Identitäre: Ein Blick auf die Identitätsdebatte in Deutschland

Identitäre: Ein Blick auf die Identitätsdebatte in Deutschland

Die Identitären scheinen wie Figuren aus einem Thriller: Sie sind eine umstrittene, rechtskonservative Jugendbewegung in Deutschland und Europa, die sich durch provokative Aktionen und geschickte Nutzung sozialer Medien auszeichnet.

KC Fairlight

KC Fairlight

Wenn du denkst, der Begriff "Identitäre" klinge wie der Titel eines Spionagethrillers, liegst du nicht ganz falsch. Die Identitären sind eine rechtskonservative Gruppe in Europa, deren Ursprung in Frankreich liegt und die sich stark in Deutschland und Österreich verbreitet hat. Sie bezeichnen sich selbst als identitätsbewusst und sehen ihre Aufgabe darin, die kulturelle Identität Europas zu bewahren. Ihre Aktivitäten begannen in den frühen 2000er Jahren und ihre Bewegungen und Kampagnen fand man vor allem in den großen Städten wie Berlin, Wien oder Paris. Ziel der Gruppe ist es, die ihrer Meinung nach drohende 'Islamisierung' Europas durch Migration zu stoppen.

Der Name „Identitäre“ kommt keineswegs zufällig. Die Gruppe hat sich selbst auf die Fahnen geschrieben, die europäische Identität zu schützen. Die Mitglieder ziehen häufig Parallelen zwischen ihren Ideen und den Werke des griechischen Philosophen Heraklit, indem sie Veränderung als etwas Negatives darstellen. Die Gruppen verwenden eine Mischung aus tech-savvy Memes und populistischen Parolen, um vor allem junge Menschen in sozialen Medien anzusprechen.

Die Identitären setzen auf den Widerstand von Migrantenströmungen, die sie als Bedrohung für die europäische Kultur und Identität sehen. Dabei sind ihre Aktionen oft provokant: Flashmobs mit Bannern über Brücken gespannt, oder plötzliche Demonstrationen in öffentlichen Plätzen, die große Aufmerksamkeit erzeugen, sind keine Seltenheit. Diese Provokationen zielen darauf ab, breite mediale Aufmerksamkeit zu erzielen und die eigene Agenda in die öffentliche Debatte zu tragen.

Ihre Botschaften treffen besonders in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten auf Resonanz. Oft gesellen sich frustrierte Jugendliche zu ihren Veranstaltungen, in der Hoffnung, die Geschicke ihrer sich ändernden Welt beeinflussen zu können. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass alle Anhänger rechtsradikal sind, aber es zeigt, wie komplex und politisch gespalten unsere Welt geworden ist.

Die Gesellschaft ist hier nicht gespalten, sondern vielmehr im ständigen Wandel begriffen. Die Debatte um den Erhalt oder den Verlust von Kultur ist allgegenwärtig, doch die Interpretation dessen, was als Erhaltenswert erscheint, divergiere stark. Kritiker sehen in den Identitären eine Gefahr für das friedliche Zusammenleben verschiedenster Kulturen. Sie werfen der Bewegung Rassismus und eine extreme ideologische Ausrichtung vor.

Die Gegenseite hält jedoch dagegen, dass es sich bei der Identitären Bewegung um friedliche Demonstrationen handelt, die auf Meinungsfreiheit basieren. Auch ihre Aktionen riefen deutliche Gegenreaktionen hervor. Bei Demonstrationen und Kundgebungen der Identitären ist die Antifa nicht weit. Der Schrei nach Toleranz und Vielfalt prallt auf den Wunsch nach Bewahrung traditioneller Werte.

Regierungen und Verfassungsschutz haben die Identitären in Deutschland und Österreich streng im Blick. Zu oft fand man Anbindungen an rechtsextreme Kreise und, obwohl keine direkte Verbindung zur Gewalt nachweisbar ist, sind viele Sicherheitsorgane besorgt über die Radikalisierungspotenziale, die die Gruppe mit sich bringt.

Interessant bleibt, dass die Identitären eine relativ junge Bewegung sind, die sich der Kommunikationswege des Internets versichert hat. Sie sprechen bewusst die Sprache der Jugend, nutzen Social Media wie Twitter, Instagram und Telegram, um ihre Botschaften zu verbreiten. Diese Strategie zeigt Wirkung: Die Hemmschwelle, Ideologien zu übernehmen, liegt oft viel jünger als in früheren politischen Strömungen.

Dass es dieser Bewegung gelingt, auf der einen Seite die Jugend anzusprechen, während auf der anderen Seite etablierte Parteien wie die AfD in Deutschland oder die FPÖ in Österreich ähnliche Ziele verfolgen, zeigt den Bedarf nach einer offenen Diskussion über Identität, Migration und Zusammenleben in Europa.

Für uns als Gesellschaft bleibt es wichtig, die Meinungsfreiheit hochzuhalten und dennoch wachsam zu sein gegen Extremismus jeglicher Art. Der Diskurs um die „Identitären“ zeigt, dass bei aller politischen Differenz diese Probleme bei uns allen anklopfen und es unabdingbar ist, dass die Debatte mit Argumenten und nicht mit Parolen geführt wird. So bleibt die Welt trotz all ihrer Herausforderungen wenigstens ein bisschen offener und bunter.