Fulk III, Graf von Anjou, wäre der Typ gewesen, der bei Game of Thrones für kontinuierliches Drama gesorgt hätte. Lebend im 10. und 11. Jahrhundert in Frankreich, regierte er von etwa 987 bis 1040 das Gebiet von Anjou. Er operierte in einer Zeit voller politischer Umwälzungen, als man sich sowohl territoriale Macht als auch Kontrolle über religiöse Institutionen sichern wollte. Fulk wird oft als einer der ersten großen Feudalherren angesehen, der sein Territorium nicht nur vergrößerte, sondern es gegen äußere Feinde und interne Rivalen erfolgreich verteidigte.
Sein Spitzname war „Fulk Nerra“, was auf Deutsch „der Schwarze“ bedeutet, und dieser Name umgibt ihn mit einem Charisma der Dunkelheit und des Mysteriums. Sein Leben war geprägt von Konflikten; er führte zahlreiche Schlachten, oft beteiligt gegen mächtige Rivalen wie den Herzog von Bretagne. Sein erkämpfter Erfolg ist im modernen Verständnis schwer nachvollziehbar, wo Diplomatie meist den Krieg übertrifft. Doch seine Methoden hatten in seiner Zeit eine gewisse Legitimität.
Fulk ist für seine rastlose Energie bekannt. In einem Zeitfenster, in dem Burgen nicht nur als militärische Stützpunkte betrachtet wurden, sondern auch als Symbole für Macht und Wohlstand, startete er viele Bauprojekte, darunter die berühmte Burg von Angers. Man könnte sagen, das Burgenbauen war seine Art, sein digitales Erbe zu hinterlassen. Spannend ist auch, dass Fulk sogar einige weniger bekannte Pilgerreisen nach Jerusalem unternahm – ein weiterer Beweis für seine Zähigkeit und seinen Hang zu unerwarteten Unternehmungen.
Sein Privatleben war nicht minder dramatisch, gespickt mit Romanzen, die oft durch politische Motive angetrieben waren. Seine Ehe mit Hildegard von Sundgau war von Intrigen umschwebt; gemeinsam hatten sie jedoch mehrere Kinder, die die Nachfolge sichern sollten. Seine Frauenpolitik war clever, wenn auch moralisch ambivalent nach heutigen Maßstäben. Fulk war nicht nur ein Krieger, sondern ein Meister strategischer Ehen, die ihm neue Bündnisse einbrachten.
Für liberale Geister der Moderne mag Fulks Leben höchst widersprüchlich erscheinen. Einerseits repräsentiert er einen oft skrupellosen Machtkampf, der wenig Rücksicht auf Menschenleben nahm. Andererseits könnte man seine Energie und seinen Willen auch als zukunftsweisend bewundern, da er mit seinen Projekten und seinen politischen Schachzügen dem Geschicklichkeitsspiel einer wahren mittelalterlichen Serie glich. Die Auseinandersetzung mit Personen wie ihm zwingt uns dazu, historische Ereignisse auch im Kontext ihrer Zeit zu sehen und nicht nur mit der Brille unserer modernen Ethik.
Im Gegensatz zu damaligen Ideologien, die häufig von strenger Hierarchie und Machtkonzentration geprägt waren, gelingt es der heutigen Gesellschaft oft besser, Macht mit Verantwortung zu verknüpfen und diplomatische Lösungen den blutigen Schlachten vorzuziehen. Doch ohne die intensiven Auseinandersetzungen seiner Zeit, wären viele Regionen Europas historisch gesehen nicht das, was sie heute sind. Fulks Vermächtnis ist ein komplexes Puzzle von Macht, Aufbau und gelegentlicher Zerstörung. So ist es für uns sowohl eine Mahnung als auch eine Inspirationsquelle, wie Geschichtsverläufe durch individuelle Tatkraft beeinflusst werden können.