Realität im Irak wider, die von ethnischen und konfessionellen Spannungen geprägt ist.
Herausforderungen und Zukunftsausblick
Obwohl die Dawa-Partei eine enorme politische Macht im Irak erlangt hat, steht sie vor großen Herausforderungen. Interne Streitigkeiten, Korruptionsvorwürfe und die wachsende Unzufriedenheit der Bevölkerung mit dem Status quo stellen die Partei vor neue Herausforderungen.
Ein weiterer Punkt ist die Beziehung der Dawa zum Iran, die oft kritisch beäugt wird. Diese Nähe wird von vielen als Einmischung in irakische Angelegenheiten betrachtet und birgt Konfliktpotenzial.
Dennoch bleibt die Dawa-Partei ein wichtiger Akteur in der irakischen Politiklandschaft. Ihre Fähigkeit, sich anzupassen und Entwicklungen zu gestalten, könnte in der Zukunft entscheidend für die Stabilität und Einheit des Landes sein.
Abschließend lässt sich sagen, dass die Geschichte der Islamische Dawa-Partei ein faszinierendes Kapitel in der politischen Geschichte des Nahen Ostens ist. Ihr Weg von der Verfolgung zur Macht zeigt die komplexen Wechselwirkungen zwischen Religion, Politik und Gesellschaft im 21. Jahrhundert.