Moriarty: Ein Blick hinter die Kulissen des Meisterverbrechers

Moriarty: Ein Blick hinter die Kulissen des Meisterverbrechers

Anthony Horowitz' Roman 'Moriarty' bietet eine spannende und vielschichtige Erzählung im viktorianischen London, die die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen lässt.

KC Fairlight

KC Fairlight

Moriarty: Ein Blick hinter die Kulissen des Meisterverbrechers

Stell dir vor, du bist der brillanteste Verbrecher der Welt, und dein größter Rivale ist der berühmteste Detektiv aller Zeiten. Das ist die faszinierende Prämisse von "Moriarty", einem Roman von Anthony Horowitz, der 2014 veröffentlicht wurde. Die Geschichte spielt im viktorianischen London, kurz nach den Ereignissen von Arthur Conan Doyles "The Final Problem", in dem Sherlock Holmes und Professor James Moriarty in den Reichenbachfällen verschwinden. Horowitz nimmt uns mit auf eine spannende Reise, um die Lücke zu füllen, die der Tod dieser beiden ikonischen Figuren hinterlassen hat.

Der Roman beginnt mit dem amerikanischen Detektiv Frederick Chase, der nach London reist, um den mysteriösen Tod von Moriarty zu untersuchen. An seiner Seite ist der Scotland Yard-Inspektor Athelney Jones, ein Bewunderer von Holmes' Methoden. Gemeinsam versuchen sie, ein neues kriminelles Netzwerk zu zerschlagen, das nach Moriartys angeblichem Tod entstanden ist. Die Geschichte entfaltet sich mit vielen Wendungen und Überraschungen, die den Leser in Atem halten.

Horowitz gelingt es, die düstere und geheimnisvolle Atmosphäre des viktorianischen Londons einzufangen. Die Straßen sind voller Nebel und Geheimnisse, und die Spannung ist fast greifbar. Die Charaktere sind vielschichtig und komplex, besonders Moriarty, der trotz seiner Abwesenheit eine allgegenwärtige Präsenz im Roman hat. Horowitz' Darstellung von Moriarty als mehrdimensionaler Charakter, der mehr ist als nur ein Bösewicht, ist faszinierend und gibt dem Leser einen neuen Blickwinkel auf den berüchtigten Professor.

Ein interessanter Aspekt des Romans ist die Art und Weise, wie Horowitz die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen lässt. Während Chase und Jones versuchen, das Verbrechen zu bekämpfen, werden sie mit moralischen Dilemmata konfrontiert, die sie zwingen, ihre eigenen Überzeugungen zu hinterfragen. Diese Grauzonen machen die Geschichte umso packender und regen zum Nachdenken an.

Natürlich gibt es auch Kritiker des Romans. Einige Leser, die eingefleischte Fans von Sherlock Holmes sind, könnten argumentieren, dass Horowitz zu weit von Doyles Originalgeschichten abweicht. Sie könnten das Gefühl haben, dass die Einführung neuer Charaktere und Handlungsstränge die Essenz der ursprünglichen Geschichten verwässert. Doch andere könnten sagen, dass Horowitz' Interpretation eine erfrischende Erweiterung des Holmes-Universums ist, die neue Perspektiven und Möglichkeiten eröffnet.

"Moriarty" ist mehr als nur eine Fortsetzung der Holmes-Geschichten. Es ist eine Hommage an die Welt, die Doyle geschaffen hat, und gleichzeitig eine eigenständige Erzählung, die den Leser herausfordert, seine eigenen Vorstellungen von Gut und Böse zu hinterfragen. Horowitz hat es geschafft, eine Geschichte zu schreiben, die sowohl alteingesessene Fans als auch neue Leser anspricht, indem er die Essenz von Doyles Werk bewahrt und gleichzeitig neue Wege erkundet.

Für diejenigen, die sich für Krimis und historische Romane interessieren, bietet "Moriarty" eine spannende und fesselnde Lektüre. Es ist eine Geschichte, die zeigt, dass selbst die brillantesten Köpfe nicht immer auf der Seite des Gesetzes stehen und dass die Wahrheit oft komplizierter ist, als sie auf den ersten Blick erscheint.