Man würde meinen, dass das Leben eines Wissenschaftlers oft still und ernst ist, doch Michel Fernex hatte zweifelsohne ein spannendes Dasein, welches Wissenschaft und Aktivismus miteinander verband. Fernex, geboren 1924 in Nyon, Schweiz, war ein prominenter Arzt und Forscher und ist vor allem für seine Anti-Atomkraft-Aktivitäten bekannt. Sein beruflicher Weg führte ihn an die Universität Basel, wo er als Professor in der Abteilung für Medizinische Mikrobiologie lehrte. Doch weit über seine akademische Leistung hinaus, hinterließ er einen bleibenden Eindruck in der Welt der sozialen und ökologischen Gerechtigkeit.
Was Michel Fernex wirklich auszeichnete, war nicht nur sein Fachwissen, sondern sein unermüdlicher Einsatz für die Menschheit und die Umwelt. In den 1970er Jahren begann er seine intensive Kampagne gegen Atomwaffen und -kraftwerke. Als Mitglied des internationalen Ärztevereins für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) und der World Information Service on Energy (WISE), setzte er sich energisch gegen die Gefahren der Atomenergie ein. Nicht jeder sah das mit wohlwollenden Augen. Die Befürworter der Kernenergie, die ihrem Fortschrittspotenzial viel Wert beimaßen, sahen in Fernex einen eindimensionalen Pessimisten. Sie argumentierten, dass der Weltbedarf an Energie nicht ohne Atomkraft zu decken sei.
Doch Fernex ließ sich nicht beirren. Seine Reisen führten ihn in die von Atomtests betroffenen Regionen im Pazifik und nach Tschernobyl, wo er die verheerenden gesundheitlichen Auswirkungen dokumentierte. In diesen Regionen erlebte er mit eigenen Augen, wie Kinder mit Missbildungen und erhöhten Krebsraten zu kämpfen hatten. Diese Erfahrungen prägten sein Engagement noch mehr und als Wissenschaftler konnte er nicht schweigend zusehen. Denn neben der offensichtlichen Zerstörung offenbarte die Atomkraft eine soziale Ungerechtigkeit, da oft marginalisierte Bevölkerungsgruppen am meisten unter solcher Politik litten.
Der Glaube an die Unantastbarkeit des wissenschaftlichen Fortschritts wurde durch Fernex kritisiert. Er stellte die weit verbreitete Annahme infrage, dass jede technologische Errungenschaft automatisch positive Folgen hätte. Besonders zielte er darauf ab, wie internationale Gesundheitsorganisationen Risiken herunterspielten, um industrielle Interessen zu schonen. Seine Kritiker werfen ihm vor, wirtschaftliche Interessen zu ignorieren, die Kernenergie als eine Grüne Lösung für den Klimawandel zu betrachten. Doch für Fernex überwiegte das Risiko, was für ihn und seine Unterstützer, die den Ausstieg aus der Atomkraft verlangten, eine Frage der Menschlichkeit war.
Nicht nur in der Anti-Atombewegung engagierte er sich. Michel Fernex war ebenfalls aktiv im Bereich der Tropenmedizin. Sein Mannigfaltigkeit beeinflusste Projekte in Afrika und Asien, wo er sich für die Kontrolle von Tropenkrankheiten einsetzte. Seine Arbeit trug dazu bei, die Aufmerksamkeit auf erkrankte Regionen zu lenken, die sonst keine Lobby hinter sich hatten. Fernex' Art der Solidarität war stets von Respekt für lokale Traditionen und Wissen inspiriert. In einer Zeit, in der koloniale Denkstrukturen in der internationalen Zusammenarbeit nicht unüblich waren, war seine Methode von Empathie und Kooperation geprägt.
Michel Fernex ist leider 2013 gestorben, hinterließ jedoch eine Fülle von Publikationen und einen unvergesslichen Beitrag zur wissenschaftlichen und sozialen Landschaft. Er inspirierte eine neue Generation von Aktivisten und Wissenschaftlern, die kritische Fragen in einer zunehmend komplexen Welt nicht scheuen. Auch wenn seine Ansichten bisweilen Gegenwind erfuhr, bleibt sein Lebenswerk als Mahnung zur Balance zwischen Fortschritt und Ethik bestehen.
Die Diskussionen um die Atomkraft, die durch Michel Fernex geführt wurden, bleiben auch heute hochaktuell. Gen Z, die mit dem immer dringlicher werdenden Klimawandel konfrontiert ist, ist mehr denn je gefordert, sich mit den Energiequellen auseinanderzusetzen, die ihre Generation nutzen möchte. Die Stimme von Michel Fernex kann da als Erinnerung dienen, dass Wissenschaft und moralische Integrität Hand in Hand gehen müssen, um eine gerechtere Welt zu schaffen.