Manchmal ist die Realität bizarrer als die Fantasie. "Dreizehn Frauen", ein Buch, das 1930 von Tiffany Thayer geschrieben und 1932 von George Archainbaud verfilmt wurde, ist ein solcher Fall. Es erzählt die spannende Geschichte einer Mordserie in Hollywood, initiiert von einer psychologisch manipulierten Gruppe von Frauen. Getrieben durch unaussprechliche Rachegelüste nimmt die Handlung eine dunkle Wendung, indem sie die glamouröse Fassade der Traumfabrik Hollywood aufdeckt. Wer hätte gedacht, dass hinter der Glitzerwelt von damals solche düsteren Abgründe lauerten?
Autor Tiffany Thayer, dessen Name heute fast vergessen scheint, war ein unerschrockener Experimenteur und zählte zu den frühen Vorreitern der Popkultur. Er prägte mit seinem Roman eine ganze Ära der leichten, aber raffinierten Literatur. Damals, als die Bühne der Weltwirtschaftskrise und der Jazztöne dominiert wurde, öffnete er seine Leser für neue Narrative, die in etwa so waren wie die melodramatischen Instagram-Stories unserer Zeit. Thayers Handschrift zeichnete sich nicht nur durch kühnes Geschichtenerzählen aus, sondern auch durch seine progressiven Ansichten. Thayers Neigung zu progressiven Themen findet ihren Niederschlag in den speziellen dynamischen Beziehungen der weiblichen Charaktere, die er meisterhaft in seinem Buch ausgelotet hat. Doch auch andere Stimmen aus der Literaturkritik haben Thayers Stil als seicht empfunden.
Die Verfilmung von „Dreizehn Frauen“ bot das klassische Hollywood-Erlebnis der 1930er-Jahre, gekrönt von einer eindrucksvollen Leinwandpräsenz der damaligen Stars. Doch das Studio RKO Pictures wagte das Experiment, und das mit einem bewundernswerten Ergebnis. Die Handlung des Films war eine raffinierte Mischung aus Drama und Thriller mit einer Prise Mystik. Lucille Ball als aufstrebende Schauspielerin und Irene Dunne als tragische Heldin zeigten das breite Spektrum der damals vorherrschenden Talentvielfalt Hollywoods. All das wurde vor dem Hintergrund des goldenen Zeitalters von Hollywood gezeigt, als die magische Anziehungskraft der großen Leinwand unschlagbar war.
Das Werk hat auch heute noch eine große Relevanz, da es das Interesse an der psychischen Manipulation und der Dynamik sozialer Beziehungen weckt. Die mitreißende Handlung des Romans hat nichts von ihrer Faszination verloren und bietet in einer modernen Interpretation einige Bezüge auf Themen der heutigen Gesellschaft. Tatsächlich könnte man argumentieren, dass "Dreizehn Frauen" einer der frühen Vorläufer der populären Psychothriller war, die wir heutzutage so gerne konsumieren.
Interessanterweise lieferte "Dreizehn Frauen" eine der ersten Gelegenheiten für nicht-weiße Schauspielerinnen und Schauspieler, sich vor einem breiten Publikum zu beweisen. Während damals viele Produktionen rassistisch geprägte Rollenverteilungen hatten, bot dieser Film einigen Darstellern die Gelegenheit, über stereotype Darstellungen hinauszutreten. Das ist ein bedeutender Aspekt in der Diskussion um Repräsentation in der Filmindustrie, die bis heute gefragt ist. Trotz dieser Vorläuferrolle blieb der Film in seiner Zeit unterbelichtet und wurde kommerziell kein Erfolg. Doch aus heutiger retrospektiver Betrachtungsweise könnte man argumentieren, dass Filme wie dieser Pionierarbeit für Diversität im Film leisten.
Gegenüber dieser progressiven Lesart gibt es jedoch immer wieder Stimmen, die Thayers Werk als zu plakativ ansehen. Sie verweisen darauf, dass seine Art, Frauen im Mittelpunkt einer so gewagten Geschichte zu positionieren, als proaktiv und manchmal überzogen wahrgenommen werde. Als Werk des Populärkults trägt es Züge jenes sensationellen Entertainments, das in den frühen Kinosälen Amerikas populär war. Ob man in Thayers Werk eine feministische Strömung oder reines Spektakel sieht, bleibt sicherlich eine Diskussionsfrage. Nichtsdestotrotz hat „Dreizehn Frauen“ seine Spuren hinterlassen und bietet interessante psychologische Einsichten, die kulturelle wie filmische Debatten fördern.
Vielleicht bietet genau diese Problematik – die Spannung zwischen Innovation und der Begrenztheit konventioneller Gedanken – eine beeindruckende Metaebene, die auch heute noch von Interesse ist. Die „Dreizehn Frauen“ sind ein Paradebeispiel dafür, wie sich Inhalte über Jahrzehnte hinweg neu interpretieren lassen. Wenn man sich der Geschichte und der Folgewirkung bewusst ist, erlangt das Werk noch mehr Tiefe. In einer Zeit, in der Repräsentation und Gleichheit in der Unterhaltungsindustrie stark diskutiert werden, dient der Roman sowohl als historische Betrachtung als auch als inspirierende Erinnerung an die Kraft von Geschichten.