Manchmal begegnet uns ein Album, das uns wie eine ungezähmte Welle mitreißt, und genau das passiert mit 'Rotes Licht Fieber' von Taylor Hawkins und den Coattail Riders. Dieses Album, veröffentlicht im Jahr 2019, entfaltet sich wie ein lautes, freies Fest der Klänge. Taylor Hawkins, der bekannte Schlagzeuger der Foo Fighters, wagt sich hier in unbekannte Gewässer und bringt damit Licht und Energie in die Schatten der Musikszene. 'Rotes Licht Fieber', aufgenommen in den eindrucksvollen Hidden Hills, Kalifornien, ist ein leidenschaftliches und chaotisches Zusammentreffen von Rock, Glam und purer menschlicher Leidenschaft.
Wer denkt, dass dieses Album nur ein Nebenprojekt eines Rockstars ist, tut ihm unrecht. Hawkins beweist hier, dass er viel mehr als der Herzschlag der Foo Fighters ist. Er zeigt seine beeindruckenden musikalischen Fähigkeiten, sowohl am Schlagzeug als auch im Gesang. Die Coattail Riders bestehen aus einem dynamischen Ensemble talentierter Musiker, die ihre Kreativität mit jeder Note ausdrücken. Doch erstaunlich ist besonders die Liste der Gastkünstler: von Queen's Brian May bis Roger Taylor, das Line-up ist eine Rockstar-Versammlung sondergleichen.
Der Opener „Crossed The Line“ ist kraftvoll und bringt dich sofort in die richtige Stimmung. Hawkins spielt hier mit verschiedenen Musikeinflüssen wie Glam Rock und einem Hauch Pop. Die energiegeladenen Riffs und pulsierenden Rhythmen werfen Hörer mitten in eine experimentelle Klangreise. Die Songs wirken fast wie ein wilder Roadtrip durch die Musikgeschichte.
Mit Titeln wie „I Really Blew It“, wo die theatralische Stimme von Taylor hörbar durch die Lautsprecher donnert, erreicht das Album eine seltsame künstlerische Reife, die ihn von so manch anderen Rockmusiker seiner Generation unterscheidet. Während man seine samoarische Energie genießt, gibt es einen merklichen Kontrast zwischen überschäumenden Momenten der Freude und introspektiven Reflexionen – ganz so, als würde Hawkins manchmal hinter den Paukensküssen zurücktreten, um sich und seine Musiklandschaft zu betrachten.
Es ist diese rohe Aufrichtigkeit, die 'Rotes Licht Fieber' zu einem komplexen Erlebnis macht. Die Ehrfurcht, die Hawkins für seine musikalischen Idole empfindet, pulsiert spürbar durch das Album. Er scheut nicht davor zurück, mit seinen Einflüssen zu spielen und offen mit den Geschichten, die ihn prägten, zu experimentieren. Während einige sich fragen, ob Hawkins hiermit das Rad neu erfindet, liegt der eigentliche Reiz des Albums in den kleinen Nuancen und der Liebe zur Musik, die es transportiert.
Dieser Ansatz spiegelt wider, wie sich Hawkins von der klassischen Rock-Narrative befreit und die Vielschichtigkeit seiner musikalischen Identität akzeptiert. Doch während die Mehrzahl der Songs überwiegend rockig ist, fließen leise Momente fast undekoriert dahin, ohne ausgefallen zu wirken – eine erfrischende Abkehr von Mainstream-Erwartungen. Die Echtheit, mit der er seine künstlerische Vision präsentiert, ist inspirierend.
Auch wenn 'Rotes Licht Fieber' auf den ersten Blick nach einem Loslassen alter Formeln aussieht, geht es für Hawkins darum, die Dinge zu komplizieren und das Spannungsfeld zwischen Tradition und Innovation zu erforschen. Diese Suche nach dem neuen Sound funktioniert überraschend gut und zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Album.
Man könnte argumentieren, dass die Ausflüge in diverse Stile das lustvolle Chaos dieses Werkes ausmacht. Die Kritiker, die Hawkins vorwerfen, er habe sein Talent zerstreut, verkennen dessen Absicht, unterschiedlichste Facetten eines brillanten musikalischen Geistes zu erforschen. Anstatt sich an altbekannten Narrativen aufzuhalten, greift er nach den Sternen seiner Inspiration und gestaltet daraus etwas Einzigartiges.
Gen Z könnte sich in dieser schieren Experimentierfreude wiederfinden. In einer Welt, die bereits an starren Grenzen festhält, präsentiert 'Rotes Licht Fieber' ein abruptes Abweichen und einen Neuanfang. Es erinnert uns daran, dass es in der Musik keine festen Regeln gibt, außer jene, die wir selbst aufstellen.
In unserem heutigen gesellschaftlichen Klima, in dem alles sofort konsumiert und wenig hinterfragt wird, steht dieses Album als Aufruf zur Authentizität und zur Akzeptanz von Fehlern. 'Rotes Licht Fieber' ist ein mutiges Stück Kunst, das sich seiner eigenen Unvollkommenheit bewusst ist und genau darin seine Schönheit findet.