Die postapokalyptische Kulisse trifft auf emotional komplexe Charaktere – das ist „The Last of Us“. Diese Videospielreihe wurde von Naughty Dog entwickelt und feierte ihr Debüt 2013. In einer Welt, die von einem mutierten Cordyceps-Pilz überrannt wird, liegt der Fokus auf der Reise von Joel und Ellie durch das zerstörte Amerika. Joel ist ein harter Überlebenskünstler, der mit den Narben der Vergangenheit kämpft. Ellie ist das junge Mädchen mit einem Geheimnis, das Hoffnung für die Zukunft verspricht. Diese Figuren sind das Herzstück der Geschichte, während sie durch die Ruinen einer kollabierten Zivilisation reisen.
Joel Miller ist der Hauptprotagonist, dessen zerbrochene Vergangenheit ihn zu einem zynischen und vorsichtigen Überlebenden gemacht hat. Er arbeitete vor dem Ausbruch als Bauingenieur in Texas. Doch der Verlust seiner Tochter Sarah zum Ausbruchsbeginn prägte ihn zutiefst. Im Verlauf von 20 Jahren in einer dystopischen USA wird er zu einem geschickten und doch grausamen Kämpfer. Joels Reise ist geprägt von seiner Bindung zu Ellie, der er eine fast väterliche Rolle zuweist. Sein moralischer Kompass ist oft ein graues Gebiet, was ihn zu einem tiefgründigen, wenn auch fehlerbehafteten Charakter macht. Dieser innere Konflikt lässt den Spieler zwischen Sympathie und Skepsis schwanken.
Ellie ist die zweite zentrale Figur und im Wesentlichen das Herz der Geschichte. Sie ist immun gegen die Infektion, was sie zur einzigen Hoffnung auf ein Heilmittel macht. Ellies Charakterentwicklung von einem naiven Jugendlichen zu einer eigenständigen jungen Frau ist faszinierend zu beobachten. Sie ist klug, mutig und oftmals frech, was zu vielen denkwürdigen Momenten im Spiel führt. Ihre sexuelle Orientierung als queer wird im Prequel-DLC „Left Behind“ und in „The Last of Us Part II“ thematisiert und bietet Repräsentation für viele Spieler. Ellie ist ein Symbol für Resilienz und Hoffnung in einer Welt, die oft nur das Gegenteil bietet.
In „The Last of Us Part II“ kommen neue Figuren hinzu, die die Komplexität der Geschichte erweitern. Eine davon ist Abby Anderson. Abby ist ein mehrschichtiger Charakter, der oft antagonistischer Art dargestellt wird. Ihre Geschichte bietet eine Perspektive, die die Themen Rache und Vergebung intensiv beleuchtet. Sie ist stark, körperlich und emotional, und ihre Verbindung zur Vergangenheit von Joel ist von zentraler Bedeutung. Abys Präsenz und die Reaktionen, die sie hervorrief, machen sie zu einer der kontroversesten Figuren im Universum von „The Last of Us“.
Die Darstellung von Nebencharakteren wie Tess, Bill, Henry und Sam in „The Last of Us“ trägt ebenfalls zur Tiefe und Menschlichkeit der Serie bei. Tess ist Joels resolute Partnerin und zeigt eine weibliche Stärke, die oft im Schatten von Joels Entscheidungen steht. Bill, eine schrullige Persönlichkeit, verkörpert die Einsamkeit der Apokalypse. Seine Geschichte mit seinem Partner Frank lässt eine emotional bewegende Spanne zwischen Liebe und Verlust erahnen. Henry und Sam bieten einen herzzerreißenden Einblick in die Familienbindungen, die den emotionalen Kern der Serie weiter vertiefen.
Die vielschichtigen Charakterbeziehungen und ihre oft tragischen Wendungen spiegeln reale menschliche Erfahrungen wider und lassen Spieler nicht nur über ihre eigenen moralischen Überzeugungen nachdenken, sondern auch über die Art und Weise, wie sie zu urteilen bereit sind. Diese weniger klaren Grenzen zwischen „Gut“ und „Böse“ erneuern den Gedanken, dass niemand unfehlbar ist – jeder hat seine Geschichten und Beweggründe. Und vielleicht ist diese Reflexion, kombiniert mit der intensiven interaktiven Erfahrung, der Grund, warum die Serie bei den Gen Zs eine derart nachhaltige Wirkung entfaltet.
Politisch betrachtet, berührt „The Last of Us“ Themen wie Regierungskontrolle und Sozialstrukturen, die in Krisenzeiten zusammenbrechen. Während Joel und Ellie durch die Quarantänezonen, von Milizen kontrollierte Gebiete und unregulierte Wildnis reisen, wird die Diskrepanz zwischen Ordnung und Chaos offensichtlich. Die Darstellung dieser dystopischen Welt bietet eine Kritik an realen Systemen und spornt zu Diskussionen über Macht, Gerechtigkeit und soziale Verantwortung an.
„The Last of Us“ hat eine starke kulturelle Resonanz gefunden, nicht nur durch die reiche Erzählkunst, sondern auch durch sein Streben nach Authentizität und Vielfalt. Diese Aspekte sprechen besonders die jüngere Generation an, die Repräsentation und Komplexität in Medien sucht. Die Spiele sind nicht nur eine Flucht aus der Realität, sondern auch ein Spiegel dafür, wie menschlich es ist, in Hoffnung, Schmerz, Verlust und Liebe verstrickt zu sein.
Obwohl die Erzählweise einige um ihre Entscheidungen ärgerte oder neue Debatten entfesselte, bleibt eines gewiss: „The Last of Us“ hat die Kunst des Geschichtenerzählens in Videospielen auf ein neues Niveau gehoben. Seine Charaktere – voller Makel, Hoffnung und Evolution – sind zum Inbegriff einer Generation geworden, die in ständiger Suche nach Sinn und Wahrheit lebt.