Wer hätte gedacht, dass Basketball-Strategien einst an einer Form von Lokalpatriotismus festgemacht wurden? In den leidenschaftlichen Tagen der frühen NBA, als die Liga in den USA noch jung und im Aufbau war, gab es eine faszinierende Methode der Spielerwahl: die Territorialauswahl. Von 1949 bis 1966 hatten NBA-Teams das Recht, einen lokalen College-Star zu draften, um die Verbindung zwischen Team und Community zu stärken. Diese Auswahl spiegelte nicht nur sportliche Ambitionen wider, sondern auch den Wunsch nach einer stärkeren regionalen Bindung.
Ein Blick in diese Zeit zeigt, dass die Territorialauswahl mehr war als nur eine Wahlstrategie. Sie war ein kluger Schachzug, um die Teams wirtschaftlich zu stärken. Indem lokale Talente eingebunden wurden, konnten die Franchises ihre Fangemeinde direkt ansprechen und die Stadien füllen. Bei der hohen College-Begeisterung in den USA war dies eine Einladung, der man kaum widerstehen konnte. Namen wie Wilt Chamberlain und Oscar Robertson sind vielleicht die bekanntesten Spieler, die von dieser Methode profitierten.
Das System war jedoch nicht perfekt. Kritik kam auf, dass kleinere Märkte benachteiligt wurden, da sie weniger talentierte Spieler in der Nähe hatten. Außerdem bestand die Gefahr, dass die sportliche Balance der Liga langfristig untergraben wurde. Teams aus großen Städten hatten einfach bessere Chancen, Top-Talente zu sichern. Gerade in der modernen NBA, wo ein Fairplay-Gedanke herrscht, wirkt das Ganze wie ein Anachronismus. Eine Franchise wie die Warriors, die damals Wilt Chamberlain verpflichteten, konnte ihren Erfolg darauf aufbauen, während kleinere Märkte um den Anschluss kämpften.
Andererseits kann man sich heute schwer vorstellen, dass Spielerkarrieren so stark mit ihrer Heimatstadt verknüpft werden. Die Territorialauswahl betonte vor allem die emotionale Komponente des Sports. Fans schätzten diese Nähe sehr. Das Prinzip, dass ein Starspieler aus der Region der stolz der Stadt war, schuf eine einzigartige Verbindung. Es verleiht der oft zitierten Metapher des 'Heimathelden' tatsächlich Substanz. Diese romantische Sichtweise fehlt vielleicht in der heutigen, globalisierten Liga, aber sie hinterlässt einen bleibenden Eindruck in der Geschichte der NBA.
Natürlich war das System nicht immun gegen den Zeitgeist. Die gesellschaftlichen Veränderungen der 1960er Jahre könnten auch ihren Beitrag zur Einstellung des Systems geleistet haben. In einer Zeit, in der Gleichheit und Fairness in den Mittelpunkt rückten, war ein Modell, das bestimmte Teams bevorzugte, zunehmend unzeitgemäß. Heute wird jedes NBA-Team mit denselben Chancen an den Draft herangeführt; ein Modell, das in einer immer diverseren Welt als fairer angesehen wird.
Obwohl die Territorialauswahl aus den NBA-Statuten verschwunden ist, lebt ihre Erinnerung weiter. Vielleicht, weil sie eine Ära darstellt, in der Sport mehr als nur Unterhaltung war; es war ein Spiegelbild der Gesellschaft, ein Bindeglied zwischen Stadt und Mannschaft.
Für Gen Z, die sich an ein globales, digitales und oft abstraktes Sportereignis gewöhnt hat, erscheint das Territorialmodell nostalgisch und greifbar. Es erinnert daran, dass selbst die schillernde NBA einst sehr lokal dachte.
Insgesamt zeigt die NBA Territorialauswahl beispielhaft, wie sich Sport und Gesellschaft gegenseitig beeinflussen. Es hinterlässt eine Lehre: Egal wie sehr sich Zeiten ändern mögen, die Wurzeln im Lokalen und die emotionale Verbindung zu einem Ort bleiben wichtige Aspekte der Fanbindung.