Ein himmlisches Gespräch auf Stühlen

Ein himmlisches Gespräch auf Stühlen

Ein Theaterstück voller ungewöhnlicher Fragen: Warum wartet der Himmel sitzend? Albert Ostermaiers Werk tritt an, um uns die spirituellen Weiten des Alltags näher zu bringen.

KC Fairlight

KC Fairlight

Können Stühle uns helfen, den Himmel zu verstehen? Albert Ostermaier, der Autor des provokanten Stücks "Dass der Himmel sitzend wartet", gibt uns mit seiner neusten Arbeit die Gelegenheit, genau darüber nachzudenken. Dieses Theaterstück, aufgeführt erstmals im Jahr 2022 in Berlin, entführt das Publikum auf eine Reise durch verschiedene Ebenen von Realität und Fantasie. Warum genau sitzt der Himmel und was bedeutet das für uns?

Ostermaierversucht mit seinem Werk, die Kluft zwischen Glauben und Realität zu überbrücken, und das tut er auf eine sehr kreative und verdrehte Weise. Wenn wir an den Himmel denken, stellen wir uns oft Wolkenlandschaften und sternenklare Nächte vor, vielleicht mit der Vorstellung, dass alles beruhigend und friedlich ist. Ostermaiers Vision hingegen enthält ein Element von zugänglicher Trivialität, vertreten durch das Sitzen. Herkömmliche Vorstellungen von Spiritualität werden untergraben und gleichzeitig ein neuer Dialog eröffnet.

Die Fragen, die Ostermaier aufwirft, sind für eine zunehmend säkulare Generation relevant, die sich oft auf rationale Erklärungen stützt. Man fragt sich, ob er sich über übertriebene Ernsthaftigkeit lustig macht oder tatsächlich einen tieferen Punkt im Herzen hat. Vielleicht beides? Die metaphorische Idee, dass der Himmel wartet, entzieht dem Leben die Dringlichkeit und erinnert uns gleichzeitig daran, dass wir vielleicht schon im Paradies sitzen, ohne es zu bemerken.

„Dass der Himmel sitzend wartet“ vermeidet einfache Antworten. Es ist humorvoll, aber keineswegs zynisch. Ostermaier jongliert Themen wie Liebe, Verlust, und Hoffnung in einem stilistisch modernen Ambiente, das Überraschungselemente mit existenziellen Fragen kombiniert.

Für jemanden, der es eher nüchtern angehen möchte, klingt das alles vielleicht ein wenig abstrakt. Sky-High-Philosophie ist nicht jedermanns Sache. Doch der Theaterbesuch kann als eine Art mentaler Yoga betrachtet werden, bei dem man sich mit alternativen Gedanken- und Gefühlssträngen dehnt.

Es ist jedoch beeindruckend, wie Ostermaier in seinen Dialogen und Monologen das Publikum emotional erreicht, selbst wenn die Umsetzung des Themas ein wenig avantgardistisch wirkt. Die Schauspieler, die das Stück aufführen, stehen vor der Aufgabe, Leben in diese außergewöhnliche Textur von Wörtern zu bringen, die gleichzeitig tiefgründig und amüsant ist.

Man könnte sich fragen, ob Werke wie „Dass der Himmel sitzend wartet“ das eigentliche Ziel verfehlen oder das Publikum verwirren, anstatt einen klaren Weg zu zeigen. Doch genau darin liegt seine Stärke. Anstatt Antworten zu liefern, fordert Ostermaier, dass wir uns unsere eigenen Gedanken und Fantasien hinsichtlich der Welt und des Lebens darüber machen.

In einer modernen Gesellschaft, in der Atheismus und Agnostizismus häufige Einstellungen sind, führt uns Ostermaiers Experiment in die Köpfe derjenigen, die nach etwas Größerem suchen, selbst wenn dieses Etwas einfach in einem Stuhl und einem überraschenden Perspektivenwechsel liegt.

Es bleibt die Erkenntnis, dass Kunst nicht immer dazu da ist, uns Antworten zu geben, sondern oft genau dazu auffordert, weiter zu fragen. Das Konzept, dass der Himmel sitzend wartet, ist vielleicht ein Hinweis darauf, dass sich die größten Entdeckungen unseres Lebens möglicherweise nicht an unzugänglichen oder unerreichbaren Orten verstecken, sondern genau dort, wo wir bereits sind - auf unseren Stühlen, in der Stille des Alltags, in der Offenheit, die uns erlaubt, zu sehen und zu imaginieren.

Ostermaiers Werk ist ein verkleideter Aufruf zur Kontemplation und eine Einladung, die gewöhnlichen Bestandteile unseres Lebens als potenzielle Quelle des Spirituellen zu betrachten. Vielleicht sitzt dort der Himmel wirklich, und wartet darauf, dass wir endlich die richtigen Fragen stellen.