Wenn man über die katholische Kirche nachdenkt, kommen einem oft Bilder von uralten Traditionen in den Sinn, die nur bedingt mit der modernen Welt kompatibel sind. Doch mitten in diesem historischen Teich schwimmt ein besonders progressiver Fisch: Fernando Chomalí Garib. Ein Erzbischof aus Chile, geboren am 10. März 1957 in Santiago, der sich mit Herz und Seele für eine Kirche einsetzt, die nicht nur mit den Gläubigen, sondern auch mit den Herausforderungen der heutigen Gesellschaft in den Dialog tritt.
Chomalí, von palästinensischer Herkunft, leitet seit 2011 das Erzbistum Concepción und hat seitdem sein Amt genutzt, um kontroverse, aber notwendige Diskussionen zu führen. Während die katholische Kirche oft als konservative Institution wahrgenommen wird, hat Chomalí bewiesen, dass in ihrem Inneren auch Platz für fortschrittliche Stimmen ist. Er setzt sich intensiv für soziale Gerechtigkeit ein und zeigt Empathie für Fragen der Sexualität und des sozialen Wandels.
Er ist ein Unterstützer des Dialogs zwischen verschiedenen Religionen und Weltanschauungen, was ihn zu einem besonderen Akteur in der chilenischen und internationalen Kirche macht. Chomalí hat sich stets für die Menschenrechte eingesetzt, was nicht immer auf Gegenliebe bei den konservativeren Kirchenvertretern stößt. Dabei bleibt er klar in seiner missionarischen Aufgabe und zeigt, wie tief verwurzelt sein Glaube in der Förderung der Menschlichkeit liegt.
Seine Ansichten zur sozialen Gerechtigkeit sind anregend und bemerkenswert. Für ihn bedeutet Glauben nicht nur Gebet und Gottesdienst, sondern auch sozialer Aktivismus und das Eintreten für die Unterdrückten. Er ist bekannt dafür, sich für die Armen und Ausgegrenzten einzusetzen und kritisiert immer wieder die ungleich verteilten Ressourcen in Chile.
Außerdem hat er keine Angst davor, über sensible Themen wie die Rolle der Frau in der Kirche oder die Rechte von LGBTQ+ Personen zu sprechen. Er plädiert für eine notwendige Diskussion über den Platz und die Würde dieser Gruppen in der Gesellschaft und innerhalb der kirchlichen Gemeinschaft. Er ist davon überzeugt, dass die christliche Liebe jeden Menschen unabhängig von seiner Identität oder Sexualität annimmt.
Ein weiteres wichtiges Element seiner Arbeit ist der Schutz der Umwelt. In einer Zeit, in der die Klimakrise nicht mehr ignoriert werden kann, ist Chomalí ein entschiedener Verfechter der Ökologie. Er hat die Enzyklika Laudato Si’ von Papst Franziskus, die sich mit der Sorge um das gemeinsame Haus – unsere Erde – beschäftigt, mit Begeisterung aufgenommen und fördert aktiv Initiativen zur Bewahrung der Schöpfung.
Trotz seiner liberalen Ansichten bleibt Chomalí seiner tiefen Verbundenheit mit dem katholischen Glauben treu. Er glaubt fest daran, dass Glaube und Modernität sich nicht ausschließen müssen. Vielmehr sieht er darin eine wertvolle Gelegenheit, den Glauben an sich selbst und die Gesellschaft neu zu definieren.
Kritiker werfen ihm oft vor, dass seine Ansichten zu liberal für die katholische Kirche sind. Einige fühlen sich durch seine Art, den Status quo infrage zu stellen, bedroht. Gleichzeitig schätzen viele junge Menschen und progressiv denkende Gläubige seinen Mut und seine Integrität. Seine Haltung bietet sicherlich einen frischen Wind in den Diskussionen innerhalb der Kirche.
Fernando Chomalí Garib bleibt ein faszinierender und inspirierender Charakter, der sich nicht scheut, die notwendigen Schritte in Richtung eines inklusiven und weltoffenen Glaubensverständnisses zu gehen. Er erinnert uns daran, dass die Kirche zwar einer alten Tradition angehört, aber dennoch Platz für Bewegung und Innovation hat. Seine Arbeit macht deutlich, dass Glauben nicht starr sein muss, sondern lebendig und aufnahmefähig für die Bedürfnisse einer sich ständig verändernden Welt.