Stell dir vor, es ist Frieden und niemand interessiert sich dafür. Um es klarzustellen, natürlich interessierten sich die an den Gesprächen beteiligten Nationen sehr für das Pariser Friedensabkommen, das am 18. Januar 1973 unterzeichnet wurde. Die Welt hielt den Atem an – oder zumindest die Staaten, die im Vietnamkrieg verwickelt waren. In Paris handelte man über die künftige politische Gestaltung Südvietnams. Wer genau waren diese Akteure? Auf der einen Seite die Vereinigten Staaten und die Republik Vietnam und auf der anderen Seite die Volksrepublik China, die Sowjetunion und Nordvietnam.
Was wirklich faszinierend ist, ist der Balanceakt, den die Verhandlungspartner meistern mussten. Jeder wollte sein Gesicht wahren. Die USA standen unter enormem innenpolitischem Druck, da der Krieg als zunehmend unpopulär galt. Es war die Era des Protests und der Antikriegsbewegung, dominiert von den ideologischen Kämpfen des Kalten Krieges. Präsident Nixon befand sich auf dünnem Eis und brauchte dringend eine Friedenslösung.
Das Pariser Abkommen versprach ein sofortiges Waffenstillstandsabkommen und die Rückführung der Gefangenen. Doch es war mehr als nur ein strategisches Dokument. Es war ein Symbol für den Willen zur Verständigung in einer Zeit extremer Spannungen. Warum kam es dann so schnell außer Kurve?
Die Antwort liegt teilweise in der Unfähigkeit aller Parteien, aus ihren ideologischen Schützengräben herauszukommen. Südvietnam fühlte sich von den Verhandlungen ausgeschlossen, die ihre Zukunft bestimmten. Das Abkommen verfehlte es, notwendige Sicherheitsgarantien für Südvietnam klarzustellen. Viele Historiker argumentieren, dass es sich eher um einen "Friedenszugeständnis" oder einen "hohlen Sieg" handelte, da die Waffenruhe fragil blieb. Kritik kam nicht nur von außen. Auch innerhalb der USA gab es Stimmen, die an der Wirksamkeit des Abkommens zweifelten. Andererseits hatten die USA schlicht nicht die Möglichkeit, weiter an diesem verlorenen Krieg festzuhalten.
Gegner dieses Abkommens behaupten, dass es keine echten Grundlagen für langfristigen Frieden bot. Ehemalige US-Soldaten prangerten an, sie hätten „umsonst“ gekämpft, während Südkorea die militärische Hilfe verloren ging. Viele Amerikaner, die Veteranen des Krieges unter Nachbarn und Freunden hatten, fragten sich, ob es all die Opfer wert war.
Doch aus der Sicht derjenigen, die Frieden um jeden Preis forderten, markiert das Abkommen einen notwendigen und wünschenswerten Rückzug aus einem blutigen, endlosen Konflikt. Damals wurden die Slogans von Friedensbewegungen lauter und wütender. Die gewalttätigen Ausschreitungen bei nationalen Protesten syndiziert in den TV-Nachrichten beeinflussten die öffentliche Meinung drastisch.
Es gibt eine Realität, die an diesem Punkt erwähnt werden sollte: Das Abkommen selbst ein Produkt seiner Zeit, ein politisches Dokument, das in einem Spannungsverhältnis zwischen Idealismus und Pragmatismus existierte. Die Hoffnungen, die man damals hatte, wurden fast sofort von den tatsächlichen militärischen und geopolitischen Verhältnissen zerschmettert. Ein Jahr nach der Unterzeichnung setzten Nordvietnamesische Truppen ihre Offensiven fort, und 1975 fiel schließlich Saigon. Ein bitteres Ende, das so viele zynisch den „Sieg des Nordens“ nannten.
Für Gen Z, die Generation, die heutzutage durch TikTok und Instagram berühmt ist, mag das wie eine Geschichte aus einem anderen Zeitalter klingen. Doch die Prinzipien, die diese Abkommen antreiben – der Kampf für Zugehörigkeit, Souveränität und Ideologie – sind so relevant wie eh und je. Aktuelle Ereignisse in der Ukraine oder im Nahen Osten könnten historische Parallelen aufzeigen. So lehrt uns das Pariser Abkommen, wachsam zu bleiben gegenüber Versprechen von Frieden, die in Wirklichkeit nur die Oberfläche glätten, aber kaum tief verwurzelte Konflikte lösen.
Blicken wir also selbstkritisch auf fehlgeschlagene Friedensversuche zurück und lernen, Dialog strittig zu gestalten, engagiert, ohne gleich die Philosophie eines Gegners zu verwerfen. Lernen aus der Geschichte ist keine Option, es muss eine Notwendigkeit in unserer globalisierten Welt sein.