Die Tatsache, dass eine Gruppe kanadischer Ingenieure unter Schlamm, Schutt und Feinddruck den Ersten Weltkrieg mit ihrer Spitzhacke statt mit einer Waffe kämpfte, klingt fast wie aus einem Abenteuerroman. Die 2. Kanadische Tunnelbau-Kompanie, eine Spezialeinheit der Alliierten, hatte die Aufgabe, während des Ersten Weltkriegs Schützengräben und Tunnelsysteme zu bauen. Diese Truppe wurde im Jahr 1915 von der kanadischen Regierung zusammengestellt, um die Taktiken der Alliierten an der Westfront weiterzuentwickeln und lenkte das Kriegsgeschehen von der Oberfläche in die Tiefe.
Das Team bestand überwiegend aus zähen Minenarbeitern mit unterschiedlichem Hintergrund, die ihre Geschicklichkeit und Expertise aus ihrer Arbeit in kanadischen Bergwerken mitbrachten. Ihr Einsatzgebiet erstreckte sich quer über die zerstörte Landschaft von Frankreich und Belgien. Hier erstreckten sich lange, labyrinthische Tunnel, die dazu dienten, feindliche Positionen zu unterwandern oder Munition und Truppen heimlich zu bewegen.
Warum der Tunnelbau so bedeutend war, erklärt sich aus der damaligen Kriegsführung. In einem Krieg, der durch gegenseitiges Trommelfeuer und endlose Pattsituationen an der Oberfläche charakterisiert war, bot die Untertagearbeit eine Möglichkeit, den Feind zu überlisten. Kühn wurde unter der Erde gesprengt, um tief in feindliches Territorium vorzudringen. Oft waren diese explosiven Einsätze von unvorstellbarem Risiko begleitet. Ein falscher Atemzug, ein verhängnisvoller Durchbruch – viele der Tunnelarbeiter gingen diese Gefahr mit der Hoffnung ein, das Blatt des Krieges zu wenden.
Die Erfahrung dieser Männer war völlig einzigartig. Für sie gab es keinen klassischen Kampfknall an der Front; ihre Kämpfe fand im Dunklen, beklemmend Engen statt. Der Druck war enorm. Während ihre Kameraden an der Oberfläche kämpften, verließen sich die Tunnelbauer auf Dunkelheit, Schaufeln und ein feines Gehör, um den Klang feindlicher Spitzhacken zu lokalisieren. Missgeschicke und Kollisionen mit feindlichen Tunnlern gehörten zum Alltag dieser verbundenen Krieger des Untergrunds.
Die psychologische Belastung war nicht zuletzt von großer Bedeutung. Eingeschlossen in bedrängende Räume, umrahmt von den Perlen feindlicher Stolleneingänge, arbeiteten sie gegen die Zeit, gegen die Möglichkeit eines plötzlichen Einsturzes. Solche Aufgaben lasteten schwer auf den Seelen der Tunnelarbeiter und zeichneten sie nachhaltig. Heute erinnern noch ihre damals kaum erzählbaren Geschichten von Mut und Entschlossenheit an ihren Einsatz.
Gleichzeitig wirft der mutige Dienst dieser Einheit Fragen auf. Schon damals wurde diskutiert, ob es nicht unverantwortlich sei, Menschen solchen Gefahren auszusetzen. Gab es doch kaum technischen Schutz bei solchen Einsätzen. Doch auch wenn man die Kriegswunden bedenkt, sowohl körperlich als auch seelisch, gab es unter den Tunnelbauern jenen Stolz und die Gewissheit, dass sie einen entscheidenden Beitrag leisteten.
Die Tunnelarbeiter veränderten die Kriegsführung nachhaltig. Ihre Technik, den Feind von unten zu überraschen, beeinflusste die Alliierten stark und hinterließ einen unauslöschlichen Eindruck auf spätere Militärstrategien. Die Anerkennung dieser Einheit ist erst in jüngster Zeit gestiegen, als Historiker heraufholen, was ihnen damals verborgen blieb: die unglaubliche Ingenieurskunst und der Einsatzgeist.
Zweifellos ist kein Krieg je glorreich, und der Tunnelbau ist ein Beispiel für die menschliche Fähigkeit, selbst aus der Dunkelheit heraus Widerstände zu überwinden. Es ist eine Geschichte von Entschlossenheit und zugleich eine Mahnung, wie Innovation und Mut in den widrigsten Umständen zur Entfaltung kommen können. Die 2. Kanadische Tunnelbau-Kompanie bleibt ein stilles, aber leuchtendes Kapitel in der Geschichte des Krieges, das gleichermaßen faszinierend und abschreckend ist — ein Zeugnis menschlicher Erfindungskraft und Tapferkeit.
 
    