Stell dir eine riesige politische Bühne vor, auf der Vietnam seine Zukunft plante und das Drehbuch für den Sozialismus der kommenden Jahre schrieb – so war der 10. Nationalkongress der Kommunistischen Partei Vietnams (KPV). Dieser historische Event fand im April 2006 in Hanoi statt und sammelte mehr als 1.200 Delegierte, die den Willen von über 80 Millionen Vietnamesen repräsentierten. Doch warum war dieses Treffen so wichtig? Es ging darum, kommende wirtschaftliche und politische Strategien zu besprechen, um das Land auf globaler Ebene zu stärken und interne Herausforderungen zu bewältigen.
Die KPV, als einzige legale Partei Vietnams, führt das Land seit ihrer Gründung 1930. Ihre Kongresse sind nicht nur Formmerkmale einer Einparteienregierung, sondern polarisierende Ereignisse, die großen Einfluss auf die Richtung nehmen, die das Land politisch und wirtschaftlich einschlägt. Der 10. Kongress war in vielerlei Hinsicht bemerkenswert, da er sowohl den sozialen Fortschritt als auch wirtschaftlichen Aufschwung der letzten Jahrzehnte in den Fokus rückte und dennoch Kritik und Forderungen nach schnellerem Wandel nicht ungehört ließ.
Ein zentraler Diskussionspunkt war die Reform- und Öffnungspolitik „Đổi Mới“, die in den vorherigen Kongressen für wirtschaftlichen Aufschwung gesorgt hatte, aber auch die Schere zwischen Arm und Reich vergrößerte. Viele Delegierte waren darauf erpicht, den Focus auf soziale Ungleichheiten zu legen, die durch das wirtschaftliche Wachstum entstanden waren. Andere hingegen forderten mehr Tempo bei der Integration in die globale Wirtschaft. In einem Land, in dem der Staat strenge Kontrolle ausübt, fühlte sich oft so an, als stünden sich zwei Extreme gegenüber.
Obwohl der Kongress dem liberalen Flügel einige Zugeständnisse machte, blieben zahlreiche Herausforderungen. Für jüngere Vietnamesen, insbesondere solche der Generation Z, war dies von Bedeutung, da diese jüngere Generation sich oft mit den Erwartungen älterer Generationen konfrontiert sieht, in einer zunehmend vernetzten Welt zu leben, während der politische Rahmen eher geschlossen bleibt.
Anders als in Ländern mit einem pluralistischen System, gab es keine prähistorische Debatte voller hitziger Argumente oder Fernsehduelle. Die Diskussionen fanden hinter verschlossenen Türen statt, und die offiziellen Berichte waren eher formal und zusammengefasst. Doch dieser kontrollierte Diskurs bedeutet nicht das Fehlen von Dynamik – vielmehr mussten die Delegierten eine Balance zwischen Bewahrung von Traditionen und der Notwendigkeit moderner Anpassungen finden.
Gen Z in Vietnam zeigt zunehmendes Interesse an Bereichen wie Bildung, Umwelt, Technologie und Unternehmensgründungen. Diese Themen spiegeln sich jedoch nicht immer 1:1 auf Parteikongressen wider, die oft konservativer geprägt sind. Der 10. Kongress öffnete jedoch die Tür für besondere wirtschaftliche Reformen, vor allem im Aspekt der internationalen Handelsbeziehungen. Trotz der Herausforderungen suchte die Partei nach Wegen, das Engagement der jungen Generation zu fördern, wohl wissend, dass diese bald die Führung des Landes übernehmen wird.
Kritiker der KPV, insbesondere von internationalen Beobachtern, zeigten verständnisvolle Kritik an der Politik der Einpartei. Die Tatsache, dass keine Opposition ihre Stimme auf den Kongressen erheben kann, ist ein Punkt, über den viele Gen Z-Vietnamesen Bescheid wissen, obwohl Veränderungen in der Parteistruktur ein langsamer Prozess sind. Auch wenn Einparteienherrschaft für viele überholt scheint, sehen andere dies als Stabilitätsfaktor in einem Land, das lange unter imperialer und kolonialer Fremdherrschaft litt.
Die 10. Ausgabe des Nationalkongresses der Kommunistischen Partei Vietnams war also nicht nur ein Treffen von Politikern und Beamten, sondern ein Kaleidoskop von Interessen und Ideologien. Zwischen den Zeilen liest sich die Bilanz des Wachstumspfades Vietnams: eine Balance von Erhaltung und Erneuerung. Während viele sich nach mehr Liberalität und Freiheit sehnen, gibt es ebenso eine stille Mehrheit, die in der aktuellen Arbeit der Partei trotzdem Sicherheit sieht.
Solche Kongresse rücken unsere Aufmerksamkeit darauf, wie Geschichte und Politik miteinander verwoben sind, beeinflusst von den Interessen junger Menschen, die von einer international geprägten Perspektive beeinflusst werden, und dem strukturierten, oft starren Rahmen der ehemaligen Generationen. Der 10. Kongress erinnerte uns daran, dass Fortschritt nicht ohne Reibung erzeugt wird und dass selbst in den formellsten politischen Versammlungen Raum für Neuanfänge bleibt.