Ein Templer auf Abwegen: Die Reise von Assassin’s Creed Rogue

Ein Templer auf Abwegen: Die Reise von Assassin’s Creed Rogue

Assassin's Creed Rogue dreht die bekannte Spielidee auf den Kopf, indem es die Spieler in die Rolle eines Templers versetzt. Dieses spannende Abenteuer bietet eine einzigartige Perspektive auf ein vertrautes Spieleuniversum.

KC Fairlight

KC Fairlight

Stell dir vor, du bist plötzlich kein Held mehr, sondern ein Gegenspieler. Genau hier setzt 'Assassin's Creed Rogue' an, das 2014 von Ubisoft veröffentlicht wurde und ein einzigartiges Erlebnis bietet, indem es die Spieler auf eine Reise durch die faszinierende Welt der Assassinen und Templer mitnimmt – dieses Mal aus der Perspektive der Templer. Die Handlung spielt im 18. Jahrhundert während des Siebenjährigen Krieges, einer turbulenten Zeit voller Konflikte und ideologischen Auseinandersetzungen. Man schlüpft in die Rolle von Shay Patrick Cormac, einem abtrünnigen Assassinen, der die Seiten wechselt und sich den Templern anschließt. Diese Veränderung der Perspektive bietet eine erfrischende Abwechslung in einer Serie, die meist die Assassinen glorifiziert.

Während Assassinen als Freiheitskämpfer gesehen werden, die gegen die unterdrückende Macht kämpfen, zeigt Rogue, dass die Welt nicht so schwarz-weiß ist. In Rogues Erzählung lernen wir die Anliegen der Templer kennen, die Stabilität und Ordnung über individuelle Freiheit stellen. Durch Shays Augen werden die Aktionen und Sichtweisen der Assassinen in Frage gestellt. Diese thematische Tiefe zeigt, dass selbst in fiktionalen Welten, die Komplexität menschlicher Ideologien erfahrbar wird.

Die Spielwelt von 'Assassin's Creed Rogue' erstreckt sich von den eisigen Gewässern des Nordatlantiks bis zu den städtischen Landschaften von New York. Diese weitreichende Umgebung ist nicht nur grafisch beeindruckend, sondern bietet auch zahlreiche Spielmöglichkeiten, die sich an den bewährten Mechaniken der Serie orientieren. Es gibt viel zu entdecken: von versunkenen Schiffswracks bis zu geheimen Templer-Basen – jede Ecke erzählt eine Geschichte.

Technisch basiert 'Assassin's Creed Rogue' auf denselben Grundlagen wie 'Assassin's Creed IV: Black Flag'. Fans der Reihe werden sofort die vertrauten Mechaniken des maritimen Gameplays und des Parkour in urbanen Umgebungen erkennen. Aber Rogue geht mit neuen Waffen und Tools wie dem Luftgewehr und einem verbesserten Navalsystem weiter. Diese Ergänzungen bereichern das Spielerlebnis und machen die Jagd auf seine ehemaligen Brüder noch spannender.

Was das Game besonders für Gen Z-Spieler interessant macht, ist sein Ansatz, moralische Fragen aufzuwerfen und Entscheidungen in einem größeren philosophischen Kontext zu betrachten – eine Generation, die für ihr Engagement für soziale Gerechtigkeit bekannt ist und die bereit ist, bestehenden Normen und Strukturen herauszufordern. Assassin’s Creed Rogue schafft es, diese tiefgründigen Themen in einem unterhaltsamen Setting zu verpacken, das zum Nachdenken anregt. Es zeigt, dass Unterhaltung und Philosophie Hand in Hand gehen können.

Dennoch gibt es auch Stimmen, die an den Templern und der Wahl, die der Protagonist trifft, zweifeln. Während einige Spieler die moralischen Grautöne schätzen, bemängeln andere den vermeintlichen Verrat an den Assassinen. Solche Reaktionen zeigen das Potenzial von Rogue, Diskussionen und neue Perspektiven zu eröffnen, was den Wert eines Spiels ausmacht, das Herausforderungen über seine reine Erzählung hinaus bietet.

Im Vergleich zu anderen Spielen der 'Assassin's Creed'-Reihe wird Rogue oft als ein weniger bekannter Schatz beschrieben. Es erschien zur gleichen Zeit wie 'Assassin's Creed Unity', das für die neue Konsolengeneration entwickelt wurde, und wurde somit teilweise übersehen. Einige könnten sagen, es sei der richtige Zeitpunkt, um Shay Cormacs Abenteuer neu zu entdecken und eine Erfahrung zu erleben, die Spieler zum Umdenken anregt – eine Erfahrung, bei der Geschichte lebendig wird.

'Assassin’s Creed Rogue' zeigt auf eindrucksvolle Weise, dass jede Geschichte mehrere Seiten hat. Auf dieser Entdeckungsreise wird deutlich, dass nicht immer alles so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Gerade in einer Welt, in der wir uns täglich mit polarisierten Ansichten auseinandersetzen, sind Spiele wie Rogue ein eindrucksvolles Beispiel dafür, dass differenzierte Sichtweisen und Empathie gegenüber anderen Überzeugungen wichtig sind. Shay Cormacs Geschichte lädt dazu ein, seine Entscheidungen zu hinterfragen und vielleicht sogar eigene Sichtweisen zu überdenken.