Wer hätte gedacht, dass ein Film über einen Roadtrip, der schrecklich daneben geht, so fesselnd sein kann? "Honeydew" ist ein Horrorfilm von Devereux Milburn, der 2020 bei einigen renommierten Filmfestivals Wellen geschlagen hat. Die Geschichte entfaltet sich um ein junges Paar, das, während sie durch die ländlichen Gefilde Neuenglands fahren, in eine schaurige Situation gerät. Sie suchen Zuflucht in einem abgelegenen Bauernhaus, aber anstelle von harmloser Gastfreundschaft finden sie sich bei Gastgebern wieder, die ein unheimliches Geheimnis verbergen.
Die schaurige Atmosphäre von "Honeydew" wird nicht nur durch die düsteren Bilder, sondern vor allem durch den nervenaufreibenden Soundtrack unvergesslich. Die Kombination aus ungewöhnlicher Kameraführung, die surreal anmutet, und einer unbarmherzigen musikalischen Untermalung schafft eine konstante Spannung, die dem Zuschauer kaum eine Atempause gönnt. Solche Filme erinnern uns daran, wie fragile unsere Wahrnehmungen und wie angreifbar wir in unbekannten Umgebungen sein können.
Natürlich gibt es geteilte Meinungen zu einem Film dieser Art. Während einige die bizarre Handlung und die psychologische Tiefe des Films zu schätzen wissen, empfinden andere die Abstrusität als zu überzogen. Es ist auch ein häufiges Thema, dass nicht jeder Horrorfilmfan einen so unkonventionellen Erzählstil mag. Die Geschichte verlässt den traditionellen Ansatz, um ein Erlebnis zu schaffen, das eher unterschwellig und unbehaglich als blutig und explizit ist.
Für politisch und kulturell interessierte Zuschauer bietet "Honeydew" zudem Subtexte, die über die Gruselgeschichte hinausgehen. Fragen von Isolation, den Konflikt zwischen Tradition und Moderne, sowie das Misstrauen gegenüber dem vermeintlich Vertrauten werden subtil aufgegriffen. Gerade in einer Zeit, in der die Kluft zwischen urbanen Zentren und ländlichen Gegenden politisch stark umrissen ist, wirkt der Film wie ein Kommentar auf eben diese gesellschaftlichen Spannungen.
Andre Hyland und Malin Barr bringen in ihren Hauptrollen das Grauen und die zunehmende Verzweiflung eindrucksvoll zum Ausdruck. Der zunehmende psychologische Druck, der auf ihren Charakteren lastet, wird durch ihre überzeugenden Darstellungen intensiv spürbar. Die Chemie zwischen den beiden Protagonisten trägt entscheidend dazu bei, dass das Unbehagen ansteigt, während die Grenzen zwischen realer Bedrohung und Albtraumhaftem verschwimmen.
Obwohl "Honeydew" ein relativ neues Werk ist, hat es bereits den Status eines Kultfilms in gewissen Kreisen erlangt. Sein unorthodoxer Ansatz stellt sowohl Erzählstruktur als auch emotionale Wirkung in Frage, und obwohl der Film nichts für schwache Nerven ist, bietet er eine reiche Erfahrung für jene, die bereit sind, sich auf diesen Horrortrip einzulassen.
Es gibt auch Kritiker, die den Film als zu experimentell bezeichnen und das Fehlen einer klaren narrativen Linie bemängeln. Diese Art von Film fordert den Zuschauer heraus, über das Gesehene hinauszudenken. Ein bisschen wie ein modernes Kunstwerk, das nicht nur durch seine Bilder, sondern auch durch das, was es impliziert, zum Nachdenken anregt.
Etwas anders zu denken und über den Tellerrand hinaus zu schauen, ist etwas, was wir in einer sich schnell verändernden Welt immer häufiger tun müssen. "Honeydew" bietet dabei die Chance, sich wechselnden Erzählstrukturen zu öffnen und das Unbekannte als vielleicht nicht immer willkommen, aber doch lohnenswert zu betrachten.
Sind die altbekannten Erzählmethoden denn mittlerweile langweilig geworden? Für viele Jugendliche, die von weiterreichenden Kommunikationswegen und Erlebnisformen sozialisiert werden, mag dies durchaus der Fall sein. Sie suchen neue Formen des Ausdrucks, und Filme wie "Honeydew" bieten eine Alternative zur traditionellen Unterhaltung.
Dieser Film ist nichts, was man einfach so ansehen sollte, wenn man nur ein bisschen entspannen möchte. Er ist ein Werk, das die eigene Fähigkeit zu staunen und sich zu gruseln aufs Neue herausfordert, indem er gängige Klischees über Bord wirft und der Fantasie freien Lauf lässt. Und genau das macht "Honeydew" zu einem wertvollen Beitrag zum modernen Horrorfilm-Genre.