Wenn man im 18. Jahrhundert nach einem echten Bücherwurm suchte, kam man kaum an Felix de Latassa vorbei. Dieser spanische Gelehrte und Bibliothekar, geboren 1733 in Zaragoza, ist weitgehend dafür bekannt, dass er sich der akribischen Dokumentation von Büchern und Autoren widmete. Er war ein Mann, der einen Großteil seines Lebens mit dem Verzeichnis von Literatur verbrachte, um die kulturelle Entwicklung Spaniens zu dokumentieren.
Felix de Latassa hatte eine fast besessene Neigung zur Schaffung umfassender Bibliographien. Er arbeitete an der Universitätsbibliothek von Zaragoza und nutzte seine Position, um spanischen Büchern und Autoren einen noch nie da gewesenen Wert zuzuschreiben. Seine wohl bedeutendste Arbeit ist „Biblioteca nueva de los escritores aragoneses“, eine Sammlung von Informationen über Autoren, die im spanischen Aragon geboren wurden oder dort wirkten.
Wie kommt jemand dazu, sein Leben der Erfassung von Literatur anderer zu widmen? Persönlichkeiten wie Felix zeigen die Bedeutung der Bibliothekare, die oft im Schatten der großen Autoren stehen und dennoch entscheidende Rollen in der Kulturlandschaft spielen. Sie leisten einen enormen Beitrag zur Bewahrung und Verbreitung von Wissen über Generationen hinweg. Latassas Arbeit ist ein Musterbeispiel dafür, wie bibliographische Sammelwerke das literarische Schaffen einer ganzen Region sichtbar machen können.
Dabei ist er eine beeindruckende Figur im Spannungsfeld zwischen Tradition und Fortschritt. Einerseits war er der Tradition verpflichtet, indem er lieber auf traditionelle Druckverfahren zurückgriff. Andererseits stand seine intensive Dokumentationsarbeit für einen modernen Drang zur Systematisierung und Erfassung von Wissen.
In einer Zeit, in der Informationen zunehmend digitaler und flüchtiger werden, erscheint die Rolle von Menschen wie Felix de Latassa umso bedeutender. Diese Liebe zur Ordnung und zum Detail rückt nicht nur bedeutende Werke ins Rampenlicht, sondern zeigt auch, wie wichtig solch penible Arbeit für die Nachwelt sein kann.
Aus politischer Sicht kann man ihm eine konservative Haltung zuschreiben, die in der Bewahrung kulturellen Erbes erblüht ist. Doch trotz eines liberalen Ansichtsrahmens schwingt in seiner Arbeit die Akzeptanz von Fortschritt und Wandel mit. Bibliographien von diesem Umfang sind nicht nur persönliches Interesse, sondern auch Ausdruck von kultureller Verantwortung.
Einige mögen sagen, dass Latassas Ansatz, vergangene Werke zu dokumentieren, aus heutiger Sicht angestaubt wirkt. Doch in Wirklichkeit bietet er eine Brücke zwischen alten und neuen Kulturen. Gen Z, die heute in einer überflutenden Informationsgesellschaft lebt, kann durch das Studium solch akribischer Arbeiten lernen, den Wert von Ordnung und Strukturierung zu schätzen.
Seine Arbeiten sind nicht nur für Akademiker von Interesse, sondern auch für jene, die ein Gefühl für die kulturelle DNA eines Landes suchen. Ohne die gewissenhafte Sammlung von Informationen durch Menschen wie Felix de Latassa würde vieles von dem, was wir heute über frühere literarische Schaffungsperioden wissen, im Verborgenen bleiben.
Schließlich reflektiert sich in der Lebensweise Jenners auch der Übergang von analogen zu mehr digitalen Formen der Katalogisierung. In einer Zeit, in der Google und Wikipedia als Hauptinformationsquellen gelten, bleibt der Wert einer händisch erstellten und kuratierten Sammlung von unschätzbarem Wert.
Felix de Latassa zeigt uns, dass die Strukturierung und Bewahrung von Wissen nicht nur in der Vergangenheit notwendig war, sondern auch heute von entscheidender Bedeutung ist. In einer Welt, die von schnellen Informationen lebt, mahnt sein Vermächtnis uns daran, sich Zeit zu nehmen, um zu lesen, zu ordnen und zu verstehen, was vor uns liegt.