Wenn ein Film es schafft, in der Zeit von rund 90 Minuten unser Verständnis von Raum, Zeit und Prioritäten auf den Kopf zu stellen, dann spricht man von „Zwinkern eines Auges“. Der Film, der 2023 in deutschen Kinos Premiere feierte, sorgt für viel Gesprächsstoff und Debatten – nicht nur wegen seiner spannenden Handlung, sondern auch aufgrund der kontroversen Themen, die er anspricht. Regisseur Florian Dück, bekannt für seine mutigen und gesellschaftskritischen Arbeiten, entführt uns in eine Welt, die auf den ersten Blick wie unsere eigene scheint, nur um uns dann schnell mit einer Realität zu konfrontieren, die alles andere als gewöhnlich ist. Gedreht wurde der Film hauptsächlich in Berlin und Leipzig, Orte, die mit ihrer urbanen und gleichzeitig historischen Kulisse bestens als Bühnen für Dücks Film dienen.
In der Handlung folgen wir Lisa, einer aufstrebenden jungen Journalistin, gespielt von der talentierten Josefine Preuß, die versucht, eine mysteriöse Serie von Ereignissen zu entschlüsseln, die allesamt mit einem einzigen, scheinbaren Zufall beginnen – einem einzigen, nächtlichen Blinzeln vor ihrem Bildschirm. Von da an entfaltet sich ein Geflecht an Ereignissen, die sich mit Themen wie der Digitalisierung unserer Gesellschaft, der Macht von Algorithmen und der Frage nach dem freien Willen auseinandersetzen. Diese Kritiken spiegeln jene Bedenken wider, die viele von uns in einer zunehmend technologieabhängigen Welt empfinden, in der nicht immer klar ist, wer oder was die Kontrolle hat.
Dück hat mit „Zwinkern eines Auges“ nicht nur einen spannenden Thriller geschaffen, sondern auch eine Plattform, um aktuelle gesellschaftliche Fragen anzugehen. In einer Zeit, in der die Digitalisierung unaufhaltsam voranschreitet, wirft der Film Fragen auf, die sich um Preuß’ Charakter Lisa drehen: Können wir Informationen wirklich trauen, wenn sie nur durch wenige Abtastungen kontrolliert werden? Solche Fragen sind gerade in den letzten Jahren besonders aktuell geworden, da immer mehr Menschen sich Sorgen über den Datenschutz und den Einfluss großer Konzerne machen.
Einer der stärksten Aspekte des Films ist seine visuelle Darstellung. Mit einer geschickten Kameraführung und beeindruckenden Computeranimationen zieht der Film seine Zuschauer sofort in Lisas Welt hinein. Die Filmmusik von Max Richter fügt sich dabei nahtlos in die Erzählung ein und verstärkt die Spannung und das Gefühl der Isolation, das Lisa während ihrer Nachforschungen empfindet. Dies sind Elemente, die besonders eine jüngere Generation ansprechen, die in visuell dichten Medienwelten aufgewachsen ist. Es bietet aber auch älteren Generationen die Möglichkeit, über die technologischen Entwicklungen ins Gespräch zu kommen.
Kritiker loben vor allem die schauspielerischen Leistungen. Josefine Preuß wird als Lisa vor allem gefeiert, weil sie dem Charakter eine Authentizität verleiht, die nachvollziehbar und tiefgründig wirkt. Lisa ist nicht nur ein Avatar eines „jeden Menschen“, sondern eine nuancierte Figur, die mit Problemen ringt, die uns alle betreffen. Dies reflektiert eine liberale Sensibilität, die die menschliche Erfahrung in den Vordergrund stellt und ein komplexes Netzwerk sozialer Interaktionen simuliert. Gleichzeitig gibt es auch Kritik an der vielleicht manchmal übermäßig komplexen Handlung, die einige Zuschauer überfordert hat.
Aber gerade diese Überforderung und die damit verbundene Verwirrung scheint Teil von Dücks Intention zu sein. Sein Film macht deutlich, dass die Welt nicht schwarz-weiß ist und dass es an der Zeit ist, die Unschärfe zwischen gewollter Realität und manipuliertem Schein zu hinterfragen. Gerade junge Menschen der Generation Z werden mit diesen Problemen konfrontiert und müssen lernen, eine Balance zwischen digitalem und analogem Leben zu finden. Der Film fordert uns auf, tiefer darüber nachzudenken, was es bedeutet, unsere Freiheiten möglicherweise zu opfern, um Bequemlichkeit oder moderne Annehmlichkeiten zu genießen.
„Zwinkern eines Auges“ ist einer jener Filme, die nicht nur unterhalten, sondern auch zum Nachdenken anregen. Es sind Filme wie dieser, die dazu beitragen, dass wir die Schwierigkeiten unserer Gegenwart besser verstehen und darüber nachdenken, wie Technik und Menschheit sich entwickeln können. Die Reaktionen auf den Film sind ein Beweis dafür, wie relevant und notwendig solche Diskussionen in unserem heutigen Lebensumfeld geworden sind.