Die Pandemie, die uns in den letzten Jahren in Atem gehalten hat, hat nicht nur unsere Gesundheitssysteme an ihre Grenzen gebracht, sondern auch stillere, aber ebenso bedrohliche Wellen ausgelöst – eine solche Welle umfasst die Zunahme häuslicher Gewalt. Wer war betroffen? Praktisch alle Menschen weltweit, besonders jedoch Frauen und Kinder. Wann? Schon in den ersten Monaten der Lockdowns wurden alarmierende Zahlen sichtbar. Wo? Überall dort, wo Sicherheitsmaßnahmen Menschen in ihren eigenen vier Wänden isolierten. Warum? Die Isolation, kombiniert mit wirtschaftlichen Unsicherheiten und sozialen Stressfaktoren, hat viele Haushalte in Brennpunkte von Gewalt verwandelt.
Die Enge und Isolation: Ein gefährlicher Cocktail
Mit dem Beginn der Lockdowns wurden viele Menschen gezwungen, die meiste Zeit zu Hause zu verbringen. Für viele von uns bedeutete das, mehr Familienzeit und ein gewisses Maß an Ruhe zu haben. Doch für Menschen in toxischen oder gewalttätigen Haushalten bedeutete dies oft das genaue Gegenteil. Die Isolation fungierte als ein Katalysator für häusliche Gewalt – ein unsichtbarer Feind, der innerhalb der eigenen vier Wände schwelte.
Statistiken sprechen Bände
Studien und Berichte rund um den Globus zeigen eine alarmierende Zunahme von Fällen häuslicher Gewalt während der COVID-19-Pandemie. Laut einer Umfrage der UNFPA, dem Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen, stieg die Zahl der Anrufe bei Notrufnummern für häusliche Gewalt im Jahr 2020 weltweit um durchschnittlich 25 bis 30 Prozent. In Deutschland beispielsweise verzeichneten Frauenhäuser einen deutlichen Anstieg der Nachfragen nach Schutz und Unterstützung.
Warum die Pandemie Gewalt verstärkt
Der erhöhte Stress durch Jobverluste, wirtschaftliche Unsicherheiten und das jonglieren von Berufs- und Familienpflichten führten zu erhöhter Anspannung in vielen Haushalten. Bei vielen betroffenen Personen fehlten die üblichen Ventile wie der Arbeitsplatz oder der regelmäßige Besuch bei Freunden und Verwandten, was die ohnehin fragile familiäre Situation weiter belastete.
Die Schattenseiten der Isolationstechnologie
Technologie, die vielen von uns geholfen hat, während der Pandemie in Verbindung zu bleiben, barg für Menschen in Missbrauchssituationen ihre eigenen Tücken. Mit der verstärkten Abhängigkeit von digitalen Medien, wurden neue Formen des Missbrauchs durch Technologie erleichtert – von kontrollierendem Verhalten durch ständige Erreichbarkeit bis hin zu digitaler Überwachung durch Partner.
Schutzmaßnahmen und Unterstützung während der Pandemie
Regierungen und Organisationen weltweit griffen zu einer Reihe von Maßnahmen, um den Betroffenen Schutz zu bieten. In Deutschland wurden Hotlines und Beratungsstellen mit zusätzlichen Mitteln ausgestattet, um auf den Anstieg an Hilferufen reagieren zu können. Innovative Lösungen, wie der Einsatz von Codewörtern in Apotheken, um stillschweigend Hilfe anfordern zu können, wurden ebenso implementiert.
Licht am Ende des Tunnels?
Es gibt Hoffnung und Anlass zur Zuversicht. Durch die verstärkte Aufmerksamkeit und den offenen Dialog über häusliche Gewalt während der Pandemie wurde ein Licht auf dieses oft übersehene Problem geworfen. Öffentliche Achtsamkeit hat zugenommen und viele Organisationen planen, die gewonnenen Erkenntnisse zu nutzen, um auch über die Pandemie hinaus relevante Unterstützungsnetzwerke aufrechtzuerhalten.
Was können wir aus dieser Zeit lernen?
Ein entscheidender Punkt ist die Wichtigkeit, soziale Unterstützungssysteme weiter zu stärken. Eine Gesellschaft, die ihre verletzlichsten Mitglieder schützt, ist robuster. Technologie kann ein zweischneidiges Schwert sein; dennoch bietet sie auch zahlreiche Möglichkeiten, Helfende leichter zu erreichen und in Krisen zu unterstützen. Bildung und Sensibilisierung müssen ebenfalls Priorität haben, sodass Missbrauch erkannt und Hilfe früher gefunden werden kann.
Aus der Krise wachsen
Wenn wir auffangen, was die Pandemie an Herausforderungen und auch an Wissen gebracht hat, können wir gestärkt aus dieser Situation hervorgehen. Nicht nur, indem wir die direkte Gewalt bekämpfen, sondern indem wir die Resilienz unserer Gesellschaft insgesamt stärken. Die COVID-19-Pandemie hat uns die Dringlichkeit aufgezeigt, häusliche Gewalt in all ihren Formen zu bekämpfen. Wir haben die Gelegenheit, die Schwächen in unserem System zu erkennen und auf ein gemeinschaftlicheres und sichereres Gemeinwesen hinzuarbeiten.