Ein verschlafenes Alpendorf mit einem großen Herzen - das ist Gemeinschaft São Romédio. Inmitten der majestätischen Tiroler Berglandschaft liegt diese einzigartige Gemeinschaft, die 2020 ins Leben gerufen wurde, um Menschen unterschiedlichen Alters und Hintergrunds ein Zuhause zu bieten. São Romédio ist ein lebendiger Ort des Miteinanders, wo Nachhaltigkeit und gegenseitige Unterstützung im Vordergrund stehen. Der Name der Gemeinschaft leitet sich von der nahegelegenen historischen Stätte San Romedio ab, die für ihre spirituelle Bedeutung bekannt ist.
Hier treffen sich Idealisten und Pragmatiker. São Romédio ist nicht einfach nur eine weitere Wohngemeinschaft. Es ist ein Ort, an dem sich Menschen bewusst dafür entschieden haben, ihrem Alltag eine ethische und nachhaltige Note zu verleihen. Junge Familien, Alleinstehende, Senioren – alle teilen die Überzeugung, dass ein bewusster Lebensstil in der heutigen Zeit wichtiger denn je ist. Doch diese Überzeugungen sind keine Grenzen, sondern lebendige Diskurse.
Den Alltag in der Gemeinschaft zu erleben, ist für viele ein Abenteuer. Hier wird gestrickt, gekocht, gegärtnert und diskutiert. Im Gegensatz zu vielen anderen modernen Wohnprojekten basiert São Romédio nicht nur auf ökologischen Prinzipien, sondern auch auf sozialen. Eine entscheidende Frage ist, wie wir in einer Gesellschaft, die sich immer stärker individualisiert, wieder zusammenfinden können.
Kritiker behaupten, dass solche Gemeinschaften unnötig isolierend wirken könnten. Und es gibt sicher Herausforderungen. Wenn viele Menschen zusammenleben, gibt es unvermeidliche Reibungen und Konflikte. Doch die Bewohner von São Romédio sehen in diesen Herausforderungen auch Chancen. Sie argumentieren, dass gerade durch Auseinandersetzungen und Meinungsverschiedenheiten das Verständnis füreinander wächst.
Warum also entscheiden sich Menschen, in solchen Gemeinschaften zu leben? Es geht nicht nur um den ökologischen Fußabdruck, den sie reduzieren wollen. Es ist der Wunsch nach sozialer Verbundenheit und gemeinschaftlichen Werten, der viele anzieht. Gerade Gen Z, die oft mit gesellschaftlichen Krisen und globalen Herausforderungen konfrontiert wird, findet hier vielleicht einen authentischen Ansatz, etwas zu ändern.
In São Romédio wird viel Wert auf Bildung gelegt. Die Themen Ökologie, Demokratie und soziale Gleichheit sind in den Alltag der Bewohner verwoben. Workshops, Diskussionsrunden und gemeinsame Aktivitäten fördern den Austausch untereinander. So finden viele junge Menschen Antworten auf Fragen, die sie in der Schule oder im Studium nie gestellt haben.
Manchmal erscheint das Leben in São Romédio fast wie ein Urlaub auf Ibiza – relaxte Abende, gemeinsames Singen und Feiern. Doch dahinter steckt harte Arbeit. Jeder hat seine Aufgaben, ob im Garten, in der Küche oder bei den organisatorischen Aufgaben. Es geht um Geben und Nehmen, um die Balance zwischen Individualität und Gemeinschaftlichkeit.
Ein weiterer Aspekt, der diese Gemeinschaft auszeichnet, ist ihre Offenheit. Jährlich stellt São Romédio für Interessierte seine Türen offen, lädt ein, mitzuleben und mitzuwirken. Diese Einblicke und das direkte Erlebnis sind überzeugender als jede Broschüre. Die Besucher gehen oft mit neuen Perspektiven – und manche kommen zurück, um zu bleiben.
Auch der kulturelle Aspekt wird nicht vernachlässigt. Mit regelmäßigen Veranstaltungen und Festivals zieht São Romédio immer wieder Künstler und Kulturschaffende an. Hier findet Kunst ihre Ausdrucksform und schafft Verbindungen über Alter und Herkunft hinaus.
Natürlich steht São Romédio nicht ohne Herausforderungen da. Der Spannungsbogen zwischen Tradition und Innovation, zwischen innerer Struktur und äußerem Anpassungsdruck ist ständig präsent. Doch genau dieser Spannungsbogen macht die Gemeinschaft lebendig und anziehend. Dieser Ort ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie zukunftsfähiges Wohnen aussehen könnte.
In einer Welt, die mehr denn je nach Antworten sucht, bleiben Orte wie São Romédio keine Wunschträume. Sie sind reale Beispiele einer anderen Art des Lebens, offen für alle, die bereit sind, den Weg der Gemeinschaft zu gehen. Vielleicht bietet sich hier ein Fünkchen Hoffnung, dass wir gemeinsam die Herausforderungen der Zukunft meistern können.