Liane Moriarty hat ein wahres Meisterwerk geschaffen mit ihrem Buch 'All diese Wunder'. Mai 2021 war das Veröffentlichungsdatum dieses faszinierenden Romans, der nicht nur in Deutschland oder Australien, sondern weltweit Leser begeistert. Die Geschichte spielt in einem nicht näher benannten Vorort in Australien, und sie reißt uns mit, weil sie viele Themen unserer modernen, oft hektischen Welt aufgreift. Sie handelt von Menschen, die durch Angst und individuelle Geheimnisse voneinander getrennt sind, aber am Ende in einer Art Wunder zusammenfinden.
Die Figuren in diesem Buch sind unglaublich nachvollziehbar. Sie scheinen direkt aus unserem Leben gegriffen, mit all den Unsicherheiten und Selbstzweifeln, die wir alle nur zu gut kennen. Dennoch möchte Moriarty uns zeigen, dass es auch in der Dunkelheit Hoffnung gibt, dass Wunder überall möglich sind und dass Menschlichkeit uns oft in unerwarteter Weise verbindet.
Oberflächlich könnte man denken, dass es sich nur um eine weitere Geschichte von Mittelschicht-Familien handelt, die in Frieden und Glückseligkeit enden soll. Aber das wäre unfair. Die Komplexität der Charaktere und ihre miteinander verwobenen Geschichten zeigen uns nicht nur ihre Schwächen, sondern auch die Stärke, die sie aus diesen Schwächen ziehen. Dies hat eine politische Dimension, die zur Reflexion über die wichtigen gesellschaftlichen Themen unserer Zeit anregt, wie etwa psychische Gesundheit oder die sozialen Netzwerke, die immer größer werden.
Für Leser aus der Generation Z bietet das Buch viele Identifikationsmöglichkeiten. In einer Welt, die von ständiger Online-Präsenz und Leistungsdruck geprägt ist, kann es eine echte Herausforderung sein, sich den alltäglichen kleinen Wundern zu öffnen. Doch genau dazu lädt Moriarty ein. Die Botschaft ist klar: Es gibt Schönheit in der Verletzlichkeit und Kraft im Prozess des Zusammenseins und der Gemeinschaft. Und das ist wirklich wichtig zu erkennen, besonders in Zeiten der Isolation und des digitalen Lärms.
Ein zentrales Thema, das immer wiederkehrt, ist die Identität. Wer sind wir wirklich, und was sehen andere in uns? Diese Fragen sind essenziell für jugendliche Leser, die sich in der Phase des Selbstfindens befinden. Daher spricht das Buch nicht nur auf einer literarischen, sondern auch auf einer sehr persönlichen Ebene an.
Die Fähigkeit der Autorin, komplizierte zwischenmenschliche Beziehungen spannend und dennoch humorvoll darzustellen, ist beeindruckend. Vielleicht gibt gerade dieser Mix dem Buch eine Breite von Menschen die Möglichkeit, sich angesprochen zu fühlen. Doch so vielschichtig die Erzählung auch ist, es ist nicht alles mit Zucker überzogen. Moriarty zeigt auch die ernsten Seiten des Lebens, die immer wieder wie ein Schatten über der erzählten Welt liegen.
Kritiker mögen einwenden, dass der Roman ein bisschen viel will - dass er zu alle Themen anspricht, ohne alle zu Ende zu denken. Doch das ist vielleicht gerade der Reiz: Er bietet Raum zur Interpretation und regt zu Diskussionen an. Dies spiegelt die Breite und Tiefe unserer eigenen Lebensrealität wider, die nie eindimensional ist.
Dann gibt es Leser, die sich wünschen, dass die Geschichte noch konkretere Lösungen für die im Buch aufgeworfenen Probleme bietet. Doch vielleicht liegt die Stärke gerade darin, uns selbst zu animieren, eigene Antworten zu finden, unsere eigenen 'Wunder' zu erleben und zu schaffen.
In Zeiten, in denen Politik und Gesellschaft viele von uns in entgegengesetzte Richtungen drängen, versöhnt uns ein Buch wie 'All diese Wunder' mit der Menschlichkeit in der Widersprüchlichkeit. Lasst uns an die kleinen Wunder glauben, die uns näher zusammenbringen können, und sei es nur in der Fantasie.
Letztlich erinnert uns Moriartys Werk daran, dass wir alle Teil eines größeren Wunders sind – jenes, dass wir unsere Geschichten teilen und damit die Welt ein kleines Stück heller machen können.