Lachen über sich selbst: Befreiend oder Problematisch?

Lachen über sich selbst: Befreiend oder Problematisch?

Ein gelungener Sturz oder ein peinlicher Moment - über sich selbst zu lachen kann befreiend sein. Doch wo liegt die Grenze zwischen Selbstironie und ungesundem Selbsthass?

KC Fairlight

KC Fairlight

Manchmal ist der beste Weg, mit dem Alltag fertig zu werden, einfach über seine eigenen Missgeschicke zu lachen. Wer kennt es nicht? Du gehst durch die Straßen, stolperst über deine eigenen Füße und tust so, als hättest du einen fantastischen neuen Tanzschritt erfunden. Diese Kunst, sich selbst auf die leichte Schulter zu nehmen, kann eine mächtige Strategie sein, um Stress abzubauen und positive Vibes zu verbreiten. Es gibt jedoch auch kritische Stimmen, die sagen, dass diese Selbstironie zu weit gehen kann. Die Frage ist: Wann ist das Sich-selbst-nicht-zu-ernst-nehmen erfrischend, und wann könnte es toxisch werden?

Sich selbst nicht zu ernst zu nehmen, wurde schon von vielen großartigen Denker:innen und Künstler:innen wie Oscar Wilde bis hin zu moderner Comedy empfohlen. Es ist ein Werkzeug der Resilienz und fördert die Fähigkeit, bei Rückschlägen mit einem Augenzwinkern weiterzumachen. Die Praxis ist bei Menschen weit verbreitet, insbesondere in liberalen Großstädten, wo Individualität und ein gesunder Humor oft gefeiert werden. Gleichzeitig gibt es ein weltweites Verständnis dafür, dass das Leben oft schwer ist, und Lachen kann wie ein Balsam für die Seele wirken.

Der Humor über sich selbst zeigt oft, dass eine Person im Reinen mit ihren Schwächen ist. Es gibt vielen sogar das Gefühl, dass sie nicht immer perfekt sein müssen. Für die Generation Z, die unter dem ständigen Druck der Selbstoptimierung steht — angeheizt durch die Flut von makellosen Bildern in den sozialen Medien — kann Selbstironie wie ein sicherer Zufluchtsort erscheinen. Ein Ort, um durchzuatmen und zu sagen: „Hey, das ist okay! Ich bin ich, mit all meinen Macken.“

Die andere Seite der Medaille ist jedoch nicht zu vernachlässigen. Eine konstantere Form der Selbstironie kann manchmal in Selbstkritik übergehen, die das Selbstwertgefühl untergräbt. Ironie, die ins Extreme geht, kann sogar dazu führen, dass man seine Ambitionen reduziert oder es vermeidet, Risiken einzugehen. Es ist wichtig, ein Gleichgewicht zu finden, um nicht die eigene Persönlichkeit zu beschädigen. Man will doch nicht als der oder die enden, die immer den Clown spielen müssen, um andere zu amüsieren, während die eigene Unsicherheit größer wird.

In einer Welt voller Herausforderungen helfen uns selbstständiges Denken und der Mut, unperfekt zu sein, oft weiter. Unsere Identität zu finden und zu akzeptieren ist eine der wichtigsten Reisen, die wir unternehmen. Manchmal ist Lachen über das, was wir sind oder nicht sind, einfach befreiend. Eine zentrale Frage für viele von uns bleibt aber: Wie können wir die Balance zwischen dem Lachen über uns selbst und echter Selbstliebe halten?

Viele psychologische Studien zeigen, dass Humor uns helfen kann, unsere mentale Gesundheit zu stärken, aber es ist wichtig, eine gesunde Art von Humor zu kultivieren. Wenn sich der Humor zu oft gegen uns selbst richtet, hindert er uns vielleicht daran, unser volles Potenzial auszuschöpfen. Jeder kann seinen eigenen Weg finden, seine Schwächen humorvoll zu umarmen, ohne sich selbst zu schaden.

Ein besonderer Aspekt, auf den wir achten sollten, ist, dass wir vor allem in einer digitalen Ära leben. Soziale Netzwerke verleiten uns oft dazu, die coolen, lustigen, aber manchmal ungesunden Vorstellungen des ‚sich-selbst-nicht-zu-ernst-nehmens‘ zu romantisieren. Die Auswirkungen auf die Psyche können schwerwiegend sein, wenn wir permanent ‚mit Makeln kokettieren‘, um online Anerkennung zu finden.

Man sollte verstehen, dass das Spielfeld des Lebens breit und bunt ist und nicht von ‚Likes‘ und digitalen Zuschauern abhängen sollte. Sich selbst „auf die leichte Schulter zu nehmen“ kann beruhigend sein, aber es sollte Raum bleiben, um ernsthaft an uns selbst zu arbeiten. Sich selbst ernst zu nehmen heißt nicht, humorlos zu sein. Es bedeutet, mit sich selbst im Reinen zu sein und sich auf die Entwicklung unserer besten, sichtbar nicht perfekten, Version zu konzentrieren. Vielleicht ist der Schlüssel, sarkastisch und geistreich zu sein, aber auch darauf zu achten, unsere Freundlichkeit zu uns selbst nicht zu verlieren.