Wissenschaft trifft Widerstand: Boykott gegen Apartheid

Wissenschaft trifft Widerstand: Boykott gegen Apartheid

Der akademische Boykott von Südafrika war eine mächtige, stille Aktion gegen die Apartheid. Dieser Boykott setzte klare Grenzen für internationale Kollaboration.

KC Fairlight

KC Fairlight

Wenn man an Widerstand denkt, kommen einem oft Bilder von Protesten und Märschen in den Sinn. Doch manchmal reicht es, die Bücher zuzuschlagen. Der akademische Boykott von Südafrika war genau das – eine friedliche und dennoch kraftvolle Reaktion auf das Unrecht, das die Apartheid in Südafrika jahrzehntelang darstellte. Menschen weltweit entschlossen sich, die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit dem südafrikanischen Regime zu boykottieren, um ein Zeichen zu setzen.

Dieser Boykott erlangte in den 1970er und 1980er Jahren Aufmerksamkeit. Er fand seine stärksten Ausprägungen vor allem in Europa und Nordamerika, wo viele Universitäten und Forscher beschlossen, keine akademischen Verbindungen zu einem Land zu pflegen, das eine rassendiskriminierende Politik betrieb.

Die Befürworter des Boykotts argumentierten, dass Wissenschaft nicht von moralischen und ethischen Verpflichtungen getrennt werden kann. Indem sie sich weigerten, mit südafrikanischen Akademikern zusammenzuarbeiten, zielten sie darauf ab, das Land international weiter zu isolieren. Diese Isolation sollte den internationalen Druck auf das Apartheid-Regime erhöhen, ähnlich wie wirtschaftliche Sanktionen. Der Gedanke war einfach: Wenn man mit einem ungerechten System zusammenarbeitet, macht man sich mitschuldig.

Doch der Boykott stieß nicht nur auf Zustimmung. Kritiker merkten an, dass der akademische Austausch die Möglichkeit bot, Ideale von Frieden und Gleichheit direkt zu vermitteln. Einige argumentierten, dass der Dialog zwischen Wissenschaftlern helfen könnte, Barrieren abzubauen und eine Basis für ein diversifiziertes kulturelles Verständnis zu schaffen.

Trotz der Kritik zeigte der akademische Boykott Wirkung. Zahlreiche renommierte Universitäten beendeten formell jegliche neuen Kooperationen. Der Druck stieg, als immer mehr akademische Organisationen mitmachten, darunter auch bedeutende Fachzeitschriften, die keine Arbeiten von südafrikanischen Akademikern mehr akzeptierten.

Ein bemerkenswertes Beispiel war die Erklärung der "Association of American University Professors" von 1979, die alle Mitglieder dazu aufrief, keine Konferenzen in Südafrika zu besuchen und sich aktiv gegen das Apartheidsystem auszusprechen. Diese internationalen Resonanzen ließen abschließend den Druck in Südafrika wachsen, Reformen zu vollziehen.

Der Boykott betraf aber nicht nur institutionelle Beziehungen, er warf auch ein Schlaglicht auf die Rolle der Wissenschaft in der Gesellschaft. Kann und sollte die Wissenschaft politisch neutral sein? Diese Frage wurde immer wieder heiß diskutiert und die Ansichten darüber konnten nicht unterschiedlicher sein.

Ein Erfolg des Boykotts war zweifellos, das Bewusstsein für das Ausmaß der Apartheid und die Rolle der internationalen Gemeinschaft bei deren Bekämpfung zu schärfen. Durch die mediale Berichterstattung über den Boykott begann die Weltöffentlichkeit, der brutalen Politik in Südafrika mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

Der akademische Boykott mag nur ein Teil der internationalen Anti-Apartheid-Bewegung gewesen sein, doch er trug maßgeblich dazu bei, den Diskurs über Rassengerechtigkeit und die Verantwortung internationaler Gemeinschaften zu gestalten. Dies war nicht zuletzt ein Weg, auf dem der Konflikt in der Wissenschaft lebendig wurde: Ist Schweigen Mitschuld?

Aus der heutigen Perspektive ist es beinahe unvorstellbar, dass ein derart institutionalisiertes und systematisches Unrecht so lange anhalten konnte. Doch es zeigt, wie wichtig es ist, dass sich Wissenschaftler auch heute noch kritisch zu politischen und sozialen Themen äußern.

Viele der Lehren aus dem akademischen Boykott von Südafrika sind heute relevanter denn je. In Zeiten, in denen wissenschaftliche Freiheit und die Notwendigkeit moralischer Verantwortung sich zunehmend überschneiden, bleibt die Diskussion offen: Wie sollten Forscher heute auf weltpolitische Themen reagieren?

Zum Schluss bleibt die Erkenntnis, dass der Kampf gegen Ungerechtigkeit oft auf unerträgliches Leid rückblickt. Der akademische Boykott von Südafrika zeigt, wie unermüdliche Solidarität und die konsequente Verweigerung von Kollaboration zur Veränderung eines ganzen Systems führen kann.