Stell dir vor, du wärst eine Fliege an der Wand eines amerikanischen Wohnzimmers, wo über das Thema der „amerikanischen Rasse“ diskutiert wird. Was für ein Quatsch, könnte man denken, aber es ist ein Thema, das über viele Generationen hinweg große Verwirrung gestiftet hat. In den USA prägte der Begriff 'amerikanische Rasse' eine Zeit lang den Diskurs über Identität, besonders im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Aber worum ging es genau, und warum beschäftigte es so viele Menschen? Der Begriff wurde oft benutzt, um weiße Amerikaner zu beschreiben und Unterschiede zwischen ihnen und anderen Gruppen zu zementieren. Diese Klassifizierung wurde nicht nur aus pseudo-wissenschaftlichen Gründen vorgenommen, sondern auch, um soziale Hierarchien und politische Machtverhältnisse zu festigen.
Bereits der erste Eindruck, dass es so etwas wie eine einheitliche amerikanische Rasse geben könnte, wirft Fragen auf: Wer gehört dazu und wer entscheidet das? Im Allgemeinen lagen die Wurzeln dieser Einteilung in einem alten Rassismus, der die Gesellschaft nach Hautfarbe und Herkunft sortierte. Einstein wird da deutlich: „Rassismus ist eine der abscheulichsten Krankheiten, die jener Erminorität von weißen Menschen innewohnt.“ Historisch gesehen war die Idee der amerikanischen Rasse eine Möglichkeit für Menschen in Machtpositionen, ihre Vorherrschaft zu rechtfertigen und kulturelle und soziale Privilegien aufrechtzuerhalten.
Es ist wichtig, zu verstehen, warum dies ein Reizthema ist und wie es sich in den Strukturen der Gesellschaft verankert hat. Der amerikanische Bürgerkrieg und das Ende der Sklaverei markierten eine neue Ära des Hinterfragens solcher Einteilungen. Dennoch waren die alten Vorstellungen von Rassenstärke und Überlegenheit schwer abzuschütteln. Sie fanden Einzug in die Politik, in die Wissenschaft und sogar in die Medizin, wo sie ernsthaft als Erklärungsversuche für Unterschiede in Gesundheit und Intelligenz herangezogen wurden.
Man mag sich fragen, warum eine solche Idee so lange bestehen konnte. Das beantwortet teilweise die Frage nach ökonomischer und sozialer Kontrolle. Solche Meinungen dienten dazu, die Rechte und Freiheiten einiger Menschen zu begrenzen, während anderen ungerechtfertigt Privilegien verliehen wurden. Es ging also um Macht, vor allem Macht über die, die als „anders“ wahrgenommen wurden.
Heutzutage erscheinen diese Konzepte zum Glück überwiegend veraltet, doch ihr Schatten liegt noch immer über der amerikanischen Gesellschaft. Aber es gibt Fortschritte, nicht zuletzt durch das Engagement junger Menschen, die Gerechtigkeit fordern. Organisationen und Bewegungen wie Black Lives Matter machen darauf aufmerksam, dass Diskriminierung und Rassismus noch lange nicht der Vergangenheit angehören.
Es gibt einige, die glauben, dass Diskussionen über Rasse von vorne herein kontraproduktiv sind, da sie uns nur auf die Unterschiede zwischen uns fixieren. Andere argumentieren, dass es notwendig ist, diese Unterschiede anzuerkennen, um letztendlich echte Gleichheit zu erreichen. Und dann gibt es jene, die glauben, dass Veränderungen am effektivsten von Menschen selbst kommen, wenn sie von Empathie und Verständnis getragen werden.
Als liberaler Denker versuche ich, diese Diskussionen nicht zu polarisieren, sondern sie zu einem konstruktiven Ort für Dialog und Lernen zu machen. Viele unserer Leser in der Generation Z sind besonders offen für diverse Perspektiven. Sie wissen, dass amerikanische Identität durch Vielfalt definiert wird. Wenn wir also von der 'amerikanischen Rasse' sprechen, sollten wir innehalten und die Gelegenheit nutzen, um über Gemeinsamkeiten zu sprechen statt uns durch Unterschiede abzugrenzen. Letztlich ist die überholte Idee der 'amerikanischen Rasse' nicht mehr als eine falsche Kategorisierung von Menschlichkeit, die überarbeitet und ersetzt werden muss – durch eine Anerkennung von Vielfalt und Einbeziehung.
In Zeiten, in denen Kultur und Länder mehr und mehr miteinander verbunden sind, bringt ein solches antiquiertes Denken nur Rückschritte. Die Auseinandersetzung mit der Geschichte kann helfen, zu verstehen, warum es umso wichtiger ist, sich für eine gerechtere Zukunft einzusetzen, in der jeder seine eigene Identität ungebunden von konstruierter Rassentheorie leben kann. Damit werden wir die Chancen dessen nutzen, was es bedeutet, wahrhaftig und vielfältig amerikanisch zu sein.