In der Welt der Machtspiele war Leïla Ben Ali eine unvergessene Königin, die bis heute unsere Vorstellung von Politik und Privilegien herausfordert. Wer war diese Frau, die 1987 die Bühne der tunesischen Politik betrat und zwei Jahrzehnte lang ein Leben im Luxus führte? Geboren am 20. Juli 1956, stieg Leïla, eines von elf Geschwistern, durch Heirat mit Zine El Abidine Ben Ali, dem Präsidenten Tunesiens, zu einer zentralen Figur auf. Ihre Zeit als First Lady von 1992 bis 2011 war geprägt von Einfluss, Kontroversen und letztlich einem dramatischen Fall aus der Macht.
Erinnert man sich an ihre Zeit an der Spitze, kommt unweigerlich die Frage auf, wie aus einer Friseurin in einer kleinen tunesischen Stadt eine der mächtigsten Frauen Nordafrikas wurde. Ihre Geschichte ist eng verbunden mit ihrem Ehemann, dessen Regime für autoritäres Regieren und Menschenrechtsverletzungen bekannt war. Doch Leïla beschränkte sich nicht auf die Rolle der unscheinbaren Ehefrau. Sie war berüchtigt für ihren Einfluss auf politische Entscheidungen und die Förderung ihrer eigenen Familie in politischen und wirtschaftlichen Kreisen. Diese Vetternwirtschaft und die Verschwendung öffentlicher Mittel führten zu wachsendem Unmut in der Bevölkerung.
Für viele Tunesier symbolisierte das Leben des Paares den wachsenden Graben zwischen der reichen Elite und den einfachen Bürgern. Während die Ben Alis in enormem Reichtum lebten, sah sich das Land mit hoher Arbeitslosigkeit und Korruption konfrontiert. Das leuchtende Beispiel dafür, wie Eliten sich der Staatskasse bedienen, während der Großteil der Bevölkerung leidet. Dieser Unmut entlud sich schließlich in der Jasminrevolution 2010/2011, die nicht nur das Ende der Ben Alis markierte, sondern auch den Arabischen Frühling einläutete.
Als das Volk auf die Straßen ging, um gegen Arbeitslosigkeit, Korruption und die Misswirtschaft der Regierung zu protestieren, flohen Leïla und Zine ins saudi-arabische Exil. Diese Flucht war mehr als nur das Ende einer Ära; es war ein Wendepunkt in der Geschichte der arabischen Welt. Im Februar 2011 wurde das Paar in Abwesenheit zu einer 35-jährigen Haftstrafe verurteilt, doch es gelang ihnen, den Konsequenzen ihres Tuns zu entgehen.
Heute leben sie in Saudi-Arabien, weit entfernt von der turbulenten politischen Landschaft Tunesiens. Leïla Ben Alis Erzählung ist nicht nur eine Geschichte von Machtmissbrauch, sondern auch eine von persönlicher Ambition und Ehrgeiz. Ihre Rolle im tunesischen Machtgefüge wurde oft als ‚die inoffizielle Präsidentin‘ bezeichnet, was ihren Einfluss im Schatten der offiziellen Regierung zeigt.
Doch um Leïla Ben Ali die alleinige Schuld an der Misere Tunesiens zu geben, wäre zu einfach. Die politischen und sozialen Dynamiken im Land waren komplex und tief verwurzelt. Die Menschen litten unter einem System, das sich auf Machtkonsolidierung und Demagogie stütze. Auch wenn sie und ihr Mann die sichtbarsten Symbole dieser Praktiken waren, war das System selbst dein großes, tief verwurzeltes Problem.
Trotz all ihrer Fehler bleibt ihre Geschichte auch eine der Highlights und Tiefpunkte, symbolisch für eine Zeit des Umbruchs. Einige könnten argumentieren, dass ihre Träume von Ansehen und Einfluss letztlich zur Entfesselung einer Rebellion führten, die die Region für immer veränderte. Es ist diese Dualität von Macht und Verantwortung, die über ihre Regierungszeit hinaus Fragen aufwirft.
Die Tunesier von heute, insbesondere die jüngere Generation, können viel aus dieser Phase ihrer Geschichte lernen. Die Herausforderungen, die Leïla Ben Alis Regime überlebte, sind Warnungen an künftige Generationen, wachsam zu bleiben gegenüber Korruption und Machtmissbrauch.
Obwohl Leïla Ben Ali heute weit vom Rampenlicht entfernt lebt, ist es klar, dass ihr Erbe in Tunesien bestehen bleibt. Es ist eine Mahnung an die verheerenden Auswirkungen von Korruption und Machtmissbrauch, aber auch ein Zeugnis dafür, dass selbst die schillerndsten Regime eines Tages fallen können.