Eine Entdeckung, die mich immer wieder aufs Neue fesselt, ist "In der Hand der Göttin", ein Roman der talentierten Schriftstellerin Tamora Pierce. Diese fesselnde Fortsetzung der Alanna-Reihe, ursprünglich 1984 veröffentlicht, spielt in der fiktiven Welt von Tortall. Hier kämpft die junge Alanna of Trebond gegen ihre inneren Dämonen und äußeren Feinde, um ihre Bestimmung als Ritterin zu erfüllen – ein außergewöhnlicher Weg für eine Frau in einer patriarchalischen Gesellschaft. Der Roman hinterfragt eindringlich gesellschaftliche Normen und verbreitet die Botschaft, dass man seinen eigenen Weg gehen sollte, auch gegen den Widerstand alter Traditionen.
Pierce porträtiert eine komplexe Heldin, die vielerlei Erwartungen entgegensteht. Alanna ist nicht nur mutig und entschlossen, sondern zeigt auch Schwächen und Ungewissheiten, die sie umso menschlicher erscheinen lassen. Sie trainiert hart, um ihre Fähigkeiten zu perfektionieren und gegen die Vorurteile ihrer Gesellschaft zu bestehen. Der Roman bringt uns dazu, über Geschlechterrollen nachzudenken, denn Alannas Geschichte ist ein kraftvolles Plädoyer für Gleichberechtigung und die Fähigkeit, Hindernisse zu überwinden.
Während die Handlung voranschreitet, merkt Alanna, dass Macht mehr als nur Stärke und Geschicklichkeit beim Schwertkampf umfasst. Begegnungen mit magischen Wesen und politische Intrigen unter den Adeligen von Tortall fordern von ihr strategisches Denken und moralische Urteilsfähigkeit. Diese Herausforderungen zwingen sie, ihre Unsicherheit zu überwinden und in ihre neu gewonnene Rolle hineinzuwachsen, immer mit der Unterstützung ihrer treuen Freunde und Wegbegleiter.
Alannas Reise in "In der Hand der Göttin" ist spannend und emotional mitreißend. Sie verweigert sich den traditionellen weiblichen Rollenbildern und erkämpft sich ihren Platz in einer männerdominierten Welt. Was diesen Roman besonders auszeichnet, ist die Kombination aus Abenteuer, Magie und einer tiefgehenden Erzählung über Selbstfindung und Selbstbestimmung.
Tamora Pierce gelingt es meisterhaft, moralische Dilemmata zu schildern, ohne den Leser mit vorgesetzten Antworten abzuspeisen. Vielmehr regt sie dazu an, kritische Fragen zu stellen: Was bedeutet es, stark zu sein? Welche Verantwortung tragen wir in Machtpositionen? Diese Fragen sind auch für die heutige Zeit hochrelevant, da viele junge Menschen nach ihrem Platz in einer dynamischen und oft unbeständigen Welt suchen.
Obwohl Alanna selbst sich in einer Fantasiewelt mit anderen Regeln bewegt, spiegelt ihr Kampf gegen Ungerechtigkeit und Engstirnigkeit einen universellen menschlichen Kampf wider, den auch viele von uns kennen. Die Themen von Empowerment, Identitätsfindung und die Fähigkeit, das eigene Schicksal zu lenken, können Leser*innen jeden Alters inspirieren. Die Art und Weise, wie Tamora Pierce Themen wie Freundschaft, Loyalität und Verlust behandelt, lassen Alannas Geschichte lebendig und authentisch erscheinen.
Ein weiterer faszinierender Aspekt des Buches ist die Darstellung der Beziehungen, die Alanna auf ihrer Reise knüpft. Diese sind komplex und vielschichtig und tragen dazu bei, die Figuren lebendig und glaubwürdig wirken zu lassen. Dabei zeigt Pierce eine besondere Feinfühligkeit im Umgang mit ihren Charakteren, die sowohl ihre Stärken als auch ihre Schwächen offenlegen.
Natürlich gibt es auch verschiedene Meinungen über den Roman. Einige Kritikerinnen bemerken, dass Alannas Fähigkeiten manchmal zu perfekt erscheinen, was sie für einige Leserinnen unglaubhaft machen könnte. Dennoch bleibt ihre Entwicklung eine motivierende und fesselnde Geschichte über Mut und Resilienz. Ihre Fehler und Rückschläge machen sie auf menschlicher Ebene zugänglicher, und das Streben nach Gerechtigkeit und Anerkennung spricht viele an.
"In der Hand der Göttin" bietet eine kraftvolle Botschaft über die Fähigkeit, über sich hinauszuwachsen und gegen die Norm zu kämpfen. Die Welt von Tortall mag fiktional sein, doch ihre Herausforderungen sind real und resonieren stark mit der Realität vieler Leser*innen von heute. Besonders die Gen Z, die bekannt dafür ist, sich aktiv für Veränderungen und mehr soziale Gerechtigkeit einzusetzen, könnte sich von Alannas Reise inspiriert fühlen.
Das Buch erinnert uns daran, dass die Welt nicht immer auf unsere Zwecke ausgerichtet ist, doch es gibt immer Platz für Handlungsspielraum und die Möglichkeit, die eigene Geschichte zu schreiben. Alannas Abenteuer steht als inspirierendes Beispiel für diejenigen, die bereit sind, Grenzen zu überschreiten und für ihre Überzeugungen zu kämpfen.