Der Spruch „Schieß auf den Mond, selbst wenn du daneben schießt, landest du bei den Sternen“ hat einen optimistischen Zauber, den viele lieben und einige hinterfragen. Ursprünglich wird er Herr von Norman Vincent Peale zugeschrieben, einem amerikanischen Autor und Prediger und ein prominenter Befürworter des 'Positive Thinking'-Prinzips in den 1950er Jahren. Aber was bedeutet dieser Ausdruck wirklich, und warum hat er heute noch so viel Einfluss?
Aus politisch liberaler Sicht, spricht 'Schieß auf den Mond' die Idee an, dass wir hoch hinauszielen sollten. Es geht über persönliche Ziele hinaus und berührt soziale und gesellschaftliche Veränderungen. Warum sollten wir nicht das Maximum aus uns herausholen? Besonders in einer Ära, in der soziale Medien und ständige Vernetzung das Selbstbild oft verzerren, erinnert uns dieser Satz daran, ehrgeizig zu sein. Sei es in Karriere, Bildung oder gesellschaftlichem Wandel.
Aber es ist nicht alles Zuckerwatte und Regenbogen. Der Satz hat auch Kritiker. Einige meinen, dass dieser Drang nach mehr und mehr den Druck auf Individuen, speziell auf junge Menschen, erhöht. Wenn du ständig dazu ermuntert wirst, über deine Grenzen hinauszugehen, was passiert mit deiner mentalen Gesundheit, wenn du immer nur als „gescheitert“ wahrgenommen wirst, weil du „nur“ die Sterne und nicht den Mond erreicht hast?
Für einige bedeutet das, dass sie niemals zufrieden sind, immer nach dem nächsten großen Ding schnappen und schnell ausgebrannt sind. Das ist eine legitime Sorge, die ins Zentrum der Diskussion um Burnout und die gestiegenen Anforderungen des modernen Lebens gehört. Auch Unternehmen beherzigen den Grundsatz oft nicht richtig. Es ist schade, dass oft dieses Bild missbraucht wird, um von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern den „letzten Rest“ auszupressen, ohne Rücksicht auf ihre persönliche Gesundheit und Lebensqualität.
In der Gegenbewegung zu diesem Druck bewegt sich die Idee des „JOMO“ (Joy Of Missing Out), im Gegensatz zum bekannten „FOMO“ (Fear Of Missing Out), die wiederum aus der gleichen Pinterest- und Instagram-gewaltigen Social Media-Ära stammt. JOMO inspiriert Individuen dazu, auch mal die Ruhe zu genießen, selbst wenn das bedeutet, irgendwo „hinter“ zu bleiben, was im Einklang mit einem liberalen Selbstbild stärker wertgeschätzt wird.
Es stellt sich also die Frage, wie wir die goldene Mitte finden. Wie kann man ambitioniert bleiben, ohne dass die Erwartung unser Denken und Handeln diktiert? Vielleicht sollte man „Schieß auf den Mond“ nicht wortwörtlich nehmen, sondern eher als eine Metapher für das Setzen realistischer, aber dennoch inspirierender Ziele.
Gen Z wächst in einer sich ständig verändernden Welt auf, in der gesellschaftliche Werte im Umbruch sind. Sie sind die Generation, die dieses Konzept neu interpretieren darf. Manchmal geht es bei „Schieß auf den Mond“ weniger um den Mond selbst, sondern um das Wachstum und die Erfahrungen, die du auf der Reise sammelst. Dabei nicht die Bedeutung der kleinen Schritte zu unterschätzen, ist genauso wichtig.
Der Weg zum Mond, wie auch immer du ihn definierst, wird voller Kurven und Wendungen sein. Die Menschen um dich herum, die Lektionen, die du lernst, und die Schwierigkeiten, die du überwindest, formen letztendlich deinen Charakter viel eher als der Endpunkt deiner Reise.
In unserer polarisierten Welt ist es wichtig, Visionen nicht als Ausschluss anderer Wege zu betrachten. Gen Zs frischer Blick könnte darin bestehen, zu schätzen, dass die Sterne manchmal alles sind, was man wirklich braucht. Und das ist okay.